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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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Seite.
    Sie sahen, daß es ein Totenwagen war, dessen Rückwand herabgelassen war. Der Kutscher saß vorn auf einem hohen Kutschbock, eingehüllt in einen schwarzen Umhang. Die Begleiter waren in merkwürdige Kniehosen und Blusen gekleidet. Alle drei Männer trugen spitze Kapuzen auf dem Kopf. Manchmal blieben sie vor einer Haustür stehen und schienen irgend etwas von der Schwelle aufzuheben und sorgfältig auf den Karren zu legen.
    Dann knallte der Kutscher mit der Peitsche, und der Karren fuhr weiter.
    „Und das Pferd? Trug es auch eine Kapuze?“ fragte ein Spaßvogel.
    „Es hatte eine Decke übergeworfen.“
    „Nur weiter so!“ rief ein junger Mann, Auguste, der als klügster Kopf des Orts galt. „Früher haben die alten Leute Schauermärchen erzählt, so daß im Winter niemand sich aus seinen eigenen vier Wänden wagte. Und ihr tut genau das gleiche. Ich habe nichts gesehen, denn in der Nacht schlafe ich. Es wird noch zu einer Panik kommen, wenn das so weitergeht.“
    Aber die Panik lag bereits in der Luft. Tagsüber verließen die Leute ihre Häuser, wo sie sich zu einsam fühlten, und gingen in die Schenke, in die Bäckerei, um zu plaudern und über die nächtlichen Geschehnisse zu diskutieren.
    Dann tauchten zum zweiten mal tote Ratten auf, aber diesmal an drei verschiedenen Plätzen gleichzeitig und in größerer Anzahl.
    Die Männer gingen mit dem Bürgermeister zu den Orten, wo man sie gefunden hatte.
    „Das Blut tritt von der Schnauze aus“, sagte der Bürgermeister, als er eines der toten Tiere mit seinem Stock herumdrehte.
    „Man muß sie eingraben.“
    „Ja“, stimmte der Bürgermeister zu. „Doch vorher muß man sie mit Kalk übergießen.“
    Aber niemand im Ort besaß Kalk.
    „Wir werden sie verbrennen“, erklärte der Schmied.
    Der Gestank zog sich durch das Dorf und blieb stundenlang über den Häusern liegen.
    Dann hatte man in der Schenke eine Idee: eine nächtliche Patrouille durch die Dorfstraßen.
    „Nun wird sich herausstellen“, sagte der Bürgermeister, „ob es sich um Spaßvögel oder tatsächlich um Fremde handelt, die uns in stockdunkler Nacht ihren Besuch abstatten.“
    Drei Wachen von je vier Männern wurden aufgestellt, die erste von 21 Uhr bis Mitternacht, die zweite von Mitternacht bis drei Uhr früh, und die dritte von drei bis sechs Uhr. Außerhalb dieser Stunden hatte man bisher noch keine ungewöhnlichen Erscheinungen wahrgenommen.
    Gewehre fehlten, man hatte sie den Gendarmen übergeben müssen. So bewaffnete man sich mit Knüppeln. Die Schenke sollte als Wachlokal dienen und als Raststelle, wo man sich aufwärmen konnte. Der Wirt stellte einen Topf heißen Wein auf den Kamin, aus dem sich jeder einschenken konnte, soviel er wollte. Couderc brachte frisches Brot dazu, und jeder tat sein Möglichstes, um die Wachposten zu versorgen. So schafften die Einwohner noch ein wenig Wurst, Schinken, Käse und Schweinefett herbei.
    Während der ersten Wache gab es nichts zu melden, und als bereits die zweite Wache unterwegs war, feierte man fröhlich in der Schenke. Da kam Francois hereingestürmt: „Kommt schnell, wir haben jemanden angehalten.“
    Die Männer liefen aus der Schenke und fanden die anderen drei der Wache über einen Mann gebeugt, der ausgestreckt im Schnee lag. Eine Laterne beleuchtete den Teil des Gesichts, der unter der Kapuze sichtbar war.
    „Sein Gesicht ist ganz schwarz, und er spuckt Blut.“
    „Habt ihr ihn geschlagen?“ fragte der Bürgermeister.
    „Nein. Als er uns sah, wollte er davonlaufen. Dann fiel er nieder. Vielleicht ist er krank.“
    „Man muß ihn wegtragen, wir können ihn nicht hier liegenlassen.“
    Als sie den Mann wegtragen wollten, hörten sie plötzlich ein knirschendes Geräusch.
    „Hört!“ rief einer. „Der Karren!“
    Sogar Auguste, der Kluge, sperrte die Augen auf.
    Der Karren kam langsam heran. Als der Kutscher sie sah, knallte er mit seiner Peitsche, und das Pferd blieb stehen.
    „Wer seid ihr?“ fragte der Bürgermeister.
    „Wir sind die Totengräber, vom Herrn über Burach dazu bestimmt, die Toten von den Schwellen der Häuser einzusammeln und zu beerdigen. Hütet euch vor dem Schwarzen Tod, den wir mit uns führen!“
    Die Grabesstimme lähmte alle. Die beiden Begleiter des Karrens kamen zu den vier Männern, die die Trage hielten und den beiden entsetzt entgegen starrten.
    „Gut so!“ rief der Kutscher. „Nehmt ihn gleich mit!“
    „Wartet!“ sagte der Bürgermeister.
    In diesem Augenblick schrien alle
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