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0374 - Der Vogeldämon

0374 - Der Vogeldämon

Titel: 0374 - Der Vogeldämon
Autoren: Werner Kurt Giesa
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famoser Posthalter, wer sonst«, grinste Pascal. Normalerweise war es sein Nebenjob, internationale Zeitungen durchzustöbern, ob es Berichte über parapsychische Phänomene, Forschungen oder andere unerklärliche Dinge gab. Da er mehrere Sprachen beherrschte, war das für ihn kein Problem. Er verdiente sich damit ein paar Francs nebenher. Gleichzeitig stand er in ständiger Konkurrenz mit dem Posthalter des kleinen Dorfes, der sich mit weitaus weniger Kenntnissen, aber kaum weniger Eifer ebenfalls zum Übersetzer berufen fühlte.
    »Meine Güte, wird das auf einmal dunkel«, sagte er. Es wies nach Südosten, wo ausgedehnte Wolkenbänke heraufzogen. Aber hier, über Musoma, blieb alles ruhig.
    Den drei Unentwegten wurde es inzwischen wohl doch etwas zu feucht im Pool. Sie kamen heran und signalisierten dem Keeper ihre Bestellungen. Der wohlbeleibte Sudanese mit den wulstigen Hängelippen zeigte weder Unlust noch Müdigkeit. Vielleicht lag es daran, daß die schwarzhaarige Sandy im Getümmel der Seeschlacht auf rätselhafte Weise ihren Bikini verloren hatte. Es schien sie nicht sonderlich zu stören. Die wenigen anderen Anwesenden störte es um diese Nachtstunde ebenfalls nicht sonderlich. Sie ließen sich an dem runden Tisch nieder, an dem Nadine und Pascal die Nacht genossen.
    »He, ich bin auch noch da«, erinnerte Nadine, der Sandy recht interessiert betrachtete. Vivy Ruysters spazierte zur Theke hinüber, um dem Keeper die leeren Gläser zu bringen.
    Cal Garey deutete nach Südosten. »Komisch, nicht? Da scheint’s zu gewittern, und hier hört man überhaupt nichts.«
    In der Tat war aus der Ferne Wetterleuchten zu sehen.
    »Vielleicht zieht das Gewitter ja zu uns herüber«, hoffte Nadine. »Ich möchte das mal erleben, so ein richtig warmes Sommergewitter hier in Tansiania…«
    »Wünsch es dir lieber nicht«, warnte Garey. »Es könnte einer Sintflut gleichen. Unwetter sind hier nicht mit dem zu vergleichen, was ihr aus Europa kennt. Ich habe mal eines erlebt. Mitten in der Wüste. Innerhalb von ein paar Minuten entstanden reißende Flüsse, die alles mit sich wegtrugen, was nicht niet- und nagelfest war. Unser halbes Camp war auf einmal verschwunden. Und dann - begann die Wüste zu blühen. Für ein paar Tage die herrlichste Pracht. Als das Wasser wegdunstete, starben auch die Blüten.«
    »Du bist öfters in Afrika?« fragte Pascal.
    »Zwangsläufig«, sagte Garey. »Ich habe ein paar Mal im Jahr geschäftlich in Kairo und Kapstadt zu tun, und da hänge ich immer ein paar Tage oder Wochen Urlaub dran, je nachdem wie es gerade klappt.«
    »Was machst du eigentlich beruflich?« wollte Pascal wissen. Sie kannten sich inzwischen einige Tage, hatten auch die Foto-Safari gemeinsam mitgemacht, aber allzuviel wußten sie nicht voneinander.
    »Designer«, sagte Garey.
    »Eine illustre Gesellschaft«, stellte Sandy fest. »Ein junggeselliger Designer«, sie lehnte sich an Garey und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange, »ein jungverheirater Dolmetscher, eine ständig müde Fotografin…«
    Der »junggesellige Designer« grinste und erwiderte den Kuß. »Was diese müde Fotografin angeht«, sagte er. »Ist die wirklich nur aus Müdigkeit verschwunden, oder paßt ihr unsere Gesellschaft nicht? Ich meine, es ist ja heute nicht die erste Nacht, in der du plötzlich FKK betreibst. Vielleicht mag sie das nicht…«
    »Das wüßte ich aber«, versicherte Sandy. »Im Gegenteil. Sie arbeitet vorwiegend für Herrenmagazine. Gestern fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte, zu posieren. Ich überleg’s mir noch.«
    Vivy Ruysters kam mit gefüllten Gläsern zurück und stellte sie auf die Tischplatte. Sie sah zum Hotelgebäude hinüber.
    »Sprecht ihr von Linda?« fragte sie. »Da kommt sie gerade.«
    Pascal und Nadine wandten sich um. Verblüfft sahen sie, worauf Vivy sie aufmerksam gemacht hatte. Im zweiten Stock des Hotels war ein Fenster geöffnet worden. Eine junge Frau kniete auf der Fensterbank, breitete die Arme aus und stieß sich nach draußen ab.
    Nadine und Sandy schrien erschrocken auf.
    Linda Cray, die Fotografin, stürzte ab!
    Sie wedelte dabei mit den Armen, als wollte sie fliegen. Aber das gelang ihr natürlich nicht. Statt dessen fiel sie auf das Sonnenvordach, das ihren Sturz dämpfte, an zwei Stellen riß und sie weiter nach unten fallen ließ. Aber es hatte ihre Fallgeschwindigkeit schon so weit abgebremst, daß sie unverletzt unten ankam. Sie federte in den Knien ein, breitete wiederum die Arme wie
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