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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod
Autoren: G.J. Arnaud
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Rabanel plötzlich. „Es ist der Böse, der dahintersteckt. Wir sind alle vom Teufel besessen.“
    Man mußte sie nach Hause begleiten.
    Der Bäcker brach das Schweigen. „Die bösen Geister brauchen kein Brot“, sagte er bestimmt. „Die Frau, die zu mir kam, weinte wegen ihrer hungernden Kinder. Sie sprach bloß eine komische Sprache. Manche Ausdrücke verstand ich gar nicht. Sie sprach von ihrem toten Mann, den toten Kindern. Ihr Mann, sagte sie, war Zinntöpfer, Hat man jemals von solch einem seltsamen Beruf gehört?“
    „Glaubst du, daß sie zurückkommt?“
    „Was weiß ich“, brummte Couderc und leerte sein Glas.
    Bei Anbruch der Dunkelheit ging er nach Hause, aß ein paar Bissen und legte sich zeitig nieder, wie er es immer tat. Er wollte zumindest sechs Stunden Schlaf bekommen, bevor er an die Arbeit ging.
    Als er erwachte, versuchte er vergebens, das Licht aufzudrehen. Es gab keines. Vermutlich hatte das Eis oder’ der Wind die Kabel beschädigt. Er zündete eine der Öllampen an, die seine Frau immer benützte, und kleidete sich an.
    Die Bäckerin setzte sich im Bett auf. „Ich komme mit dir!“
    „Höre mir zu, ich muß erst den Teig kneten. Du kannst noch eine gute Stunde lang schlafen.“
    „Ich kann hier nicht allein bleiben, ich sorge mich zu sehr.“
    Sie arbeiteten schweigend. Als er hinausging, um Wasser zu holen, sah sie ihm durchs Fenster zu, wie er erst das Eis weg hackte, und öffnete ihm die Tür, als er hereinkam. Während er den Teig knetete, blieb sie am Fenster stehen.
    „Louis“, sagte sie nach einer Weile. „Da ist jemand.“
    „Ich komme“, rief er.
    Das Gesicht draußen war mager, das Haar darüber schwarz. Die Augen blitzten.
    Couderc öffnete die Tür.
    Der Mann trug einen langen schwarzen Umhang. Er hob eine magere Hand und formte das Kreuzzeichen über seiner Stirn.
    „Der Herr sei mit Euch“, sagte er. „Ich weiß nicht, welches Wunder meine Schritte geleitet hat, aber ich bin sicher, ein Zauberland erreicht zu haben.“
    In seiner Stimme lag eine Spur Ironie. Er klopfte sich die Schuhe an der Steinschwelle ab und trat in die Backstube. Er schob mit einer Handbewegung die Kapuze vom Kopf, und das Gesicht, das man nun vollständig sah, war trotz seiner skelettartigen Magerkeit sehr sympathisch.
    Sofort wanderte sein Blick über die Brotlaibe, die auf den Regalen lagen. Madame Couderc schürzte die Lippen. Sie hatte sehr wohl bemerkt, daß die fremde Besucherin in der letzten Macht vergessen hatte zu bezahlen.
    „Ich komme aus dem Land, wo der Schwarze Tod und der Hunger regieren“, sagte der Fremde mit sanfter Stimme. „Dort drüben bin ich, der Gemeindeschreiber der Ortschaft, aber auch Geldwechsler für die Wanderer von oder nach Compostela. Außerdem bin ich Meßdiener und bewahre die Gemeindeakten auf. Ich weiß nichts von dem, was vorgefallen ist, aber das hier ist ein Wunder.“
    Seine Handbewegung umfaßte die ärmliche Backstube. Er zeigte auf die Petroleumlampe, die auf einem Sims stand.
    „Ist das Öl, was Ihr darin verbrennt?“
    „Eine Art“, sagte Couderc.
    „Es gibt gutes Licht. Ich habe Frau Bonnafoux heute getroffen …“
    „Ach ja?“ rief die Bäckerin. „Hat sie Ihnen unsere Adresse gegeben? Was glaubt ihr eigentlich? Daß wir den Fremden aus der ganzen Umgebung Brot schenken? Wir haben selbst kaum genug zum Leben. Sie wissen, daß alles rationiert ist.“
    „Adresse? Rationiert? Welch seltsame Sprache. Wollt Ihr Geld? Ich habe einige Münzen hier.“
    Er öffnete seine rechte Hand, und die Bäckersleute konnten die Silbermünzen darin sehen. Eine davon schien sogar aus Gold zu sein.
    „Kann ich für diese beiden Münzen etwas Brot bekommen? Sie stammen aus der päpstlichen Münzprägerei und haben mehr Wert als die, die man gewöhnlich im Land findet. Der Herzog von Barcelona ist ein Räuber, und ich wechsle sein Geld mit Umsicht und Strenge.“
    Die Bäckersleute sahen einander an. Louis nahm das Geld.
    „Ich habe Frau, Kinder und alte Eltern“, sagte der Gemeindeschreiber. „Mein Name ist Jehan de Boffre. Bislang hat der Schwarze Tod uns übersehen.“ Er bekreuzigte sich. „Aber der Hunger plagt uns dennoch.“
    „Woher kommen Sie?“ fragte der Bäcker.
    „Mein Dorf nennt sich Burach. Es liegt an der Landstraße nach Compostela und besitzt eine Herberge, die zugleich auch als Wechselstelle für die Pferde der Kutschen der reichen Herrschaften dient. Es gibt auch eine Absteige für die armen Pilger.“
    „Wie viele
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