Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
konnte ich beide Waffen tauschen.
    Das wäre das Höchste gewesen. Leider war es noch nicht so weit, und es ließ sich auch keine weitere Spur erkennen, obwohl wir hin und her diskutiert hatten.
    Auch eine Aktivierung meines Kreuzes hatte nicht geholfen. Nach dem Rufen der Formel war Rasputins Gesicht verschwunden gewesen. Als die Wirkung allerdings nachließ, kam es wieder zurück, und ich konnte mich mit dem normalen Zustand vertraut machen.
    An diesem Abend waren Suko und ich einer Einladung der Horror-Oma gefolgt. Wir hockten im Wohnzimmer beieinander um den runden Tisch aus dem Jugendstil-Zeitalter und tranken Tee.
    Den Grund hatte uns Sarah Goldwyn nicht verraten, und auch jetzt hielt sie sich noch zurück.
    Sie saß uns gegenüber, behängt mit Ketten über einem violetten Kleid, dessen Saum bis an die Waden reichte.
    Ich nahm einen Schluck, lauschte dem Ticken einer Wanduhr und stöhnte vernehmlich auf.
    »Was hast du, John?«, fragte die Horror-Oma.
    »Willst du uns nicht endlich reinen Wein einschenken? Ich sitze gern bei dir, das weißt du. Suko wird es ähnlich ergehen, aber was war das Motiv deiner Einladung?« Ich deutete auf den Tisch, wo die vier Tarock-Karten, der Dolch und mein Kreuz lagen. »Um diese Dinge wird es sich doch drehen, oder?«
    »Im Prinzip, ja.«
    »Und was noch?«
    »Ich erwarte noch Besuch.«
    Jetzt ließ Lady Sarah die Katze endlich aus dem Sack. Staunend und mit gerunzelter Stirn schaute ich sie an. »Wer kommt denn?«
    »Das ist meine Überraschung.«
    »Jetzt nicht mehr«, meldete sich Suko. »Du kannst also in die Details gehen.«
    »Ihr seid wie die kleinen Kinder«, sagte Lady Sarah. »Wie die kleinen Kinder. Aber ich werde euch gern den Gefallen tun.« Sie warf einen Blick auf die vier Karten. Wie gesagt, es waren mal fünf gewesen, aber die fünfte, die schlimmste des Tarock-Spiels, war durch eine von Suko abgeschossene Silberkugel zerstört worden.
    Diese Karte hatte den Tod als schwarzes Skelett gezeigt, das auch einmal Rasputins Züge angenommen hatte. Die restlichen vier Karten zeigten folgende Motive: die Kaiserin, den Gaukler, den Gehenkten und den Narr, gleichzeitig der Joker, der selbst die schlimmste Karte, die des Tods, verändern konnte. Wäre er nicht gewesen, hätten wir Sarah Goldwyn wahrscheinlich beerdigen können. So hatte es nur die Russin Ludmilla Prokowa erwischt, und Sarah Goldwyn lebte noch.
    »Sprich doch weiter!«, forderte ich sie auf.
    »Also, ihr neugierigen Männer. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen.« Sie hob den rechten Arm und strich über ihren Haarknoten am Hinterkopf. »Da eure Diskussionen und Versuche doch nichts gebracht haben, entschloss ich mich, den Fall in die Hand zu nehmen. Und ich habe noch einmal gründlich nachgedacht, wobei ich zum Ausgangspunkt zurückgekehrt bin. Alles begann mit diesem ungewöhnlichen Artikel in der Zeitschrift Esoterik Tales . Die Prokowa hat dort veröffentlicht, und wer bei diesem Blatt als Redakteur arbeitet, muss sich auf dem Gebiet auskennen. Deshalb habe ich die Chefredakteurin angerufen und sie um einen Besuch gebeten.«
    »Sie wird kommen?«, fragte ich.
    »Ja, sie hat zugesagt.«
    »Wie heißt denn die Dame?«, wollte Suko wissen.
    »Rose Bancroft.«
    »Nie gehört, den Namen.« Suko schaute mich an. »Du vielleicht, John?«
    Auch ich schüttelte den Kopf. »Sorry, aber damit kann ich nichts anfangen.«
    »Ich kenne sie auch nur vom Telefon«, gab Lady Sarah zu. »Aber im Gespräch zeigte sie sich sehr zugänglich.«
    Ich leerte meine Tasse. »Meinst du wirklich, dass sie uns weiterhelfen kann?«
    »Ich habe es eben auf einen Versuch ankommen lassen. Mehr als reinfallen können wir ja nicht.«
    »Das stimmt.«
    »Und bevor wir überhaupt nichts tun und uns in Selbstzweifeln ergehen, dachte ich mir, nimm du mal die Sache in die Hand und zeig den jungen Spunden, wo es langgeht.«
    Das Läuten der Türglocke unterbrach den Redeschwall der Horror-Oma. Wenn sie einmal in Fahrt kam, war Lady Sarah nicht mehr zu bremsen. Das kannten wir.
    »Soll ich öffnen?«, fragte ich.
    »Nein, nein, John. Ich habe den Gast eingeladen und werde ihn auch empfangen.« Sie stemmte sich von der halbrunden Couch in die Höhe, drückte ihren Rücken durch und ging zur Tür.
    Was Lady Sarah in ihrem Alter noch leistete, konnte man schon als phänomenal bezeichnen. Dabei zählte sie schon einige Jahrzehnte, aber ihr genaues Alter hatte sie weder Suko noch mir verraten.
    Wir wussten nur, dass sie dreifache
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher