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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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vorkam. Und dieser war gewiß verschieden von dem aus dem Jahr 1385. Möglicherweise half er erst nach mehreren Impfungen, und das machte ich auch für meine Tante, Ninon und mich. Für die anderen konnte ich nichts mehr tun.
    Wir glaubten, daß mehrere Tote in den anderen Häusern lagen. Aber ihre Namen erfuhren wir nicht mehr, denn wie er es vorhergesehen hatte, war Pierre am nächsten Tag nicht mehr in der Lage, sein Fenster zu öffnen. Und nun hatten wir keinen Kontakt mehr mit den anderen Dorfbewohnern.
    Ich versuchte, so viele Wölfe wie möglich zu töten, indem ich ihnen mit Rattengift versetzte Fleischstücke zuwarf. Sie zogen sich immer weiter von unserem Haus zurück. Aber wenn ich vor die Tür trat, sah ich sie in Rudeln auf der Hauptstraße stehen, bereit, mich anzugreifen, wenn ich mich näher wagte.
    Ich versuchte über die Dächer zu den anderen Häusern zu gelangen, aber stets schnitt mir irgendwo ein Gäßchen den Weg ab. Die Nachbarhäuser waren jedenfalls unbewohnt. Auf meine Rufe kam keine Antwort. Ich drang in die Häuser ein und fand die Toten vor. Meist lagen sie alle miteinander in einem einzigen Zimmer, und der Gestank in den Häusern war unerträglich. Zum Glück war es sehr kalt, und der Geruch konnte sich nicht verbreiten.
    Eines Tages, als ich auf einem der Dächer stand, die am weitesten von unserem Haus entfernt waren, begann ich hinauszurufen, ohne eine einzige Antwort zu erhalten. Ich wollte einfach nicht glauben, daß alle tot waren. Als ich zurückkam, sagte ich meiner Tante und Ninon, das ich zwar Antwortrufe gehört hätte, aber die Stimme nicht hätte identifizieren können, da sie zu weit weg gewesen wäre.
    Obwohl wir keinen Mangel hatten, suchte ich in den Häusern der Toten nach Vorräten. Meine Tante machte sich Sorgen, und wir bemerkten, wie sie immer kränklicher wurde.
    Ninon und ich waren sehr verliebt. Meine Frau – und ich weiß nicht, weshalb ich sie anders nennen sollte, lebte sich in unserer Epoche ohne Schwierigkeiten ein. Sie gewöhnte sich an die vielen Dinge, die für sie neue waren, und ich versuchte bereits, ihr das Lesen und Schreiben beizubringen. Aber es interessierte sie nicht besonders.
    Im Grund genommen waren wir wie Schiffbrüchige auf einer Insel, die rundum vom Ozean umspült wurde. Aber stets sah ich hinaus aus dem Küchenfenster, hinüber in die Dorfstraße, und fragte mich, was aus den übrigen Dorfbewohnern geworden war. Waren sie alle tot? Von Tag zu Tag wuchs meine Neugier.
    Ich bereitete meine Expedition gründlich vor, und eines Tages überraschte mich meine Tante, als ich gerade dabei war, zwei Leitern zusammenzubinden. Sie verstand sofort, was ich vorhatte.
    „Ich wollte es dir vorher nicht sagen, aber ich glaube, es ist richtig, daß du es versuchst, Simon“, sagte sie. „Ich schlafe kaum mehr. Ich fürchte, das im ganzen Dorf niemand mehr am Leben ist, keiner meiner Freunde.“
    Aber Ninon protestierte. „Geh nicht! Es ist zu gefährlich. Und was nützt es dir, wenn du es weißt? Draußen warten die Kälte, die Wölfe und die Pest auf dich?“ „Ich muß gehen.“
    Dank meiner Leitern konnte ich die trennende Gasse überqueren. Natürlich hatte ich ein bißchen Angst vor diesem Akrobatenstück, aber ich zögerte nicht erst.
    So konnte ich alle Häuser betreten. Und ich fand sie alle. Manchmal waren sie bereits bis zur Unkenntlichkeit entstellt, denn in den Häusern war es wärmer als draußen. Wir haben dicke Mauern, die die Wärme im Winter gut halten.
    Nur die Hauptstraße konnte ich wegen der Wölfe nicht überqueren, denn dafür waren meine Leitern zu kurz. Aber ich kam bis zur Bäckerei. Die Backstube war voll mit trockenem Brot, denn Couderc war ein gewissenhafter Mann gewesen. Er hatte sein Brot bis zum Schluß täglich gebacken, für Kunden, die es nicht mehr holen kamen. Couderc und seine Frau lagen in den Ehebetten. Der Anblick war grauenerregend.
    Von den Dächern aus rief ich hinüber in den anderen Teil der Ortschaft, aber ich erhielt keine Antwort. Ich nahm nur etwas Nahrung aus den Häusern mit und zwei Gewehre samt Munition. Dann verschanzte ich mich auf einem Dach und begann auf die Wölfe zu schießen, wo immer sie auftauchten. Ich sah sie fallen, und nach einer kurzen Weile verschwanden ihre Kadaver. Zum Schluß floh ein mageres Rudel ins Hilariusgäßchen, kehrte aber wieder zurück. Ich konnte noch zwei Tiere erlegen, dann rasten sie wieder ins Hilariusgäßchen, sprangen gegen die Mauer und zurück ins
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