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Liebe mit Schuss

Liebe mit Schuss

Titel: Liebe mit Schuss
Autoren: Janet Evanovich
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Prolog
    Jamie Swift tigerte wutschnaubend auf dem Parkplatz der Tankstelle auf und ab. Was sollte sie bloß machen? Sie hätte vor Wut sonst wo reinbeißen können – am liebsten allerdings in Max Holt, das eigentliche Objekt ihres Zorns.
    Leider war der Mistkerl einfach abgehauen.
    Sie brauchte Hilfe. Sie brauchte jemanden zum Reden und sie brauchte dringend eine Mitfahrgelegenheit.
    Da fiel ihr Blick auf eine Telefonzelle und sie rannte sofort dorthin. Aber wen sollte sie anrufen? Jetzt, um diese Zeit? Es war nach Mitternacht. Jeder, der nur ein bisschen Grips im Kopf hatte, lag um diese Zeit längst im Bett und schlief. Erst mal beruhigen. Ja. Sie holte dreimal tief Luft. Und ihr wurde prompt schwindelig. Sie hielt sich an der Telefonkonsole fest. Das wäre ja wieder mal typisch für sie und ihr Glück, wenn es sie hier auf diesem schmierigen Parkplatz umhauen würde. Sie würde sich das Gesicht blutig schlagen und wäre fürs Leben gezeichnet.
    Ihr Blick fiel auf einen Sticker, der dort auf dem Telefon klebte:
    SIE BRAUCHEN DRINGEND HILFE? SIE SIND VOLLKOMMEN VERZWEIFELT? RUFEN SIE UNS AN! LEND-A-HAND REICHT IHNEN DIE HAND!
    Sie beugte sich vor, um auch das Kleingedruckte entziffern zu können: Wir stehen Ihnen vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung.
    Vollkommen verzweifelt stand da. Das traf es wie die Faust aufs Auge. Und nicht nur das, sie hatte das Gefühl, allmählich den Verstand zu verlieren. Kein Wunder, nach den letzten zwei Wochen: Sie hatte knapp eine wilde Schießerei überlebt, wäre beinahe von einer Autobombe in tausend Stücke gerissen worden, war in einen Fluss gefallen und um ein Haar von einem Krokodil gefressen worden. Mann, sie konnte von Glück reden, überhaupt noch am Leben zu sein.
    Jamie warf mit zitternder Hand zwei Vierteldollarmünzen in den Schlitz. Die Tatsache, dass es inzwischen obendrein in Strömen regnete, konnte sie gar nicht mehr erschüttern. Nach allem, was sie in letzter Zeit durchgemacht hatte, war das eine Kleinigkeit.
    Nicht in die Kategorie »Kleinigkeit« fiel dagegen die Tatsache, dass sie hier festsaß. Mitten in der Nacht. Ohne fahrbaren Untersatz. In irgendeinem Kaff, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten. Und ihre beste Freundin war mehr als zwei Stunden Fahrtzeit entfernt. Und dann auch noch dieser fette Tankstellenwärter, der sie ständig beglotzte. Sein öliges T-Shirt spannte sich über eine Wampe, die offenbar zu viele Budweiser gesehen hatte. Sie musterte ihn. Völlig hohl in der Birne, das war selbst aus dieser Entfernung unübersehbar. Wahrscheinlich hatte er sich einen Pfeil auf den Hintern tätowieren lassen, um immer zu wissen, welches Ende nach unten gehörte. Er schaute sie an, als hätte er seit der Erfindung der Klobrille keine Frau mehr gesehen. Ein Typ, dem man besser nicht im Dunkeln begegnete. Tja.
    Sie tippte die Nummer ein.
    »Lend-a-Hand, was-können-wir-für-Sie-tun, mein-Name-ist-Tanisha«, leierte eine gelangweilte Stimme.
    »Ach, Gott sei Dank«, sagte Jamie, die schon froh war, eine andere Stimme zu hören. »Ich, äh –«, sie warf einen zweiten Blick auf die Anzeige. »Ich bin vollkommen verzweifelt.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Es klickte. Jamie blinzelte verwirrt. Und wartete. Nein, heulen kam jetzt überhaupt nicht in Frage. Sie und heulen! Das wäre ja noch schöner. Nein, sie war aus härterem Holz geschnitzt. Sie warf einen Blick auf den widerlichen Typen, der sie immer noch aus der nahen Tankstelle heraus anglotzte. Ein Neandertaler, kein Zweifel. Es würde sie nicht wundern, wenn sich in seinem Stammbaum ein paar Orang-Utans durch die Äste schwingen würden. Oder seine Eltern waren Geschwister gewesen, könnte auch sein. Jamie starrte zurück. Der Affe gab klein bei und wandte den Blick ab.
    »Hallo?« Jetzt war die Dame namens Tanisha wieder in der Leitung. »Ach, ja. Ich heiße Jamie und ich stecke bis zum Hals in der Scheiße.«
    »Sind Sie schwanger oder einsam oder hilflos? Haben Sie Angst, es Ihren Eltern zu sagen?«, ratterte die Stimme am anderen Ende herunter.
    Jamie blinzelte verwirrt. »Nö.«
    »Depressiv?«
    »Na ja–«
    »Können Sie nachts nicht schlafen oder schlafen Sie zu viel? Leiden Sie unter Appetitlosigkeit, chronischer Melancholie, Lebensüberdruss? Fällt es Ihnen schwer, morgens aus dem Bett zu kommen?« Jetzt musste sie kurz innehalten, um einmal Luft zu holen, dann ging es sofort weiter.
    »Haben Sie das Interesse an Ihren Mitmenschen verloren, oder an Dingen und Orten, die Ihnen
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