Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ausgestreckt und starrte der Kladde nach, die durchlöchert durch die Luft tänzelte.
    Irgendetwas riss auf. Plötzlich flogen lose Blätter hervor. Sie taumelten wie altes Laub, schwangen innerhalb der grellen Lichtlanzen, wurden von ihnen sehr deutlich gezeigt, und ich sah das Blut an ihren Rändern und auf den Seiten.
    »In Deckung!«, brüllte ich Lady Sarah zu, die der Schreck gelähmt zu haben schien, denn sie rührte sich noch immer nicht von der Stelle.
    Dann verstummten die Schüsse.
    Das genau war unsere Chance.
    Wir jagten mit großen Sprüngen die Stufen der Treppe hinab, umliefen den Wagen, und es war Suko, der Lady Sarah zuerst erreichte und sie in Deckung zog.
    Ich lief woanders hin und ging dort in die Knie, wo die Reste des Testaments lagen.
    Fliegende Blätter, in einem Kreis verteilt. Manche wurden vom Wind gepackt und wieder hochgeschleudert, sodass ich hinter ihnen herlaufen musste.
    Wladimir half mir dabei. Wir fingen einige ein, pressten sie gegen unsere Körper, auch Suko half bei der Suche, um zu retten, was noch zu retten war.
    Dann hörten wir Tschigins Stimme. »So einfach ist das!«, rief er.
    »So einfach. Was haben Sie für einen Aufstand wegen dieser paar Seiten gemacht? Sammeln Sie ruhig die Sachen auf. Ich bin sicher, dass sich die entsprechenden Stellen dafür interessieren werden.«
    »Jetzt hat er seinen Triumph«, sagte Wladimir leise.
    »Glaube ich nicht.«
    »Wieso?«
    Ich sammelte noch zwei weitere Blätter auf. »Rasputin wird sich das kaum gefallen lassen.« Ich erhob mich wieder.
    Suko hatte inzwischen die Kladde gefunden und aufgeschlagen.
    Er legte sie auf das Wagendach. Wir standen noch immer im Licht und wurden von den Augen der zahlreichen Scharfschützen beobachtet.
    Ich legte meine Blätter zuerst hin, Wladimir folgte, Suko wollte es auch, als er eine Warnung schrie.
    »Der Dolch!«
    Wir schauten nicht erst nach oben, sondern warfen uns rechts und links zur Seite. Damit auch außerhalb der Gefahrenzone.
    Wie ein grüner Komet stürzte Baals Opferdolch aus dem grauen Himmel in den Hof. Er wollte nicht uns töten, sondern hatte sich ein anderes Ziel ausgesucht.
    Das Buch.
    Mit voller Wucht rammte er hinein!
    ***
    Wir lagen nicht mehr am Boden, hatten uns abgerollt und waren wieder aufgestanden. So sahen wir, die im Düstern lauernden Soldaten sowie der Oberst mit, wie das Testament durch den Opferdolch des Götzen Baal vernichtet wurde.
    Er war nicht nur mit seiner an der Unterseite gebogenen Klinge hineingejagt, er setzte auch seine dämonische Kraft ein, um das Testament zu vernichten.
    Ich hörte einen leisen, klagenden Schrei, den Rasputin ausgestoßen hatte und der in meinem Hirn nachhallte. Ich sah auch Lady Sarah über den Hof taumeln, lief ihr entgegen und fing sie auf.
    In meinen Armen sah sie der Vernichtung des Testaments durch den Dolch zu.
    »Es war alles umsonst!«, flüsterte sie. »Das Testament ist zerstört.«
    Das war es in der Tat. Auf dem Wagen verbrannte es in einem grünen Feuer. Und auch den Dolch sah ich nicht mehr. Er musste irgendwo ins Dunkel getaucht sein, aber dorthin, wo er von uns nicht entdeckt werden konnte. Vielleicht hatte Baal ihn dank seiner Magie zurückgeholt, das alles konnte man nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Eines aber stand fest.
    Rasputins Testament, dessen Inhalt vielleicht an den Grundfesten der Welt gerüttelt hätte, gab es nicht mehr. Es war vor unseren Augen verbrannt.
    Und das Feuer griff um sich.
    Plötzlich stand auch der Wagen in Flammen. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Flammen den Tank erreicht hatten und das Gefährt in die Luft flog.
    Das wollte ich keinem von uns zumuten, deshalb zog ich Lady Sarah rasch weg. Wir liefen in das Kloster und hatten kaum die Treppe hinter uns gelassen, als im Hof das Fahrzeug explodierte. Jetzt brannten seine Reste aus.
    Wladimir Golenkow und Suko standen bei uns. Der Russe zog ein bedenkliches Gesicht, dann ein überraschtes, denn er hatte auf mein Kreuz geschaut.
    »Verdammt, John, sieh mal!«
    Ich hielt die Luft an. Rasputins Gesicht war verschwunden. Es glänzte wieder normal. Nur eben mit dieser leeren Stelle am Treffpunkt der beiden Balken.
    War der Fall Rasputin damit beendet?
    Es sah so aus, aber ich wollte daran nicht so recht glauben, und ich sollte Recht behalten.
    ENDE
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher