Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
Vom Netzwerk:
mit einem seltsamen Gefühl in der Magengrube, daß die Spuren vor der bloßen Mauer endeten, die gut vier Meter hoch war, und die nicht die geringste Öffnung hatte. Es schien so, als ob die Frau mitten durch die Mauer gegangen wäre oder sich plötzlich in die Luft erhoben hätte.
    Louis Couderc ging in seine Bäckerei zurück und sagte seiner Frau, er habe nichts sehen können. Aber am nächsten Morgen war sie es, die die Neuigkeit herum erzählte. Und da die Ereignisse in Burach selten und wenig aufregend waren, hörte ihr die Kundschaft aufmerksam zu.
    Aber Madame Couderc war nicht lange die einzige, die etwas Spannendes zu erzählen wußte. Am Vormittag erfuhr man, daß es auch weiter unten, wo die Roques wohnten, ein seltsames Ereignis gegeben hatte. In der Nacht war an ihre Tür geklopft worden. Der Mann hatte ein Fenster im ersten Stock, wo sie schliefen, geöffnet und gefragt, was los wäre. Eine tiefe Männerstimme hatte geantwortet, aber Monsieur Roques hatte nicht verstanden, was gesagt wurde.
    Die Roques hatten nicht gewagt, die Haustür zu öffnen.
    „Sie verstehen, mit all diesen Fremden in der Umgebung!“ hatte Madame Roques gesagt. „Man hat Angst. Mein Mann hat das Fenster wieder geschlossen und sich zu Bett gelegt.“ „Das war alles?“
    „Nein, dann klang es, als würde ein Karren vorbeifahren, mit einem Pferd davor, das auf dem vereisten Schnee oft ausglitt.“
    „Aber niemand hier ist jemals auf die Idee gekommen, mit einem Pferdekarren um drei Uhr morgens auszufahren!“ sagten die Einwohner.
    „Wir dachten, vielleicht war jemand plötzlich erkrankt, und man transportierte ihn zum Doktor.“
    Die Roques waren im Dorf nicht besonders beliebt. Die Dorfgemeinschaft lebte in Harmonie, beinahe wie eine große Familie, aber die Roques waren immer Außenseiter geblieben.
    „Und dann?“
    „Mein Mann hat vor unserem Haus eine Spur gefunden, die eines Körpers, der bis an die Straße gezogen wurde. Und die Spuren eines Karrens.“
    Man glaubte das alles nicht ganz. Also ging man nachsehen. Und tatsächlich, die Spuren waren vorhanden. Man verfolgte sie und bemerkte, daß sie an der Kirche vorbeiführten und dahinter endeten. Dort gab es absolut nichts. Hinter der Kirche führte nur eine Art Spazierweg vorbei, an dem zwei Bänke standen. Im Sommer saßen dort die Großmütter und plauderten, während die Kinder spielten.
    Aber eine alte Frau erinnerte sich daran, daß um die Jahrhundertwende dort der Friedhof gewesen war.
    „Freilich!“ rief sie, und setzte zur Bestätigung dessen, was sie sagte, hinzu: „Warum sollte es sonst wohl Totenfeld heißen, das Plätzchen hinter der Kirche?“
    Irgend jemand forschte in den Grundbüchern der Gemeinde nach und fand heraus, daß die Alte recht hatte. Diese Geschichte mit dem Karren, der zum Friedhof fuhr, beeindruckte die Leute noch mehr als die Erzählung der Bäckerin.
    Aber der Tag brachte noch andere außergewöhnliche Vorfälle.
    Am frühen Nachmittag gingen zwei alte Frauen zur Kirche, um dort nach dem rechten zu sehen. Der Pfarrer kam nur einmal in der Woche, und manchmal, im Winter, kam er gar nicht. Dann versammelten sich die Gläubigen zur gewohnten Stunde in der Kirche und beteten gemeinsam.
    Die beiden Frauen gingen zur Kirche, um dort aufzuräumen und alles für den Sonntag vorzubereiten. Der Schnee, der sich vor den Fenstern angehäuft hatte, ließ noch weniger Licht in das Innere als sonst, und die beiden Frauen fanden sich anfangs schwer im Halbdunkel zurecht. Dann sahen sie einige Personen in der ersten Reihe sitzen.
    „Wer sind diese Leute?“ fragte Marguerite Barriere verwundert.
    „Kenne ich nicht“, entgegnete Marie Rabanel.
    Seite an Seite gingen sie mit kleinen Schritten nach vorn.
    „Man hört sie gar nicht beten“, flüsterte Marguerite.
    Sie blieben stehen. Die Fremden erhoben sich einer nach dem anderen und gingen zur Seitentür hinaus. Sie hatten alle Kapuzen auf, die ihre Gesichter größtenteils verbargen.
    „Hast du gesehen? Man könnte sie für Mönche halten.“
    „Nein, es waren zwei Frauen dabei, da bin ich sicher!“
    Als sie vor die Kirche traten, war niemand mehr auf der Straße zu sehen. Sie gingen schnell in die Schenke, um von ihrem Abenteuer zu berichten. Die Männer, die dort beim Kartenspiel saßen – unter ihnen der Bäcker – fanden diese Häufung von außergewöhnlichen Geschehnissen beunruhigend.
    „Man muß den Herrn Pfarrer bitten, die Geister aus dem Dorf auszutreiben!“ rief Marie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher