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0410 - Tödliche Perücken

0410 - Tödliche Perücken

Titel: 0410 - Tödliche Perücken
Autoren: Jason Dark
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laut zu tun.
    Er ging wieder zurück. Dabei hielt er die Arme ausgebreitet. Mit den Handrücken berührte er die Haltestangen; über seinem Kopf baumelten die Griffe, und er sah, dass ihm das Mädchen folgte. Rote und grüne Schlangen bewegten sich auf dem Kopf dieser Person. Sie richteten sich auf, zogen sich zusammen, drückten sich mal nach rechts, dann in die entgegengesetzte Richtung, verbeugten sich, richteten sich wieder auf und begannen ihr Spiel von neuem, wobei sie sich hin und wieder ineinander verschlangen.
    Allmählich wich bei Grady der Schock. Urplötzlich blieb er stehen, hob die Arme und packte zwei Halteschlaufen.
    Im nächsten Augenblick schwang er die Beine hoch, schrie und traf.
    Seine Stiefelsohlen jagten auf die Braut zu und stießen sie zurück.
    Das Mädchen riss die Arme hoch, drehte sich noch ab, fiel nach links und zwischen zwei Bänke. Ches Grady glaubte an einen Sieg, als er sie so liegen sah. Er griff in die Tasche und holte ein Messer hervor. Seine Aktionen wurden nicht mehr von normalen Gedanken geleitet. Was er tat, geschah aus lauter Angst, denn die spürte er in der Tiefe seines Herzens.
    Das Mädchen richtete sich soeben auf, als Grady plötzlich neben ihr stand. Aus seiner Faust schaute etwas Langes, Spitzes hervor.
    Eine Messerklinge!
    »Ich werde dir die Schlangen einzeln abschneiden!« versprach er und vollführte eine kreisförmige Bewegung, weil er das widerliche Gewürm seitlich kappen wollte.
    Seine Gegnerin aber stieß sich ab. Sie unterlief den Stich, und diesmal prallte sie gegen ihn. Die Klinge fuhr ins Leere. Jetzt schnellte die Braut hoch, und Grady spürte plötzlich das weiche Zeug in seinem Gesicht. Ein Ekelgefühl peitschte in ihm hoch. Er musste sich an einer Stange festhalten, um nicht zu fallen, und die Schlangen fanden zielsicher ihren Weg zu seinem Hals.
    Dort klammerten sie sich fest.
    Grady kam nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen.
    Aus dem weit aufgerissenen Mund drang ein Röcheln. Der Arm mit dem Messer fuhr in unkontrollierbaren Bewegungen durch die Luft.
    Die Klinge traf eine Sitzbank, schrammte an einer Metallstange ab, traf auch etwas Weiches, aber das bemerkte er kaum noch.
    Vier Schlangen gleichzeitig hatten sich wie Würgebänder um seine Kehle gewickelt.
    Gnade kannten sie nicht.
    Eine unheimliche Kraft leitete sie. Sie war nicht erklärbar, auch Ches schaffte es nicht, er wusste nur, dass sich sein Leben allmählich dem Ende zuneigte.
    Das Mädchen war stehen geblieben. Sie hatte sich breitbeinig aufgebaut. In ihren Augen lag eine erschreckende Kälte, vermischt mit Hass und Wut auf das Opfer.
    Die Schlangen schnürten Ches die Luft ab. Schon längst sah er seine Umgebung nicht mehr klar. Er merkte überhaupt nicht, dass der Zug fuhr.
    Er schwebte…
    Und er schwebte dem Tod entgegen. Wie auf einer Wolke glitt er dahin. Plötzlich war alles leicht. Sein Kopf lag schräg, das sah auch das Mädchen. Sie verfolgte seinen Todeskampf.
    Geschafft.
    Die Schlangen lösten sich vom Hals des Toten, als hätten sieeinen Befehl erhalten. Da keine Verbindung mehr bestand, verlor er das Gleichgewicht und sackte zurück.
    Er fiel gegen eine seitliche Sitzbegrenzung, konnte sich an dieser nicht halten und rutschte zu Boden.
    Das Mädchen erwachte wie aus einer Erstarrung. Sie wischte sich über die Augen, blickte sich um und stellte fest, dass sie mit einem Toten im Wagen war.
    An der rechten Seite spürte sie Schmerzen. Sie fühlte nach und ertastete die Nässe an ihrer Jacke. Blut hatte den Stoff getränkt, ihr Blut. In seiner Verzweiflung musste der Kerl sie mit der Klinge erwischt haben.
    Als sie sich das Messer ansah, erkannte sie die roten Schlieren auf der Klinge.
    Und dann stoppte der Zug.
    Die Lichter draußen auf dem leeren Bahnsteig waren wie kalte Inseln. Schilder mit der Aufschrift Hendon Central erschienen, die üblichen Kacheln, die Plakate an den Wänden, die Malereien.
    Und dennoch war etwas anders geworden.
    Jetzt lag ein Toter im Wagen.
    Der Zug hielt.
    Das Mädchen ging zur Tür. Bei jedem Schritt zuckte der Schmerz an ihrer Seite durch den Körper bis fast in die Schulter hinein. Sie riss sich aber zusammen, denn sie musste weg. Dabei hatte sie nicht mehr weit zu laufen. In ihrer Wohnung konnte sie sich erst einmal verkriechen, und dann würde sie anrufen…
    ***
    »Das ist der fünfte Whisky, Bill,« sagte der Mann in der braunen Hausjoppe und grinste.
    »Aber mit Eis!« schränkte der Reporter Bill Conolly ein.
    »Außerdem
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