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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Hand. Die Hitze schien durch seinen Arm zu strömen, und eine tiefe Ruhe erfüllte plötzlich seinen Brustkorb. Sein Kopf wurde warm, doch es war nicht die schwere Wärme, mit der ihn der Schlaf während des Fluges übermannt hatte, auch nicht die klebrige Wärme, mit der die Droge seinen Willen entmachtet hatte es war eine Wärme, die seine Gedanken stillte und in einem glasklaren Strom dahin fließen ließ. Dave fühlte sich, als würde ihn jemand im Geist umarmen…
    Das Wesen ließ ihn los, die Männer führten ihn zurück zu seinem Stuhl. Unter seinen Stiefelsohlen klebte die Flüssigkeit aus dem Glastank. »Nun?« Wieder Blacks tonlose Stimme. »Tust du es oder nicht?«
    Noch immer waren die Augen des Wesens auf David McKenzie gerichtet. Der saß vollkommen entspannt auf seinem Stuhl. Die unerklärliche Gewissheit, dass alles gut werden würde, erfüllte ihn.
    »Was soll er tun?«, fragte Dave. Niemand beachtete ihn.
    Das Wesen nickte. »Ja, ich tue es.« Seine Stimme war von Klacklauten durchzogen und kaum zu verstehen, aber er bediente sich tatsächlich des Englischen. Dave blieb der Mund offen stehen. »Wird uns viel Kraft kosten. Ihn und mich und den anderen. Sehr viel Kraft. Vorbereitungen sind nötig.«
    »Das wissen wir«, sagte Doc Ryan.
    »Müsst den Sauerstoff in meiner Nährflüssigkeit erhöhen. Geht bis an die Grenze, zwei oder besser drei Mondzyklen lang. Und reichert das Plasma mit Eiweiß und Elektrolyten an…«
    Dave traute seinen Ohren nicht. Kerzengerade hockte er auf der Stuhlkante. Wie ein Chefarzt bei der Visite auf einer Intensivstation hörte das Wesen sich an. »Was soll er tun?«, fragte Dave ruhig noch einmal.
    »Und ihn« Der Hydrit hob seine rechte Handflosse und richtete sie auf Dave, »behandelt sehr sorgfältig. Reduziert seinen Stoffwechsel auf das Nötigste. Viel Zucker braucht sein Hirn in der Vorbereitungsphase…«
    Aus schmalen Lidern spähte Dave an dem Fischwesen vorbei zu den Tanks. Plötzlich füllte sich sein Schädel mit dem Bild des leeren Tanks… »Was soll er tun…?«, flüsterte er. Und als ihm noch immer keiner antwortete, brüllte er es hinaus: »Verdammt, was soll er tun?!« Er sprang auf, doch die Wächter drückten ihn zurück auf den Stuhl. Handschellen schlossen sich um seine Handgelenke und Knöchel.
    »Etwas, das für unsere Sache von unschätzbarer Bedeutung sein wird«, sagte Black. Er winkte Ryan heran und zeigte auf den Mann im dunkelroten Overall, der noch immer neben Dave stand und ihn unverwandt beobachtete. »Das ist Philipp Hollyday, Doc. Meinen Sie, Sie könnten es schaffen?«
    Ryan stellte sich vor Hollyday. Prüfend musterte er dessen Gesicht. Hin und wieder wandte er den Kopf, um David McKenzie zu fixieren. Er tastete die Nase des Mannes namens Hollyday ab, strich über die Wangenknochen und befühlte die Ohren. Und immer wieder der Seitenblick auf Dave.
    »Was habt ihr vor?« Dave schluckte. Wie fortgeblasen waren die Ruhe und Zuversicht, die ihn eben noch erfüllt hatten. »Was habt ihr vor, ihr Teufel?!«
    »Reißen Sie sich zusammen, Mac«, sagte Black. Fragend blickte er den Arzt an.
    »Ich sehe keine größeren Schwierigkeiten. Allerdings zwei, drei Monate werde ich schon brauchen. Aber das kommt unserem Gast ja entgegen.« An Black vorbei warf er einen Blick auf das Fischwesen. »Philipp muss sich die Haare wachsen lassen; außerdem sollten wir ihm eine Brille besorgen.«
    »Okay«, sagte Black. Dann eine Handbewegung, und der Latino drückte Dr. Ryan eine Spritze in die Hand. Die Wächter krempelten Daves Ärmel hoch und hielten ihn fest.
    »Zum Teufel mit euch!«, brüllte Dave. »Was habt ihr vor, verdammt noch mal?!«
    »Sorry, Mac.« Black zuckte mit den Schultern. »Sie sind ein netter Kerl. Aber wir brauchen Sie, und freiwillig würden Sie sich wohl kaum drauf einlassen…«
    »Worauf? Sagt mir doch wenigstens…«
    »Später. Wenn Sie wieder wach sind.« Die Nadel fuhr in Daves Arm. Nicht ganz fünf Sekunden später wurde es schwarz um ihn…
    ***
    Dumpfes Pochen langsam, rhythmisch; es war allgegenwärtig, dieses Pochen. Seine Lungen blähten sich auf, ohne dass er Atem holen musste. Lichtreflexe, Stimmen, Pochen, Sprudeln, manchmal perlten Bläschen über seinen nackten Körper, streiften sein Wangen oder seine Stirn. Manchmal glaubte er langes braunes Gras vor seinen Augen schweben zu sehen. Manchmal begriff er, dass es sein Haar war.
    Die Zeit stand still. Oder sie strömte an ihm vorbei und vergaß ihn mitzunehmen. Sein
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