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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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Einwohner?“ fragte Couderc erstaunt.
    „Wir sind achthundert Seelen.“ Er schluckte. „Das heißt, wir sind nur mehr etwa die Hälfte, der Schwarze Tod hat so viele dahingerafft.“
    „Was soll das heißen, der Schwarze Tod?“ rief die Bäckerin.
    Jehan de Boffre bekreuzigte sich wieder und sagte: „Man darf nicht darüber sprechen. Niemals. Sonst ruft man ihn zu sich!“
    Couderc gab seiner Frau die Silbermünzen. „Die sind vermutlich viel wert. Gib ihm Brot.“
    „Und wenn er es den anderen sagt? Dann können wir unseren eigenen Bedarf hier nicht mehr decken!“
    „Beunruhigt Euch nicht, verehrte Dame“, sagte Jehan de Boffre. „Ich werde das Geheimnis nicht verraten. Frau Bonnadoux hat sich mir anvertraut, da sie mir noch eine gewisse Summe schuldete. Sie hat mir ein Pfund Eures wohlschmeckenden Brotes abgetreten.“
    Die Bäckerin legte die Silbermünzen aufs Regal.
    „Sie kommen nicht aus Burach, das ist nicht gut möglich, denn Burach ist hier“, sagte sie.
    „Ich weiß. Aber seit einigen Tagen tragen sich ganz ungewöhnliche Dinge in unserem armen, von Hunger und Schwarzem Tod gezeichneten Dorf zu. Es hat sich ein magisches Tor geöffnet, und diejenigen von uns, die es durchschreiten, können für einige Zeit ihr eigenes Elend verlassen und in diese fremdartige Welt treten, die die Eure ist. Eine Welt, in der das Brot nicht nur ein Traum ist“, setzte er wehmütig hinzu.
    Couderc lachte gutmütig. „Na, gib ihm zwei Laibe. Die größten!“
    Er machte Achtpfundbrote, denn die Leute hier aßen es in großen Mengen.
    Jehan de Boffre verbarg die Brote unter seinem Umhang. „Habt innigsten Dank, meine lieben Freunde.“
    Als er aus dem Backhaus trat, beeilten sich die Bäckersleute ans Fenster zu kommen. Auch er ging die Straße hinunter und bog ins Hilariusgässchen ein. Couderc kratzte sich nachdenklich am Hals und griff nach den Münzen.
    „1335“, sagte er. „Soll es das Herstellungsdatum sein? Sie sind wie neu.“
    Sie sahen einander lange an.
    „Louis“, sagte die Bäckerin. „Ich habe Angst. All diese Leute, die nachts kommen und sagen, sie kämen aus Burach. Burach, das ist unser Dorf. Hier hat es nie eine Herberge oder Absteige gegeben, und nie achthundert Einwohner.“
    „Früher einmal vielleicht“, meinte Couderc.
    Sie riß die Augen auf. „Du willst doch nicht sagen …“
    „Doch. Aber frag mich nur nicht, wie das möglich ist. Gestern – ich wollte dir keine Angst machen – habe ich die Fußspuren dieser Frau Bonnadoux gefunden: Sie endeten an der Mauer im Hilariusgässchen. Und ich nehme an, daß es sich mit denen von Johan de Boffre genauso verhält.“
    Aber in dieser Nacht gab es noch andere Vorfälle. Ein Dutzend Personen behauptete, die Geräusche eines vorbeifahrenden Pferdekarrens gehört zu haben, und einige andere sagten sogar, sie hätten ihn gesehen. Er wurde geführt von einem Mann in einer schwarzen Mönchskutte und begleitet von zwei ähnlich gekleideten Männern.
    Sie gingen von Haus zu Haus und klopften an die Türen, aber niemand öffnete ihnen. Die Einwohner von Burach hatten Angst.
    Das war die Nacht, ehe man die drei toten Ratten auf der Straße fand.
     

     
    In Burach hatte es bisher immer nur die üblichen Mäuse gegeben, die den ortsansässigen Katzen einen beliebten Zeitvertreib boten, jedoch niemals Ratten.
    Aber nun konnte es jedermann sehen: Die drei toten Ratten lagen da, mitten im Schnee, blutbesudelt. Ein Mann kam mit einer großen Schaufel, lud sie eine nach der anderen auf und trug sie aus dem Dorf zu der Stelle, an der der Abfall verbrannt wurde.
    „Sie kommen gewiß aus der Bäckerei oder aus der Schenke“, sagte jemand.
    Die Betroffenen protestierten. Noch nie hatte es solche Tiere hier gegeben. Weder in den Geschäften, noch in den Lagerräumen.
    In der darauffolgenden Nacht verriegelte Louis Couderc die Tür der Bäckerei fest und zog die Vorhänge vor das Fenster, denn er fühlte sich außerstande, einen weiteren Besuch jener seltsamen Leute zu ertragen.
    „Niemand wird die Bäckerei finden“, sagte Madame Couderc zufrieden. „Wir haben kein Zeichen und kein Schild draußen, und alles ist dunkel.“
    Und tatsächlich, diese Nacht blieb es ruhig. Aber anderswo trugen sich einige seltsame Dinge zu. Mehrere Personen hörten auf der Straße ein Knirschen im eisigen Schnee, und als sie die Tür oder ein Fenster ein wenig öffneten, sahen sie den berüchtigten Karren vorbeifahren und die beiden Begleiter zu Fuß an jeder
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