Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
Vom Netzwerk:
nächsten Morgen fand ich ihn dabei, die Küche auszukehren. Er hatte bereits Feuer gemacht, Wasser aufgesetzt und wärmte einen Rest Suppe vom Vortag.
    Er wollte keinen Kaffee, sondern zog die alte Suppe vor.
    Letztlich haben wir uns aneinander gewöhnt. Aber es waren mehrere Jahre nötig, um ihn davon zu überzeugen, daß ich keine Macht über die Zeit hatte. Außerdem begriff er, daß ich selbst Ninon verloren hatte, was mich sehr schmerzte. Aber im Innersten bewahrte er mir gegenüber doch stets ein gewisses Mißtrauen, Hauptsächlich deshalb, weil ich im täglichen Leben so viele magische Gegenstände verwendete: Zündhölzer, Weckeruhr, Kaffeemühle, Uhr, Zigaretten. Ganz zu schweigen von den Entdeckungen, die er nach und nach machen sollte: Autos, Fahrräder, Radios, Elektrizität.
    Nun war ich also der Besitzer von einem Stückchen guter Erde, und Collin und ich machten uns an die Arbeit. Er war fleißig. Dann richtete ich das Haus so gemütlich wie möglich ein.
    Aber nicht ein einziger Tag verging, ohne daß ich nicht nach einer Möglichkeit gesucht hätte, Ninon wiederzusehen. Ich ließ mir sogar Bücher schicken, die von Magie und Zauberei handelten, aber nirgends fand ich eine Lösung. Auch Collin übte sich heimlich in gewissen Praktiken, versuchte, dem Teufel seine Seele zu verkaufen und opferte einem Dämon einige Tiere, um wieder dorthin zu gelangen, wo er das Licht der Welt erblickt hatte.
    Und dreißig Jahre nach diesem Unglückstag kann ich immer noch nicht glauben, daß sie tot ist. Vielleicht ist sie verheiratet, hat Kinder und denkt nur undeutlich an die Zeit unserer wunderbaren Liebe zurück.
     

     

Ich habe lange geträumt, und die Nacht ist gekommen. Die Gasflamme, wird immer dünner, und wenn ich einen ruhigen Abend verbringen möchte, dann wird es Zeit, daß ich die Flasche wechsle. Ich gehe in die Küche hinunter und bin überrascht, Collin nicht zu sehen. Ich rufe, aber er antwortet nicht. Ist er immer noch bei den Ställen? Seltsam.
    Aber zuerst möchte ich die Flasche wechseln. Die Sache dauert einige Minuten, dann gehe ich wieder in die Küche. Bald achtzehn Uhr, und Collin ist immer noch nicht da. Und wer wird das Abendessen kochen?
    Ich entschließe mich, ihm entgegenzugehen. Ein wenig frische Luft wird mir guttun. Also ziehe ich meinen Schafpelz über und nehme eine starke Taschenlampe.
    Der Schnee, der in der Zwischenzeit gefallen ist, hat die Spuren Collins unkenntlich gemacht. Ich kämpfe mit dem Schnee, der mir bis über die Knie reicht, und rufe zwischendurch nach Collin. Vielleicht ist er in den Ställen eingeschlafen? Das passiert ihm manchmal. Er hat immer eine Lederflasche voll Wein bei sich.
    Es ist sehr anstrengend, durch den Schnee zu waten, aber ich bleibe nicht stehen, obwohl ich schon außer Atem bin. Bald erreicht der Strahl meiner Taschenlampe das Stallgebäude, etwa fünfzig Meter entfernt.
    Ich trete durch eine Seitentür ein, gegen die der Wind den Schnee fast mannshoch angeweht hat. Die Schafe blöken, weil sie hören, daß jemand kommt. Die Hunde bellen. Wie gedankenlos ich bin! Ich hätte ihnen gleich ihr Futter mitbringen können. Aber es muß hier irgendwo noch einige Dosen Hundefutter geben.
    Die Zwischentür. Geschlossen. Ich stoße sie auf und bin im Dunkel. Also drehe ich die Taschenlampe wieder auf volle Stärke.
    „Collin?“
    Nur die Tiere antworten. Hunde und Schafe. Ich sehe in die Seitenställe, und alle Tiere wenden mir die Köpfe zu. Ihre Futterkrippen sind gefüllt. Hat Collin sich am Rückweg verirrt?
    Als ich mich umdrehe, sehe ich erst die Schnur, die vom Türbalken herabhängt und am unteren Ende eine Schlinge bildet. Sie schwingt im Luftzug leise hin und her.
    Ich begreife nicht sofort. Erst als ich die Lederflasche am Boden liegen sehe, erkenne ich die furchtbare Wahrheit.
    „Collin“, sagte ich erschüttert.
    Er hat sich erhängt, und sein Körper ist in seine Epoche zurückgekehrt. Irgendwo an einer bestimmten Stelle werden mittelalterlich gekleidete Gestalten seine Leiche finden und verständnislos davorstehen. Niemand wird sich an ihn erinnern.
    Ich lehne mich an die Wand. Die Beine geben unter mir nach, und die Erregung, die Hoffnungslosigkeit überwältigen mich.
    Collin hat sich an die Leichen erinnert, die verschwanden, um in ihre eigene Epoche zurückzukehren. Ich habe ihm von diesem Phänomen erzählt. Die Idee hatte sich vermutlich in seinem Kopf festgesetzt, bis er heute zu dem Schluß kam, daß dies die einzige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher