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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit
Autoren: Jo Zybell
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Langes Haar, Brille ohne Zweifel, so war es.
    Und dann musste Dave lachen. »Der sieht ja aus wie ich«, keuchte er. »Das… das bin ja ich…«
    Das Lachen strengte ihn an. Und der Mann, der nicht nur seine Haare und seine Brille, sondern auch seine Gesichtszüge trug, lachte nicht. Vorwurfsvoll blickte er auf seinen Doppelgänger hinunter. Dave störte es nicht, ihm war alles gleichgültig.
    Viele Sinneseindrücke, viele Gedanken perlten durch sein Hirn, aber keiner blieb irgendwo haften. Sein Schädel fühlte sich nicht an, als würde ein 1400 Gramm schweres Organ darin schwimmen. Er fühlte sich an, als würde einekühle Lösung mit ein paar Eiweißmolekülen darin hin und her schwappen.
    »Glückwunsch, Doc«, sagte Black. »Sieht so aus, als hätten Sie gute Arbeit geleistet.«
    Ein Mann trat neben das Double in dem dunkelroten Overall; ein Schwarzer Anfang dreißig, den Dave bisher noch nicht hier gesehen hatte. »Es ist perfekt.« Er schmunzelte.
    »Wenn sogar Mac sich wiedererkennt…«
    »Sie sagen es, Mr. White«, ließ sich Black vernehmen. Dave musste wider Willen kichern: ein Weißer, der »Schwarz« hieß, und ein Schwarzer mit Namen »Weiß«. Wirklich witzig…
    »Kommen Sie, Mr. Hollyday, es ist so weit.« Black fasste den Mann mit Daves Gesichtszügen am Arm. Neben Dave stand ein hochlehniger Lehnsessel. So dicht, dass die Armlehnen sich berührten. An ihm vorbei führte Black den Mann mit Daves Gesicht zu einem dritten Sessel. Der stand auf der anderen Seite des leeren Lehnsessels, ebenfalls Armlehne an Armlehne. Black drückte den Mann hinein.
    Ein paar Sekunden blieb er schweigend vor ihm stehen. »Danke, Mr. Hollyday«, sagte er schließlich. »Nicht jeder würde für unsere Sache solch eine Veränderung auf sich nehmen. Die Running Men sind Ihnen zu tiefem Dank verpflichtet…«
    Dave hörte die Worte, aber er begriff sie nicht. Und sie interessierten ihn auch nicht weiter.
    »Schon gut, Mr. Black«, sagte der Mann mit Daves Gesicht. »Wir wollen es hinter uns bringen…«
    Dave hatte keine Ahnung, was er hinter sich bringen wollte.
    Sie schoben den hydraulischen Lifter durch den Raum. Daves Blick blieb an seiner Uhr hängen. Oh, eine Uhr, dachte er, sogar meine eigene…
    Es war so mühsam, den Arm zu heben und das Handgelenk zu drehen. Aber er schaffte es schließlich. Es war halb fünf. Morgens oder abends, das wusste Dave nicht. Aber war das wichtig?
    Die Zahlen und Buchstaben unten auf dem Zifferblatt schoben sich in sein Bewusstsein, das Datum auf der Kalenderanzeige. Der sanfte Strom in seinem Hirn nahm sie mit sich, spülte sie weg. Dave zwinkerte, blickte wieder auf diese Ansammlung von Buchstaben und Ziffern, blickte so lange hin, bis sie sich ein paar Sekunden lang in seinem Hirn hielten April 14th, 2517…
    »14. April 2517«, wiederholte er. »14. April 2517…« Etwas an den Ziffern und Buchstaben war nicht so, wie es sein sollte. »14. April 2517…« Langsam hob er den Kopf und blickte auf den leeren Glastank mit der gelben Flüssigkeit. Ist es nicht erst Januar?, dachte er. Bilder tauchten aus dem ruhigen kühlen Strom in seinem Kopf auf, um gleich wieder darin zu versinken. Er sah einen vom Leben gezeichneten Mann mit zerknautschtem Gesicht, den Doppelturm einer gotischen Kathedrale, er sah eine Horde kahlköpfiger Gestalten in dichtem Schneetreiben aus einem Wald stürmen, und er sah die Instrumentenkonsole eines Jets.
    Aus dem Nachbartank hievten sie eben das blaugraue Fischwesen. Flüssigkeit spritzte Dave ins Gesicht. Das Wesen schwebte neben ihm, sank in den Sessel zwischen seinem und dem jenes Mannes, der seine Gesichtszüge trug.
    So anstrengend war das alles, und Dave fühlte sich so kraftlos. Wieder sank sein Kopf zurück auf die Sessellehne. Er schloss die Augen. Um ihn herum hörte er Stimmen. Er beachtete sie kaum, so müde fühlte er sich, so unendlich müde. Und vor kurzem noch war alles so einfach gewesen. Er öffnete die Augen blickte sehnsüchtig auf den rechten der beiden Glastanks…
    »Ist Wanda so weit?« Blacks Stimme scheuchte Dave aus seiner Lethargie. Wanda? Offensichtlich hatte der Hydrit in der Zwischenzeit einen Namen bekommen. Wieder musste Dave kichern. Ein Fischmensch namens Wanda… das wird ja immer lustiger hier.
    Er sah nach links. Der Hydrit hing mit geschlossenen Augen in seinem Sessel. An der Art, wie er beide Arme hob, merkte Dave, dass er genauso erschöpft war wie er selbst.
    Die linke Handflosse streifte Daves Gesicht; Flüssigkeit
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