Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0398 - Die Töchter von Atlantis

0398 - Die Töchter von Atlantis

Titel: 0398 - Die Töchter von Atlantis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Wenn sie wollen, mein Freund, wenn sie wollen. Du weißt, dass sie gern ihre eigenen Wege gehen.«
    »Diesmal müssen sie!« erwiderte Bill mit harter Stimme. »Und wenn wir sie zwingen…«
    ***
    Wir schritten auf das Schiff in einer Reihe zu. Je näher wir kamen, umso mehr wunderten wir uns über seine Größe. Es gehörte zu den Seglern, die auch in einem Sturm bestehen konnten und dafür gebaut waren, um Meere zu überqueren.
    Um an Deck zu klettern, mussten wir durch das Wasser gehen.
    Leider war es nicht möglich, von einem der Felsen hochzuklettern.
    Aber keines der Mädchen traute sich, den Anfang zu machen. Die drei warteten auf mich.
    Ich stand so nahe am Wasser, dass die auslaufenden und noch schäumenden Wellen über meine Schuhe liefen und ich jetzt bereits nasse Füße bekam. An der Bordwand glitt mein Blick in die Höhe.
    Auch sie war in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Flammen mussten an dem Holz entlanggeleckt sein, hatten es verbrannt, aber nicht zerstört, wie ich sehen konnte.
    Auch brach nichts zusammen. Die Wand hatte trotz allem noch eine gewisse Härte und Festigkeit.
    Die Aufbauten standen etwas vor, und wie für uns geschaffen, hingen einige Taue wie zitternde und pendelnde Schlangen an der Bordwand entlang nach unten.
    Sie waren sogar in Reichweite, aber ich wusste aus Erfahrung, wie schwer es ist, an einem Tau hochzuklettern, und das wollte ich den drei Mädchen nicht zumuten.
    »Nein, wir kommen mit« sagte Isabell. »Sie kennen doch das Sprichwort. Mitgefangen – mitgehangen.«
    »Ja, das kenne ich.«
    »Also hoch.«
    Sina und Laura widersprachen nicht, obwohl sie auf mich einen ängstlichen Eindruck machten.
    »Gehen Sie vor, Sinclair!«
    »Nicht gehen – klettern!« berichtigte ich Isabell und sprang einem der Taue entgegen.
    Schon beim ersten Versuch bekam ich es zu packen und prallte mit Schwung gegen die verbrannte Bordwand. Das Holz knirschte.
    Die Füße stemmte ich gegen die Bordwand, und jeden kleinen Schritt, der mich weiterbrachte, vollzog ich auch mit den Händen nach.
    So kam ich höher und höher. Das Ziehen in meinen Schultergelenken überging ich einfach und erreichte das vorstehende Schanzkleid. An den gedrechselten Pfosten konnte ich mich festklammern und war nicht mehr auf das Tau angewiesen. Auf der breiten Oberseite des Schanzkleides fand ich Platz, drehte mich und schaute den Mädchen entgegen.
    Mannequins müssen gelenkig sein. Das bewiesen mir die drei, als sie ebenfalls sprangen und die Taue zu fassen bekamen. Ausgerechnet Isabell wäre fast abgerutscht. Im Nachgreifen konnte sie sich noch halten und blieb zunächst einmal in der Lage.
    Die anderen beiden kletterten höher. Sie waren langsamer als ich, und ich half ihnen, den letzten Rest zu überwinden.
    Gemeinsam saßen wir auf dem Schanzkleid. Ich ließ die Mädchen zu Atem kommen. Sie hatten sich ungewöhnlich gut mit der neuen, nicht gerade einfachen Lage zurechtgefunden und waren bereit, das Beste aus der Situation zu machen.
    »Alles klar?« fragte ich.
    Sie nickten.
    »Wenn wir das Schiff untersuchen, müssen wir immer damit rechnen, auf Leichen zu stoßen, die unter Umständen schon einige Zeit liegen können. Machen Sie sich also auf schreckliche Anblicke gefasst, falls es dazu noch kommt.«
    »Das wissen wir« erklärte Isabell, und sie war auch die Erste von uns, die das Deck betrat.
    Leer lag es vor uns. Wir befanden uns nahe des Bugs. Die gewaltigen Masten stachen in die Höhe, bedeckt mit zerfetzten Segeln, die an schwarze, zerlumpte Tücher erinnerten. Die Löcher mit den verbrannten Rändern wirkten wie graue Glotzaugen.
    Das Schiff hatte in Flammen gestanden – okay. Und das Feuer war zum Glück sehr schnell gelöscht worden. Wer aber sagte mir, dass es nicht ebenso rasch wieder aufflammen konnte. Und genau das war die große Gefahr. Ich konnte mir vorstellen, dass wir kaum eine Chance hatten, wenn wir uns unter Deck befanden und plötzlich wieder die Flammen hochloderten.
    Das Schiff selbst war größer, als es von außen her den Anschein gehabt hatte. Auch sehr breit, nur nicht so schnittig gebaut wie die Boote aus späteren Zeiten.
    Da ich meine starken Bedenken hatte, gab ich den drei Mädchen den Rat, lieber an Deck zu bleiben und sich auch nahe der Reling aufzuhalten.
    »Was machen Sie?« fragte Sina.
    »Ich schaue mich unter Deck um.«
    In den Augen der Mannequins leuchtete für einen Moment das Erschrecken, vielleicht auch die Angst um mich, aber darauf konnte ich keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher