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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Traum trotz allem ein Alptraum sein mußte. Denn deutlicher als gestern hatte sie ihn empfunden, und die grellen Farben erschreckten sie, durchdrangen ihr Gehirn, störten ihren Schlaf. Sie schreckte hoch, war von einem Moment zum anderen hellwach und sah trotz der Dunkelheit im Zimmer fast so gut wie am hellen Tag. Sie sah Pascal schlafend neben sich liegen, und lautlos glitt sie aus dem Bett, trat ans Fenster und sah durch die Scheiben hinaus in die Nacht. Aber sie konnte den Vogel aus ihrem Alptraum nicht entdecken.
    Ihre Nachtsichtigkeit wich, und sie begriff, daß sie Pascal in jenem Moment nach dem ruckhaften Aufwachen noch mit den Sinnen ihres Traumes gesehen hatte. Der eigenartige, bedrohliche Einfluß wich. Aber mit ihm wich auch die Erinnerung an die Einzelheiten des Traumes.
    Sie versuchte, sich den Traum ins Gedächtnis zurückzurufen, aber es gelang ihr nicht. Am liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie wollte Pascal nicht wecken. Sie fühlte, daß dieser Traum den Schlüssel zu dem Geheimnis in sich barg, mit dem sie es zu tun hatten.
    Zamorra, dachte sie. Ich muß Zamorra von diesem Traum erzählen. Er kann versuchen, mich unter Hypnose zu befragen… vielleicht gewinnt er dadurch neue Erkenntnisse…
    Obwohl sie eigentlich nicht glaubte, wieder einschlafen zu können, gelang es ihr doch. Sie schlief tief und traumlos, bis der Wecker sie aus dem Schlaf riß. Aber den Traum von dem großen Vogel hatte sie vergessen…
    ***
    Schon von Frankreich aus hatte Nicole einen Mietwagen reservieren lassen. Das Mazda 929-Coupé war hervorragend klimatisiert; ein zwingendes Muß rund 180 Kilometer südlich des Äquators. Die hiesigen Temperaturen waren mit denen in Europa absolut nicht zu vergleichen, obgleich es erst neun Uhr morgens war.
    Anhand des mitgelieferten Stadtplans war es kein Problem, das »Royal Palace« zu finden, das in Hafennähe am Strand errichtet worden war. Sie brauchten sich nicht einmal durch den vormittäglichen Innenstadtverkehr zu quälen. Eine von Palmen begrenzte Umgehungsstraße führte direkt darauf zu.
    »Urlauber müßte man sein«, seufzte Zamorra, dessen erste Handlung nach dem Verlassen des europäisch klimatisierten Flugzeuges gewesen war, sich Jackett und Krawatte vom Körper zu pflücken und das Hemd bis zum Nabel zu öffnen. »Dieses traumhafte Klima läd förmlich zum Faulenzen ein. Ich hätte Lust, ein paar Tage länger hier zu bleiben. Ein Ausflug in die Serengeti, Nashörner und Löwen fotografieren…«
    »Erst mal müssen wir feststellen, was es mit den Erscheinungen auf sich hat, deretwegen Pascal uns hergebeten hat«, erinnerte Nicole. »Wenn wir Pech haben, dauert das allein schon einige Tage. Wir können nicht immer davon ausgehen, daß jedes Problem sich im Handumdrehen lösen läßt. Und wenn wir damit fertig sind, wartet dein Finanzberater! Du wirst wohl nach Frankfurt müssen.«
    In ihrer Stimme klang leichter Vorwurf mit. Sie verstand nicht so recht, weshalb Zamorra sich nicht an einen französischen Finanzberater gewandt hatte. Der Mann, mit dem er zusammenarbeitete, lebte seit Jahren im Frankfurter Raum und wurde auch für den internationalen Multi-Konzern tätig, mit dessen Chefs Stephan und Carsten Möbius Zamorra eine tiefe Freundschaft verband. So war er auch an Rogier deNoe geraten. Aber er konnte dem Mann nicht abverlangen, daß er seine Termine umwarf und jederzeit bereit war, nach Frankreich zu kommen.
    »So eilig ist es ja nun auch wieder nicht«, wehrte Zamorra den unausgesprochenen Vorwurf ab. »Ob wir einen Finanzplan für den Wiederaufbau des Châteaus in diesem oder im nächsten Monat aufstellen, ist doch egal…«
    »Wie du meinst, Chef.«
    Er zuckte zusammen. Wenn sie ihn Chef nannte, war es ratsam, sich in einer dunklen Ecke zu verkriechen.
    Auf dem Hotelparkplatz standen Polizeifahrzeuge.
    »Da wird doch nicht schon wieder etwas passiert sein?« fragte Nicole unbehaglich. Sie fuhr den Mietwagen schnurstracks auf den Hotelplatz, parkte ihn in aller Gemütsruhe ein und stieg aus. Ein Boy eilte heran. Zamorra holte bereits das Gepäck aus dem Kofferraum. Zusehens glättete sich die Miene des Boys, der ja nicht hatte ahnen können, ob Zamorra und Nicole berechtigt waren, den Parkplatz zu benutzen oder nicht.
    »Wir haben ein Zimmer reservieren lassen«, sagte Zamorra erklärend und nannte seinen Namen. »Wenn Sie sich bitte um das Gepäck kümmern würden…?« Er drückte dem Boy einen Geldschein in die Hand.
    An der Rezeption herrschte
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