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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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freiem Feld zu wohnen.«
    »Wo liegt das freie Feld?«
    »Kennen Sie das Gelände zwischen der Hunts Point Avenue und dem Bronx River, ziemlich großes Gelände und noch unbebaut. Sehen Sie, dort steht Luckys Baracke mitten in der Stadt und doch mitten in der Natur.«
    »Ja, ich kenne es. Im Grunde genommen ist es nichts anderes als ein riesiger Schuttabladeplatz.«
    Ich schob den Stuhl zurück und stand auf.
    »Rechnen Sie damit, daß wir jeden von ihnen zu einem Verhör vorladen.« Ich ging zum Tisch zurück. Die Girls schienen gespürt zu haben, daß irgend etwas nicht in Ordnung ging. Sie waren schweigsam geworden.
    Ich winkte dem Kellner und bezahlte die Flasche Champagner.
    »Leider können wir nicht länger bleiben! Viel Spaß noch!«
    Wir verließen den Klub. Im Garderobenraum sagte Phil:
    »Der Bursche sieht unerfreulich aus.«
    »Er sieht nicht nur so aus. Er ist unerfreulich. Er und seine Freunde liefern sich ihre Alibis auf Gegenseitigkeit. Wir werden jeden einzeln verhören müssen.« Die Garderobenfrau reichte uns die Hüte. Im selben Augenblick schrie im Klub eine Frau gellend auf. Ein Stuhl schlug polternd auf die Erde.
    Wir rannten durch den langen, schmalen Gang zurück. Als wir den Klub erreichten, setzte die Band mit den ersten Klängen eines Twists ein.
    Wir sahen auf den ersten Blick, was geschehen war. Vor dem Tisch, an dem wir gesessen hatten, lag die rothaarige Suzy auf dem Boden, das Gesicht in den Händen verborgen. Ihre Schultern wurden von heftigem Schluchzen geschüttelt. Yvonne kniete neben ihr und bemühte sich, die Kollegin aufzurichten. Vor den Frauen stand breitbeinig Jim Kilroy.
    Mit drei Sprüngen war ich hinter ihm. Ich packte ihn an der Schulter und riß ihn herum. Ich spürte, wie er dem Rudi nachgab, sich selbst in den Schwung legte und gleichzeitig die rechte Faust hochriß.
    Aber als er mich sah, schlug er nicht zu. Langsam ließ er die Faust sinken.
    »Noch da, G.-man?« knurrte er. »Ah, ich hätte es mir denken sollen. Ihr seid heimtückische Burschen.«
    »Kilroy, ich nehme Sie fest. Sie haben eine Frau geschlagen.«
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Das ist kein Grund für ’ne Festnahme. Ausgerechnet das FBI will Leute verhaften, weil sie vorlauten Frauenzimmern ’ne kleine Lektion erteilen! Sie wissen genau, daß Sie das nicht dürfen.«
    »Das Mädchen wird Anklage gegen Sie erheben.«
    Er stemmte die Fäuste in die Hüften und warf laut lachend den Kopf in den Nacken.
    »Anklage gegen mich erheben?« brüllte er. »Fragen Sie sie doch, G.-man! Los, Sie sitzt ja vor Ihnen. Einfacher können Sie es gar nicht haben.«
    Mit Yvonnes Hilfe hatte sich Suzy inzwischen immerhin zu einer sitzenden Stellung aufgerichtet. Ich beugte mich zu ihr hinunter.
    »Kilroy hat Sie geschlagen, Suzy! Ich werde ihn festnehmen, wenn Sie mir den Tatbestand bestätigen. Bitte, nehmen Sie die Hände vom Gesicht.«
    Sie ließ die Hände sinken. Ihre Lippen und ihre linke Wange begannen anzuschwellen.
    »Gehen Sie zur Hölle, verdammter Bulle!« fauchte sie mich an. »Sie haben mich ’reingelegt. Ich hätte in Ihren Champagner gespuckt, wenn Sie mit der Wahrheit herausgerückt wären.« Mit der rechten Hand zeigte sie in ihr Gesicht. »Das verdanke ich nur Ihnen. Glauben Sie, ich hole mir Ihnen zuliebe mehr davon?«
    Ich richtete mich auf. Drei oder vier Kellner, einige Girls und auch ein Dutzend Gäste standen herum und hatten die Szene beobachtet, aber sie schlugen die Augen nieder und wichen meinem Blick aus. Keiner von ihnen war zu einer Aussage gegen Kilroy bereit.
    Kilroy wich meinem Blick nicht aus. Höhnisch grinste er mich an.
    »Okay, Kilroy«, sagte ich. »Lassen wir den Fall auf sich beruhen. Immerhin haben Sie uns damit gezeigt, daß Sie ein brutaler und rücksichtsloser Bursche sind, und genausoeinen Mann suchen wir.«
    ***
    Die Leute, die in dem Vorort New Rochelle wohnen, pflegen keine Nightclubs zu besuchen. Sie ziehen es vor, früh zu Bett zu gehen, und die Familie Wilder machte von dieser Regel keine Ausnahme. Spätestens um elf Uhr erlosch in Wilders Haus das letzte Licht.
    Nur ein Mitglied der Wilderschen Familie hielt sich nicht an diese Regel, die dreizehnjährige Lila. Eine Klassenkameradin hatte ihr eine Illustrierte mit einem großen Bildbericht über die Beatles geliehen, den Lila Wort für Wort und Bild für Bild studierte. Da Daddy es haßte, sie bei dieser Lektüre zu sehen, da es andererseits zu gefährlich war, die elektrische Beleuchtung ihres
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