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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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vierzehnte Jahrhundert, aus dem sie gekommen waren. Ihre Rückkehr am helllichten Tag mußte auf der anderen Seite eine Panik ausgelöst haben.
    Dann stieg ich vom Dach, und meine Tante sah mir entgegen, als ich mit zwei Gewehren beladen zum Haus kam.
    „Ich habe euch schießen gehört. Habt ihr euch zusammengetan, um den verdammten Bestien den Garaus zu machen?“
    Ich kam näher und senkte den Blick. „Ihr wart doch mehrere, nicht wahr?“
    Ich wäre am liebsten umgekehrt. „Nein Tante. Ich war allein.“ „Wie? Simon?“ „Ich war allein.“ „Nein! Nein!“
    Sie lief in das Dorf hinein, ohne das ich sie hätte zurückhalten können. So ging ich mit großen Schritten hinter ihr her, ein Gewehr in Anschlag, für den Fall, das die Wölfe wiederkamen.
    Sie lief von Tür zu Tür, hieb mit den Fäusten dagegen und rief die Leute bei ihren Namen. Zum Schluß ließ sie sich schluchzend in den Schnee fallen. Ich hob sie auf und brachte sie nach Hause. Ninon wollte sie zu Bett bringen, aber sie weigerte sich und setzte sich auf ihren niederen Sessel am Feuer. So blieb sie den Rest des Tages sitzen und nahm keinen Bissen zu sich.
    Um zehn Uhr abends bat ich sie, doch schlafen zu gehen.
    „Nein“, sagte sie. „Hier hält man nachts die Totenwache. Ich werde wachen. Heute Nacht, morgen Nacht, solange ich kann.“
    Wir blieben die Nacht über bei ihr, und auch die folgende. Aber in der dritten Nacht konnten wir nicht mehr, und wir legten uns zu Bett.
    Am nächsten Morgen fand ich meine Tante tot in ihrem Sessel am Feuer. Es war ein ruhiger Tod, und bestimmt erlöste er sie nur, weil sie ihn mit aller Kraft herbeigesehnt hatte, weil sie nicht mehr leben wollte ohne ihre Freunde.
    Ich ging zum Friedhof, um für meine Tante ein Grab auszuheben. Da sah ich die Gestalt eines Mannes. Ich dachte, es wäre ein Überlebender aus dem Dorf, aber als er sich umdrehte, erkannte ich Jehan de Boffre. Er blieb stehen und sah mir entgegen.
    „Ich dachte, Ihr wärt tot, wie alle in diesem Dorf, wie fast alle in dem meinen … meine Frau, meine Eltern, meine Kinder.“
    „Mein armer Freund!“
    „Weshalb habe ich allein überlebt? Weshalb?“
    Ich antwortete nicht.
    „Ich bin gekommen, um ein wenig Brot zu holen. Ich muß wohl leben.“
    „Was ist drüben geschehen?“
    „Die Seuche wütet weiter. Wir haben Wölfe in großer Zahl. Man spricht davon, den Magier und sein Haus zu verbrennen. Die Leute versammeln sich vor seiner Tür, und eines Tages werden sie das Gebäude in Brand stecken.“
    „Und die Herberge?“
    „Von dort dringt nichts heraus. Die Läden sind geschlossen. Da fällt mir ein: Habt Ihr damals eindringen können? Und das junge Fräulein, das Ihr suchtet?“
    „Sie lebt jetzt bei mir.“
    „Ich wünsche Euch und dem Fräulein viel Glück. Es war mir eine Ehre, Euch kennengelernt zu haben, mein Herr. Nun muß ich ein Stück Brot holen.“
    Er ging davon.
    Ich hob das Grab aus und fertigte einen Sarg in der Tischlerwerkstatt an. Dann begleitete mich Ninon, als ich den Sarg zum Friedhof brachte. Wir begruben sie, so gut wir konnten, und gingen zurück.
    Ich weiß nicht, was der Magier in der Nacht mit uns anstellte. Jedenfalls fiel das ganze Dorf zurück in die Vergangenheit. Ich erwachte, aber da die Fenster meines Zimmers nach hinten gingen, stieg ich in die Küche hinunter und sah hinaus.
    Auf der Straße standen Leute in mittelalterlicher Kleidung.
    Ich ging hinauf und sagte es Ninon.
    Sie wurde sehr blaß.
    „Fürchte dich nicht, ich bin bewaffnet.“
    Ich holte die Gewehre und Munition und verriegelte das Apfelzimmer, aber die Dinge geschahen im ganzen Haus. Ich erkannte flüchtig den großen Raum der Herberge, sah in Gesichter, die ich in der Herberge gesehen hatte: Berangere, das Mädchen, mit dem ich im Zimmer des Ritters so großen Spaß gehabt hatte, Collin und seine beunruhigende Fratze, Grangure. Nur der Ritter blieb unsichtbar.
    Diese Leute, die in der Herberge, abgeschlossen vom Geschehen rund um sie, lebten, wußten nicht, was draußen passiert war. Ninon beruhigte sich. Es genügte, wenn wir vermieden, gesehen zu werden, und wir trafen unsere Vorkehrungen. Das Ärgerliche war nur, das alles von der Küche aus geschah. Also zogen wir in eines der Zimmer im ersten Stock und verwendeten den Kamin zum Bereiten der Mahlzeiten. Aber ich mußte doch wegen diesem oder jenem hinuntergehen, und so lief ich einmal gegen Collin. Er sah mich an wie einen Geist, aber bevor er schreien konnte, war ich bereits
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