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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war anschließend nur, den Mörder zu finden.
    »Denk an etwas anderes«, empfahl Pascal lächelnd und küßte sie. »Immerhin sind wir auf der Hochzeitsreise, und die sollten wir einfach genießen, ganz gleich, was um uns herum passiert.«
    Nadine nickte. Sicher, sie hatten Vivy Ruyters Tod nicht verhindern können, und es brachte jetzt nichts mehr, darüber nachzugrübeln. Aber irgendwie hatte Nadine ein seltsames Gefühl. Sie mußte an Linda Cray denken, die Fotografin. »Was ist eigentlich mit Linda? Heute mittag war sie doch rabensturzevoll…«
    »Sie dürfte ihren Rausch inzwischen fast ausgeschlafen haben«, sagte Pascal. »Immerhin hat sie sich schon zurückgezogen, noch ehe wir unseren Nachmittagsbummel begonnen haben.«
    Nadine sah Pascal an. »Tust du mir einen Gefallen, Pascal? Schaust du nach, wie es ihr geht? Klopf an ihrer Zimmertür…«
    »Hm«, machte Pascal. »Wäre es nicht besser, wenn du das übernimmst? Frauen unter sich…«
    »Ich traue mich nicht«, gestand Nadine.
    Pascal gab nach. Wenig später stand er vor Linda Crays Zimmer. Zu seiner Überraschung ließ die Tür sich öffnen. Er trat ein und fand die Fotografin schlafend auf ihrem Bett. Im ersten Moment befürchtete er schon, sie sei tot, aber dann schreckte sie auf, als sie seine näher kommenden Schritte hörte.
    »Pardon, Linda«, sagte Pascal. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.«
    Sie rieb sich die Augen und hatte offenbar Mühe, in die Wirklichkeit zu finden. »Was ist? Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Es ist fast elf Uhr abends«, sagte Pascal. »Bist du wieder in Ordnung?«
    »Ich habe mich ganz schön betrunken, wie?« sagte sie leise. »Bin ich unangenehm aufgefallen?«
    »Die Hotelleitung wird dir einen Orden verleihen«, sagte Pascal trocken. »Wegen der hohen Rechnung, die du zusammengetrunken hast. Kopfschmerzen? Übelkeit?«
    »Nein«, sagte sie. Sie strich über ihre Kleidung, in der sie geschlafen hatte. »Himmel, ich muß ja total weg gewesen sein. Nett, daß du gekommen bist, um nach mir zu sehen. Was habt ihr alle angestellt?«
    Pascal erzählte es ihr. Währenddessen wanderte sein Blick durch das Zimmer. Auf dem Tisch lag die Fotoausrüstung. Eine Polaroid-Kamera war aus dem halboffenstehenden Aluminiumkoffer herausgenommen worden und lag daneben auf dem Tisch. Das Objektiv zeigte in Richtung Fenster. Im Auswurfschlitz steckte ein entwickeltes Bild.
    »Hast du geknipst und vergessen, das Bild herauszunehmen?« fragte Pascal. Er zog das fertige Foto aus der Kamera.
    »Ich? Geknipst? Ich habe die Kamera heute doch gar nicht…«
    Sie stutzte. »Nanu! Ich weiß, daß ich den Koffer gestern abend geschlossen hatte. Und heute habe ich wirklich nicht… da muß einer sich bedient haben!« Sie trat an den Tisch, überprüfte den Inhalt des offenen Koffers. »Fehlt nichts. Aber ich habe doch nicht fotografiert… dazu war ich überhaupt nicht mehr fähig…«
    »Anscheinend doch«, sagte Pascal. »Hier.«
    Sie nahm das Bild entgegen. Jetzt erst nahm auch Pascal das aufgenommene Motiv näher in Augenschein.
    Es war ein seltsames Bild. Eines, das in dieser Form mit einer Sofortbildkamera eigentlich nicht zu verwirklichen war. Es war eine Mehrfachbelichtung!
    Es zeigte ein funkelndes Diamantenpaar in Nahaufnahme. Das wurde überdeckt vom Gesicht eines Negers, der typische Bantuzüge trug. Das Gesicht war mit weißer und roter Farbe bemalt. Und durch alles schimmerten die Umrisse eines Vogels mit ausgebreiteten Schwingen.
    »Aber das ist doch unmöglich«, sagte Linda verblüfft. »So ein Bild kann man doch mit einer Polaroid-Kamera gar nicht machen! Und vor allem… wo ist es entstanden? Hier im Zimmer doch bestimmt nicht!«
    »Die Tür war offen«, sagte Pascal.
    »Ja… ich glaube, ich habe sie absichtlich offengelassen. Damit ich nicht wie gestern abend draußen vor der verschlossenen Tür stehe, falls ich noch einmal aus dem Fenster falle.«
    »Diesmal würde der Sturz gefährlicher sein«, sagte Pascal. »Der Riß im Sonnendach ist noch nicht wieder ausgebessert worden.«
    Linda Cray drehte das Bild zwischen ihren Händen hin und her. »Ich verstehe das einfach nicht«, sagte sie. »Vielleicht haben Cal oder Sandy den Apparat benutzt und danach wieder zurückgebracht. Aber Cal hat doch eine eigene Kamera, und… es erklärt nicht die Mehrfachbelichtung.«
    »Ich werde ihn mal fragen«, versprach Pascal. »Aber nicht mehr heute. Wir sind alle ziemlich müde und haben uns
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