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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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werden sich alle auf uns stürzen.“
    „Gib mir lieber ein Stück Fleisch oder Speck.“
    Ich warf es hinaus und wartete. Der große Wolfsrüde kam zuerst: langsam, mißtrauisch. Ich mußte abwarten, bis er nahe genug heran war, denn ich wollte keinesfalls Munition vergeuden. Er sah mich, kam aber trotzdem näher. Diese Tiere stammten aus dem vierzehnten Jahrhundert und kannten den Effekt einer Feuerwaffe nicht. Vermutlich hielten sie die Gewehre für Knüppel.
    Der große Wolf war nicht mehr als fünf Meter entfernt, als ich auf sein Ohr zielte und abdrückte. Er fiel um, wie vom Blitz getroffen.
    „Gebt acht“, sagte ich.
    Nach einigen Sekunden verschwand der Kadaver vor unseren Augen. Meine Tante und Ninon riefen entsetzt:
    „Dort! Dort sind andere!“
    Drei. Eine Wölfin und zwei Junge.
    Ich lud nach und traf eines der Jungen. Die Wölfin sprang gegen das Fenster, und wir sahen ihren geöffneten Rachen. Ich lief in den ersten Stock, um sie von oben zu treffen, aber sie machte einen enormen Satz und war weg, ehe ich zielen konnte.
    Am Nachmittag sahen wir unseren Nachbarn Pierre am Fenster gestikulieren. Ich ging hinauf, um zu hören, was er wollte.
    „Meine Frau ist krank. Sie hat geschwollene Drüsen. Was soll ich tun? Der Impfstoff hat nicht gewirkt.“
    Ich hatte noch welchen, aber da waren die Wölfe.
    „Können Sie mir Deckung geben, während ich versuche zu Ihnen hinüber zu laufen?“
    „Ich habe ein Gewehr und kann es versuchen. Aber vielleicht sind die Wölfe schneller als ich.“
    Ninon und meine Tante flehten mich an, nicht zu gehen, aber ich bereitete bereits zwei Fackeln vor. Dann hängte ich mir die Tasche um den Hals und verließ das Haus, in jeder Hand eine der hoch brennenden Fackeln.
    Die Wölfe warteten bereits auf mich, wagten sich aber nicht heran. Pierre schoß ohne Unterlaß, und ich ließ das Feuer kreisen. Die Wölfe verbrannten sich die Schnauzen und zogen sich heulend zurück.
    „Marthe geht es sehr schlecht“, sagte Pierre, als ich in sein Haus trat.
    Ich stieg in den ersten Stock und bereitete meine Spritze vor. Aus dem Augenwinkel sah ich, daß Marthes Zustand hoffnungslos war. Ich machte trotzdem eine Injektion.
    „Kannst du mir auch eine zweite geben?“ fragte Pierre.
    „Wenn Sie möchten.“
    Er zog sein Hemd aus, und ich sah die geschwollenen Drüsen. Auch er war zum Tod verurteilt.
    „Höre zu, wenn morgen früh dieses Fenster nicht offen ist, dann weißt du, das Marthe und ich …“
    „Na, na, Pierre! Nur keine Schwarzmalerei!“
    Aber er war sehr ruhig und schien zu wissen, was er sagte. „Bevor ich sterbe, werde ich aber gewiß noch einige Wölfe erschießen.“ Er sah mich an. „Willst du zurück?“
    „Ich muß wohl.“
    „Gut. Komm.“
    Ich zündete wieder meine Fackeln an und setzte mich in Trab. Wölfe liefen heran, rollten sich im Schnee, und nach einer Sekunde waren ihre Kadaver verschwunden. Als ich fast beim Haus war, kam die Wölfin mit gebleckten Zähnen aus einem dichten Gebüsch und versperrte mir den Weg. Ich verteidigte mich mit den Fackeln, verbrannte ihr Fell, aber sie ließ nicht ab. Zuletzt wußte ich nicht mehr, was ich tun sollte. In diesem Augenblick öffnete sich unser Küchenfenster einen Spalt, und ich sah den Lauf des Karabiners dahinter glitzern. Die gute Tante, schoß es mir durch den Kopf. Sie hat in ihrem Leben noch kein Gewehr in der Hand gehabt.
    Der Wolf vor mir war keine drei Meter von unserem Küchenfenster entfernt, und er war zum Absprung bereit.
    „Achtung!“ rief ich.
    Im selben Moment krachte der Schuß, und die Wölfin wälzte sich blutend im Schnee. Sie war nicht tot und versuchte immer noch sich aufzurichten und nach mir zu schnappen. Aber ich konnte sie umgehen und ins Haus gelangen.
    In der Küche stand Ninon am Fenster, hielt das Gewehr weit von sich weg und ließ es dann erschreckt fallen. Ich schloß sie in die Arme. Nur die Liebe konnte sie dazu bringen, dieses „Teufelswerk“ überhaupt anzufassen.
     

     
    Nun begann die schrecklichste Zeit für unser Dorf. Und paradoxerweise die schönste für mich. Ninon war bei mir, und ich sollte sie so bald verlieren.
    Die Wölfe, die durch die Straßen Burachs streiften, zwangen die Leute, in ihren Häusern zu bleiben. Die langsame Agonie begann. Die Pest breitete sich weiter aus und raffte mehrere Leute täglich hinweg. Ich überlegte gequält, warum das Serum wirkungslos war. Der Impfstoff war wohl nur gegen einen Erreger entwickelt worden, wie er gegenwärtig
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