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0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren

Titel: 0368 - Der Henker kam nach 20 Jahren
Autoren: Der Henker kam nach 20 Jahren
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Schlafzimmers einzuschalten, las Lila die Beatle-Story unter der Bettdecke. Den Schein der Taschenlampe deckte sie sorgfältig nach außen ab, um ihre Schwester, deren Zimmer mit dem ihren durch eine offene Tür verbunden war, nicht aufmerksam zu machen. Tennie besaß eine, in Lilas Augen scheußliche Art, die erziehungsberechtigte Schwester hervorzukehren.
    Ein Geräusch schreckte das Mädchen aus seiner Lektüre auf. Lila hatte ein Knacken gehört, das aus dem Gärten kam. Lila lauschte, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Sie wandte sich wieder mit heißen Wangen der Befrachtung des ganzseitigen Farbfotos zu, das die Beatles mit aufgerissenen Mündern zeigte.
    Während sie ihre Schlageridole hingegeben anstarrte, schreckte sie wieder ein Geräusch auf, ein Klirren.
    Geschmeidig glitt Lila aus dem Bett und huschte zum Fenster.
    Ihr stockte der Atem, denn sie sah deutlich den Schattenriß eines Marines, der über die große Rasenfläche hinter dem Haus der Wilders schlich.
    Wie ein Wiesel huschte Lila ins Zimmer ihrer Schwester.
    »Tennie«, flüsterte sie. »Tennie, wach auf! Im Garten ist ein Mann. Sicher will er stehlen.«
    Tennie löste sich nur widerwillig aus ihren Träumen, aber als sie begriffen hatte, huschte sie aus dem Bett! und schlich lautlos mit ihrer Schwester zum Fenster!
    Die Rasenfläche lag leer.
    »Du hast geträumt«, sagte Tennie. »Nein! ich habe ihn genau gesehen«, widersprach die Jüngere. »Er schlich…«
    Das Knacken eines brechenden Astes ließ sie aufschrecken.
    »Da ist er! Da, an den Himbeerbüschen!«
    Jetzt sah auch Tennie den Schatten. »Bleib hier, Lila! Rühr dich nicht!« Atemlos lief sie die Treppe hinunter in das Schlafzimmer ihrer Elternhaus dem Mr. Wilders Schnarchen dröhnte.
    Tennie rüttelte ihren Vater wach.
    »Im Garten ist ein Mann! Lila und ich haben ihn gesehen.«
    Mr. Wilder schüttelte den Schlaf ab.
    »Ruf Sheriff Roosman an!«
    Er stieg aus dem Bett und ging an den Kleiderschrank, in dem er eine Vogelflinte verwahrte, die er allerdings seit Jahren nicht mehr benutzt hatte.
    Mrs. Wilder protestierte von ihrem Bett aus.
    »Du gehst nicht hinaus, Washington! Warte auf den Sheriff! Der Kerl bringt dich um!«
    »Sei ruhig!« knurrte ihr Mann und schob zwei Schrotpatronen in die Läufe.
    Er schlich in die Küche, entriegelte die Tür, die auf die Veranda an der Rückseite des Hauses führte, und trat vorsichtig hinaus. Leider bestand die Veranda aus trockenen Dielen, und Wilder war ein schwergewichtiger Mann. Obwohl er sich bemühte, leise aufzutreten, knackten die Dielen unter seinem Gewicht.
    Noch bevor er den Rand der Veranda erreicht hatte, hörte er das Rascheln von Sträuchern. Er ließ alle Vorsicht fahren und sprang vor.
    Im selben Augenblick brach ein Mann aus den Himbeersträuchern auf der linken Gartenseite und raste quer über die Rasenfläche.
    Mr. Wilder riß die Vogelflinte an die Wange.
    »Bleib’ stehen, du Lump!« brüllte er.
    Der Mann raste im Hundert-Yard-Tempo über den Rasen. Wilder zog durch. Die Vogelflinte spuckte ihre Schrotladungen aus. Im Haus schrie Mrs. Wilder auf, und Wilder sah den Schatten unter den Forsythien-Büschen auf der rechten Straßenseite verschwinden.
    Er hörte das Krachen der abgebrochenen Äste und fluchte, denn auf seine Forsythien war er besonders stolz, aber er dachte an seine Familie und verzichtete auf eine Verfolgung. Wenig später hörte er das Brummen eines Automotors. Das Geräusch entfernte sich rasch.
    Washington Wilder kehrte ins Haus zurück.
    »Beruhigt euch!« versicherte er seiner Familie. »Der Bursche ist getürmt. Tennie, hast du den Sheriff angerufen?« Sheriff Roosman kam zwanzig Minuten später. Als er erfuhr, worum es sich handelte, und daß sich der Unbekannte nur im Garten herumgetrieben hatte, zog er ein so mürrisches Gesicht wie ein Arzt, der von einem Patienten wegen eines Schnupfens aus dem Bett geholt worden ist.
    »Ich wette, Wilder, der Bursche wollte nichts weiter, als sich eine Mahlzeit aus Ihren Himbeeren holen«, sagte er. »Sie müssen gerade soweit sein.« Mrs. Wilder berichtete dem Sheriff von dem seltsamen alten Mann, und sie schilderte sein Benehmen so eindringlich, daß der Sheriff aufmerksam wurde.
    »Sieht so aus, als könnte es sich um den gleichen Mann handeln. Lassen Sie uns im Garten nachsehen, Wilder.«
    Sie leuchteten den Rasen und die Umgebung der Himbeersträucher mit den Sheriffs starker Taschenlampe ab. Unter einem der Sträucher zog Roosman einen Spaten
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