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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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Weiter weg stand eine ganze Meute um ein Häufchen Abfall versammelt.
    „Man hat sie bereits unter Beschuß genommen. Aber, sag mir bloß, wo warst du die ganze Zeit?“
    „Drüben.“
    „Du bist durch das Apfelzimmer zurückgekommen? Heute früh?“
    „Heute Nacht, Tante.“
    „Nachts? Und ich habe geglaubt allein zu sein und fürchtete mich. Ich lag die ganze Nacht lang wach und habe gebetet.’’
    Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken.
    „Das freut dich, ja?“
    „Tante, dann hast du mich ja bestimmt gehört.“
    „Nun, ich habe hin und wieder ein wenig geschlafen. Du hast dich wegen dieses Mädchens in Gefahr begeben? Hast du sie wieder gefunden?“
    „Ja, Tante. Sie ist hier.“
    „Unter meinem Dach?“
    Ich wußte nicht, ob sie tatsächlich so wütend war, wie sie tat.
    „In meinem Zimmer.“
    „Was? Und wo hast du geschlafen?“
    „Mit ihr, Tante.“
    „So? Du bringst dir also Mädchen aus einem anderen Zeitalter mit, um sie hier zu verführen? Schämst du dich denn nicht? Wo ist denn die arme Kleine?“
    Sie stieg bereits die Treppe hinauf. Sie öffnete die Tür meines Zimmers und blieb stehen. Ich war ihr gefolgt, und über ihre Schulter hinweg sah ich ein entzückendes Bild: Ninon war wieder eingeschlafen. Ihr goldenes Haar lag über dem Polster ausgebreitet und bedeckte keusch ihren nackten Busen.
    Meine Tante schloß leise die Tür. „Sie wird sich erkälten.“
    Wir stiegen wieder zum Feuer hinunter. „Ich verstehe dich gut“, sagte sie. „Liebt sie dich?“
    „Ich glaube es.“
    „Ist sie nicht irgendein dahergelaufenes Mädchen?“
    „Nein, Tante. Sie war Jungfrau.“
    Sie bekreuzigte sich. „Heiliger Himmel!“
    „Ich habe nur die besten Absichten, Tante.“
    „Das hoffe ich, und ich werde darüber wachen, daß du sie auch ausführst. Aber nun müssen wir an die Wölfe denken, und wie wir sie wieder loswerden. Sonst verhungern wir. Sie sind so scheu, das man sie kaum vor die Flinte bekommt. Ich habe unseren Nachbarn Pierre mindestens zwanzigmal erfolglos auf sie schießen sehen.“
    „Ach bitte, besorge ein wenig Milch und Brot für deine Nichte, sie wird hungrig sein, wenn sie aufwacht.“
    „Du Schurke!“ sagte meine Tante friedlich.
    „Sie braucht auch ein Kleid.“
    „Willst du damit sagen, daß sie nackt in mein Haus gekommen ist?“
    So erzählte ich ihr also die ganze Geschichte und ließ nur die knusprigen Details aus. Aber die Tante verstand, daß ohne mich der Ritter und Collin Ninon vergewaltigt und gezwungen hätten, Dinge zu tun, die sie verabscheute.
    „Also, ich sehe nach, ob ich etwas finde.“
    Nach fünf Minuten kam sie mit einem wunderschönen Kleid mit grauen und rosa Streifen zurück.
    „Ich habe es ein einziges mal bei einem Ball getragen, wo ich einen sehr netten jungen Mann kennengelernt habe.“
    „Und ist nichts daraus geworden?“ „Ich habe ihn nie wiedergesehen“, sagte sie.
    So einfach war das. In diesem Augenblick wurde sie mir noch sympathischer.
    „Bring ihr das Kleid und das Frühstückstablett. Sobald sie fertig ist, soll sie herunterkommen.“
    Ich weckte Ninon mit einem Kuß, und sie legte ihre Arme um meinen Hals.
    Sie schlang das Frühstück im Handumdrehen hinunter. Als ich das Kleid vor ihr ausbreitete, blieb ihr der Atem weg. Ich fand großes Vergnügen darin, ihr beim Ankleiden zu helfen, erregt von dem Gedanken, daß sie unter dem Ballkleid meiner Tante nichts an hatte.
    Dann hielt ich meine Faust waagrecht ausgestreckt, und sie legte ihre kleine Hand darauf. So erschienen wir, sehr mittelalterlich, vor meiner Tante, die uns gerührt vom Kamin aus entgegensah. Ninon versank in einen tiefen Knicks, und meine Tante nahm sie in ihre Arme.
    Aber bald mußten wir an die Tagesereignisse denken.
    „Es hat heute Nacht wieder drei Tote gegeben, trotz der Impfungen“, sagte Tante.
    „Wieso weißt du das, wenn man doch wegen der Wölfe das Haus nicht verlassen kann?“
    „Pierre, der Nachbar, hat es herüber gerufen. Und er weiß es vom nächsten Haus. So werden jetzt die Neuigkeiten weitergegeben.“
    „Und was macht man mit den Toten?“
    „Weiß ich nicht.“
    „So wird also auch das Hilariusgäßchen nicht mehr bewacht?“
    „Nein. Die Fremden kommen doch nicht freiwillig in diesen Wolfsbau.“
    Ich stieg in mein Zimmer hinauf und suchte Gastons Karabiner und die Munition hervor. Ich öffnete das Küchenfenster ein wenig und steckte den Lauf der Flinte hinaus.
    „Bist du verrückt?“ sagte meine Tante. „Sie
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