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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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entfernt in die Wand. Aber er war mir zu nahe gekommen, und das meine durchschnitt ihm die Kehle. Er stürzte zu Boden, und in diesem Augenblick bekam ich das leichte Schwindelgefühl.
    „Ninon! Schnell!“
    Sie lief zu mir, aber mitten in seinem Sturz griff die Hand des Ritters nach ihrem Fußgelenk. Ich eilte vorwärts, aber alles begann zu verschwinden. Zuerst der tote Ritter, der immer noch Ninons Knöchel festhielt.
    Und dann fand ich mich allein, fast verrückt vor Schmerz, im Apfelzimmer meiner Tante. Und alle Luken in der Zeit hatten sich geschlossen.
     

     

Es schneit immer noch, und Collin ist nicht zurückgekehrt. Die Nacht wird bald da sein – eine Art schwarzgrauer Schleier, der uns vierzehn Stunden am Tag einhüllt. Die Tage werden immer kürzer.
    Ich ziehe mechanisch an meiner Pfeife. Es ist nötig, das ich meine Geschichte bis zum Ende erzähle, damit alles seine Ordnung hat. Ich könnte plötzlich sterben, und ich will, daß man eine Spur aus dieser furchtbaren Zeit, die ich erlebt habe, findet. Und ich bin der einzige Überlebende. Ich habe bereits versucht, den Leuten aus den Nachbarorten davon zu berichten, aber sie begannen nur, mich seltsam anzusehen, und sie schickten mir die Gendarmen. Sie hielten mich für verrückt, und ich mußte meinen Geisteszustand prüfen lassen. Da hörte ich auf, von meinen Erlebnissen zu erzählen.
    Als die Zeit sich fixiert hatte, war ich nahe daran, wahnsinnig zu werden. Ich warf mich gegen die Türen und Wände und versuchte alles, um meine geliebte Ninon wiederzufinden. Ich wußte, daß sie drüben war und gleich mir weinte und betete, daß wir zueinanderfanden.
    Nach einigen Augenblicken ging ich hinaus auf die Straße. Sie war leer. Die Zeit hatte alle Leute, die sich hier befunden hatten, zurück ins vierzehnte Jahrhundert geholt.
    Ich lief ins Hilariusgäßchen und hoffte, daß der Zauber des Magiers an dieser einen Stelle weiterwirkte, aber ich stieß nur gegen eine Steinmauer und zerkratzte mir die Finger. Auch hinter der Kirche, auf dem Totenfeld, fand ich keinen Durchgang.
    Bevor ich aufgab, suchte ich noch in den Häusern der Toten, trotz des entsetzlichen Gestankes, der die Leichen umgab. Ich probierte an jeder Stelle und öffnete hastig jede Tür, jedes Fenster, jede Dachluke. Alles vergebens.
    Am ersten Tag kehrte ich völlig erledigt nach Hause zurück. Ich war entmutigt. Trotzdem machte ich Feuer im Kamin. Zu dieser Zeit gab es noch elektrisches Licht im Ort, und als ich es im Keller anknipste, sah ich eine Gestalt auf den morschen Regalen liegen.
    Collin! Der Zwerg Collin lag da, sternhagelvoll vom Wein meiner Tante. Ein verrücktes Lachen stieg in meiner Kehle hoch. Das Schicksal zeigte sich von seiner boshaftesten Seite, indem es mir Ninon nahm, um mir dafür diese Jammergestalt zu überlassen. Außerdem haßte ich ihn. Ich sah mich um, aber ich fand nur die Hacke am Hackstock liegen, wo meine Tante das Kleinholz zum Anfeuern machte. Ich hob sie über Collins Schädel, ließ aber den Arm sinken. Mit einemmal schien es mir, als hätte mir das Schicksal einen Wink gegeben, das noch nicht alles verloren war. Vielleicht griff die Zeit nach ihm, um die Lücke auszufüllen, die sein Verschwinden im Jahr 1385 zurückgelassen hatte. Und vielleicht fand ich dann Gelegenheit, mit ihm zu gehen.
    Ich lehnte die Hacke wieder an den Hackstock und holte einen Kübel kaltes Wasser, das ich dem Zwerg über den Schädel goß. Nicht ohne ein gewisses Vergnügen, muß ich gestehen. Er öffnete mühsam die Augen, brabbelte etwas vor sich hin, und dann verließ ihn die Trunkenheit soweit, daß er mich erkannte. Er sprang auf, sah um sich wie ein gefangenes Tier und ergriff die Hacke.
    „Wenn du mich tötest“, sagte ich unbeeindruckt, „so wirst du mich nicht lange überleben. Schau dich um. Du bist nicht mehr in deiner Herberge in deiner Epoche. Du gehörst jetzt hierher in die meine, und ohne mich bist du hier verloren.“
    Aber er glaubte an eine List und beobachtete mich. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, eilte ich zur Tür und kehrte in die Küche zurück. Er nahm die Gelegenheit wahr und floh aus dem Haus auf die Straße.
    Ich sorgte mich nicht mehr um ihn. Ich aß einen Bissen und legte mich zu Bett. Unnötig zu sagen, das ich kaum schlief. Erst gegen Morgen nickte ich ein.
    Nun begann ein wahres Versteckspiel zwischen Collin und mir. Er hielt sich im Dorf auf und glaubte, daß ich ihn töten wollte. Und ich wiederum war nicht sicher vor ihm. Ich ging
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