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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Glastanks, oder wie auch immer man die Röhren bezeichnen wollte. Einen kannte Dave. »Hallo Black, und ein glückliches neues Jahr.« Er sagte es bissiger als er wollte. »Und? Glaubst du mir inzwischen?«
    »Setzen Sie sich, Mac.« Der Mann, der dem jungen Schwarzenegger so verteufelt ähnlich sah aber es natürlich nicht sein konnte, deutete auf einen Stuhl. Dave folgte der Aufforderung, und man nahm die Handschelle ab. »Wir wollen Sie jemandem vorstellen.«
    Dave sah sich die Männer rechts und links von ihm an. Ein Schwarzer, der ihn gleichgültig musterte. Ein Latino, kleingewachsen und mit vernarbtem Gesicht, der die Zähne so heftig zusammen biss, dass seine Kaumuskulatur pulsierte. Beide Anfang zwanzig.
    Und dann war da noch ein Weißer mit braunem Haar und schmalem Gesicht von etwa dreißig Jahren.
    Fast so groß wie Dave selbst und genauso schlacksig.
    Er trug einen dunkelroten Overall und schien eine wichtige Rolle zu spielen unter diesen rätselhaften Kellerkindern. Er trat an Daves Stuhl und umkreiste ihn langsam. Auf seiner Miene spiegelte sich eine Mischung aus Furcht und Entschlossenheit.
    Dave konnte sich keinen Reim darauf machen.
    »Wem wollen Sie mich vorstellen, Black dem hier?« Dave deutete auf den Mann im roten Overall.
    »Ihm auch, später. Vor allem aber ihm.« Black drehte sich zu den Glastanks um. »Holt ihn raus.«
    Ein Metallgestell auf Rädern wurde an den linken Glasbehälter geschoben, eine Art hydraulischer Minikran. Doc Ryan und der Latino kletterten auf die Leitern. Sie zogen Plastikgurte aus dem Querarm des Hydrauliklifters, senkten sie in die gelbe Flüssigkeit und befestigten sie an dem Körper, der darin schwamm. Ryan drückte einen Knopf auf der Steuerkonsole des Lifters. Summend hob die Hydraulikvorrichtung den Körper aus dem Glastank.
    Die Flüssigkeit tropfte auf den Boden; schlaff hing das blaue Wesen in den Gurten. Der Schwarze rollte einen wuchtigen, mit Plastikfolie bezogenen Lehnsessel heran. Dort hinein manövrierten sie das Wesen.
    »Jesus…«, entfuhr es Dave. Ich sehe was, das du nicht siehts, Mickey, und das ist blaugrau und sieht aus wie ein Fisch…
    Der Körper des Wesens war nicht viel größer als ein Meter dreißig. Ein Flossenkamm stand aufrecht von seinem Scheitel ab, Flossen auch an seinen Arm- und Beingelenken. Zwischen den langen Zehen und Fingern spannten sich Schwimmhäute.
    Sie ließen das Wesen in den Sessel sinken und schnallten es von den Riemen los.
    Dave vergaß zu atmen. Er hatte viel gesehen in den letzten Monaten, manchmal mehr als sein Hirn verarbeiten konnte. Aber das hier übertraf alles. »Was ist das?«, flüsterte er.
    »Ein Fishmanta'kan«, sagte Ryan gleichgültig. Doch Dave bemerkte die interessierten Blicke der Männer. Sie wanderten zwischen ihm und dem Wesen hin und her. »So jedenfalls lautet der geläufige Name. Sie selbst nennen sich Hydriten. Wie er selbst heißt, will er uns nicht sagen.«
    Die kleinen Augen des Wesens fixierten ihn ruhig. Dave sah, wie sich an den Seiten seines schuppigen Kopfes etwas rhythmisch aufblähte und zusammenzog. Er hörte Atemgeräusche.
    Kiemen, dachte Dave. Das ist wirklich und wahrhaftig ein Fischmensch…
    »Das ist der andere«, sagte Black an das fremdartige Wesen gewandt. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf Dave. »Wenn du es tust, bist du frei.«
    Das Wesen starrte Dave an. Eine Gänsehaut rieselte Dave über den Rücken. Welcher andere?, dachte er, und was soll er tun…?
    »Also? Arbeitest du mit uns zusammen?« Keine Gefühlsregung schwang in Blacks Stimme, keine Ungeduld, keine Anspannung.
    Das Wesen machte eine Bewegung mit seiner Handflosse. Die beiden jungen Burschen, die Dave mit Doc Ryan zusammen aus der Zelle geholt hatten, fassten Dave unter die Achseln, zogen ihn hoch und führten ihn zu dem Fischwesen. Dave trat in die Pfütze, die sich um den Sessel des Wesens gebildet hatte. Dessen Handflosse schloss sich kalt und glitschig um Daves Rechte.
    Die Blicke des Menschen David McKenzie und des Hydriten trafen sich. So fremdartig diese Fischaugen waren Dave erkannte die Intelligenz, die aus ihnen sprach. Und noch etwas erkannte er sein Gehirn sträubte sich, dieses Etwas mit dem Begriff zu benennen, mit dem man es zu benennen pflegte, wenn man es in menschlichen Augen entdeckte: Erbarmen. Ja Erbarmen war es, was Dave in diesen fremdartigen Augen lesen konnte.
    Und plötzlich veränderte sich die kalte Flossenhand des Hydriten. Sie wurde heiß, schloss sich fester um Daves
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