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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben
Autoren: Jason Dark
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andere blieb im Dunkeln. So sah das Gesicht des Mönchs und Magiers aus wie ein Sinnbild seines Lebens.
    Einmal dunkel, einmal hell.
    Wobei die dunkle Zone überwog, denn Rasputin hatte sich den Mächten der Finsternis verschworen.
    Boris schluckte. »Ich werde nichts sagen. Mein Mund bleibt verschlossen. Du kannst mir glauben. Wer weiß schon von mir, frage ich dich? Wer denn?«
    »Ich!«, erwiderte Rasputin hart. »Ich weiß von dir, Boris. Und das reicht mir!«
    »Aber nicht doch. Wir waren früher immer zusammen. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Ich kenne dich Schwätzer genau. Du hast oft genug wie ein Waschweib herumgetratscht. Hast dem Abt von manchen Dingen berichtet, die er nicht hören sollte. Ich hätte dich an der Glocke aufhängen sollen«, sprach Rasputin voller Hass. »Das wäre besser gewesen.«
    Boris’ Augen wurden groß. Seine Hand fuhr hoch zur Kehle und umfasste die dünne Haut. Seine Augen waren noch größer geworden, der Mund zitterte. Gleichzeitig schielte Boris zur Tür. Sie befand sich nicht weit von ihm entfernt, lag aber in der Dunkelheit.
    Dort konnte er sich verstecken. Wenn er schnell genug war, würde Rasputin ihm kaum folgen können. Außerdem war der ehemalige Mönch nicht jünger geworden. Es war wirklich Boris’ einzige Chance zur Flucht.
    »Ich will aber nicht sterben!«, flüsterte er. »Der Sensenmann kann mir gestohlen bleiben. Meine Zeit ist noch nicht reif, verstehst du das, Rasputin? Du schreibst dein Testament, und ich wünsche dir, dass du im ewigen Feuer der Hölle schmorst!«
    »Du bist ein Narr!« Kalt hatte der ehemalige Mönch die Worte gesprochen. »Ein großer Narr bist du! Ich habe deinen Tod beschlossen, und mir entkommt niemand!«
    »Nein!«
    Das letzte Wort drang als Schrei aus Boris’ Mund, der in den Gang hineinhallte. Boris drehte sich, wollte zur Tür springen.
    Rasputin blieb auf seinem Stuhl sitzen. Er bewegte nur seinen rechten Arm.
    Blitzschnell streckte er ihn aus. Die Hand bekam die schwere Lampe auf dem Tisch zu fassen, nahm sie hoch und holte zum Wurf aus.
    Boris hatte die Tür schon erreicht und sie weiter aufgezogen. Was ihn da verfolgte, sah er nicht.
    Die aus Gusseisen bestehende Laterne schaukelte durch die Luft.
    Das Spiel aus Licht und Schatten wurde noch bizarrer, bis der schwere Gegenstand voll traf.
    Er knallte gegen den Hinterkopf des Flüchtlings, wuchtete durch die grauen, dichten verfilzten Haare, nachdem er zuvor ein Loch in die Mütze gerissen hatte.
    Boris sank zusammen. Dabei fiel er gegen die Tür und drückte sie nach vorn. Sie fiel nicht ganz zu, weil sie mit dem Unterteil über den Boden schrammte. So blieb sie spaltbreit offen.
    Die Laterne lag neben Boris. Das Glas war zersplittert. Öl rann nach draußen und begann zu brennen. Rasputin kümmerte sich nicht um die flammende Lache. Er stand auf, nahm die Lampe an sich und stellte sie zur Seite. Es war nicht das gesamte Petroleum ausgelaufen, auch wenn die Glasfassung zersplittert war.
    Auf dem Boden zuckte das Feuer. Rote und schwarze Schatten geisterten durch die Zelle. Sie tanzten an den Wänden und malten dort wunderliche Figuren.
    Boris lag stöhnend am Boden. Neben ihm zuckten die Flammen.
    Fast wurde sein Rücken von ihnen berührt. Rasputin sah es und stand auf. Er wollte nicht, dass der andere verbrannte. Für ihn hatte er sich einen anderen Tod ausgedacht.
    Deshalb ging er zu ihm und zog ihn in die Höhe. Schwer lag der Verletzte in seinen Armen. Rasputins Blick fiel auf den Kopf des Mannes, wo die Mütze zerstört worden war. Dort quoll Blut aus der Wunde und vermischte sich mit den grauen Haaren, bevor es versickerte.
    Boris hatte die Augen geöffnet. Sein Blick traf das Gesicht des ehemaligen Mönchs.
    Wie ein düsterer Todesschatten mussten ihm die bleichen, von dunklen Haaren umrahmten Züge vorkommen. Ein Versprechen, das den Tod beinhaltete. Boris bewegte seine Lippen. Er litt unter furchtbaren Schmerzen, die seinen Kopf zu sprengen drohten. In seinen Augen lag die Bitte, sein Leben zu schonen, aber Rasputin, der dies genau gesehen und erkannt hatte, schüttelte nur den Kopf.
    Er zog den anderen an den Tisch heran, an dem er sein Testament geschrieben hatte.
    Dort lehnte er Boris gegen die Kante und hielt ihn mit der linken Hand fest. Auf dem Steinboden der Zelle brannte noch immer die Petroleumlache. Schwarze Dämpfe, die widerlich stanken, zogen träge in Richtung der beiden Männer.
    Boris hatte das Gefühl, als würde sein Leben allmählich unter
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