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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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heraus. »Wieviel brauchst du?«
    »Mal sehen. Auslandsgespräche sind teuer, ich nehme alles, was du geben kannst. Du bekommst es zurück.«
    Tony winkte ab. »Vergiß es«, sagte er.
    Uschi griff nach den Münzen, wollte die eigene Geldbörse aus der Jeans holen und stellte fest, daß sie nach dem Aufschrei nur im T-Shirt aus dem Bad gekommen war. Sie lächelte entsagungsvoll und verschwand, um sich wieder anzuziehen.
    Tony Cramert achtete kaum auf die wenig verhüllten Reize des Mädchens. Seine Gedanken kreisten um das Unglaubliche, das hier geschehen war. Wieder tastete er die Wand ab. Aber sie war fest. Dennoch hatte er mit den Händen drin gesteckt, und dennoch hatte er Monica Peters in die Wand hinein gehen sehen!
    »Ich träume«, murmelte er.
    »Ich gehe jetzt«, hörte er Uschi rufen. »Machst du gleich wieder auf?«
    »Ja«, sagte er.
    Er ging in die kleine Küche. Im Kühlschrank stand die Whiskyflasche. Tony war alles andere als Alkoholiker, aber in diesem Moment war er der Ansicht, ein randvolles Wasserglas zu brauchen. Er schenkte sich ein und trank langsam. War das alles nicht vielleicht doch nur ein Traum? Aber im Bad lief die Waschmaschine mit Monicas Kleidung, und die beiden Mädchen waren nicht mehr im Haus; es war unwahrscheinlich, daß Monica nackt gegangen war.
    Währenddessen hatte Uschi die Telefonzelle erreicht. Die Rufnummer vom Château Montagne in Frankreich kannte sie auswendig und begann zu wählen. Es dauerte endlos lange, bis endlich eine Verbindung kam. Aber nur Raffael, der alte. Diener, meldete sich. Uschi kramte ihre Französisch-Kenntnisse zusammen und fragte nach Zamorra oder Nicole, während der Einheitenzähler rasselte und in hohem Tempo Münzen verschlang.
    »Der Professor ist gerade in den unteren Räumlichkeiten beschäftigt, Fräulein Peters, aber ich kann ihn gern holen…«
    »Das dauert zu lange«, erkannte Uschi mit einem Blick auf die verbliebenen Münzen. Das war das Problem, wenn das eigene Telefon kilometerweit entfernt in einem anderen Teil der Stadt war… »Hören Sie zu, Raffael. Wir brauchen Zamorras Hilfe. Folgendes ist passiert…«, und sie erzählte in knappen Worten von Monicas Verschwinden. Sie beschrieb Tony Cramerts Adresse und den Weg dorthin.
    »Ich werde es Monsieur Zamorra ausrichten«, versprach Raffael. »Ich bin sicher, daß er so schnell wie möglich kommen wird. Aber es ist schon spät, und der Weg nimmt einige Zeit in Anspruch. Es dürfte sich meiner bescheidenen Schätzung nach um die Kleinigkeit von etwa 800 Kilometern handeln. Selbst wenn Monsieur Zamorra sofort losfährt, wird er nicht vor dem Morgengrauen bei Ihnen eintreffen.«
    »Hauptsache, er kommt überhaupt«, seufzte Uschi erleichtert. »Wenn es nicht gehen sollte - senden Sie bitte ein Telegramm. Die Wohnung hat kein Telefon, und ich weiß nicht, ob ich zwischendurch in unsere eigene Wohnung zurückkehre.«
    »Selbstverständlich, Fräulein Peters. Darf ich mir noch einen Gedankensprung erlauben? Wo etwas verschwindet, kann auch etwas auftauchen. Vielleicht sollten Sie einige magische Zeichen anbringen und die Wohnung entsprechend sichern.«
    »Wird gemacht, Raffael. Sie sind ein Schatz«, sagte Uschi und hängte ein. In der Tat hatte Raffaels Idee etwas für sich. Der alte Herr dachte mit! Nun, immerhin hatte er als Diener Zamorras im Laufe der Jahre auch so einige haarsträubende Situationen erleben müssen.
    Uschi kehrte in das Mietshaus zurück, so schnell sie konnte. Sie hoffte, daß sich Raffaels Befürchtung als unbegründet erweisen würde.
    ***
    »Peters?« echote Nicole im »Zauberkeller« von Château Montagne auf Zamorras erstaunten Ausruf. Die Konzentration der Halbtrance zerbrach, die Vision vor Zamorras geistigem Auge zerflatterte, löste sich einfach auf.
    Zamorra nickte. »Ich habe eines der Peters-Mädchen gesehen. Es war, als würden zwei Dias ineinanderprojiziert. Erst die Felsenlandschaft mit Zentaur und Drachenechse, und dann das Gesicht. Also stecken die beiden auch mit in der Sache.«
    Nicole seufzte. »Beide? Oder Uschi oder Monica?«
    »Gesehen habe ich nur eine, aber unterscheiden konnte ich die beiden doch noch nie. Das klappt höchstens, wenn sie sich unterschiedlich kleiden.«
    »Was ohnehin selten vorkommt«, schmunzelte Nicole. »Das kleiden, meine ich. Aber ich kann sie auch so unterscheiden.«
    »Weiß der Himmel, wie du das machst«, sagte Zamorra. »Aber jetzt sind wir auch noch nicht klüger als zuvor. Es ist nur noch ein Rätsel
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