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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Es raschelte, und es duftete nach herbstlichem Wald.
    Monica hatte genug erlebt, um zu wissen, was ihr zugestoßen war. Sie war durch ein Tor zwischen den Dimensionen in eine andere Welt geraten!
    Aber befand dieses Tor sich schon immer hier - oder war es erst durch das Anbringen der Tapete entstanden?
    Wie dem auch sei - sie mußte zurück. Sie wandte sich um und lief die paar Stufen wieder hinunter, die sie in den Wald hinauf gestiegen war, aber dann hatte sie am unteren Ende der Treppe schon die ersten Meter zurückgelegt und befand sich immer noch nicht wieder in Tonys Zimmer!
    Sie blieb stehen und sah sich um. Da war die Treppe, wie sie sie vom Zimmer aus gesehen hatte. Da war der Wald. Aber der Weg zurück war verschwunden. Das Zimmer schien nicht mehr zu existieren.
    »Verflixt noch mal«, murmelte Monica verärgert und kehrte wieder zur Treppe zurück. Noch einmal versuchte sie, das Zimmer zu erreichen.
    Es gelang ihr wieder nicht!
    Das Tor zwischen den Dimensionen schien eine Einbahnstraße zu sein.
    Sie entsann sich des Gefühls, beobachtet zu werden. Von Anfang an hatte sie gespürt, daß hinter dieser Wand, hinter dieser Tapete etwas sein mußte. Jetzt wußte sie es. Eine andere Welt.
    Aber was für eine Welt? War es eine Landschaft der Erde und hatte sie durch das Tor nur diesen anderen Teil, vielleicht auf der gegenüberliegenden Seite des Erdballs, erreicht? Oder war sie in eine parallele Welt, in ein anderes Universum geraten?
    Augenblicke später bekam sie die Antwort.
    Zentauren gab’s auf der Erde nicht. Die griechischen Sagen berichteten zwar davon, und auch Zamorra hatte einmal erzählt, bei einer Zeitreise durch die Vergangenheit einem dieser Fabelwesen begegnet zu sein. Aber diese Geschöpfe konnten schwerlich auf der Erde selbst entstanden sein. Vielleicht waren sie von andersher gekommen…
    Hier aber war einer. Genauer gesagt - eine Denn der Oberkörper dieser Mischung aus Pferd und Mensch war unverkennbar weiblich. Schlank und weich wirkend, mit einem glatten Gesicht und blonder Haarflut unter einem gehörnten Kampfhelm, der den größten Teil des Kopfes schützte. Der Mischkörper schimmerte zartrosa, war in der menschlichen Hälfte glatthäutig, in der tierischen mit violett schimmerndem Fell bedeckt. Das Blond des Kopfhaares setzte sich im Pferdeschweif fort, eine Farbmischung, die gar nicht zusammenpassen wollte.
    Über den Pferdekörper waren einige Waffen und undefinierbare Gegenstände in Futteralen geschnallt, und in der Hand hielt die Zentaurin einen dreizackigen Wurfspeer mit einer Spitze, die wie polierter Stahl schimmerte.
    Die Zentaurin stand zwischen den Bäumen und sah zu Monica Peters herüber. Die Telepathin, deren Para-Gabe im Moment des Wechsels in die andere Welt erloschen war, weil es keine direkte Verbindung zu Uschi mehr gab, fröstelte leicht.
    Die Zentaurin hob die freie Hand. Leicht neigte sie den Kopf zum Gruß. Dann bewegte sich der Pferdekörper näher heran. Der Hufschlag klang dumpf auf dem Boden, und Laub raschelte, als es niedergetreten oder aufgewirbelt wurde.
    Monica glaubte zu träumen.
    Aber im nächsten Moment wurde der Traum zum Alptraum, als von rechts Äste brachen und ein massiger Körper sich erstaunlich schnell durch das Unterholz heranwälzte. Monica sah einen riesigen Echsenschädel, dem eines Krokodils ähnlich, aber nicht braungrün, sondern rötlich! Das Maul war weit aufgerissen, und die Riesenechse, deren Länge nicht abzuschätzen war, schleuderte sich förmlich heran.
    Monica schrie auf.
    Da war die Zentaurin mit einem wilden Sprung heran. Der Oberkörper bog sich herab, und eine Hand streckte sich nach Monica aus.
    »Schnell«, schrie die Zentaurin.
    Monica griff zu. Die Zentaurin riß sie mit erstaunlicher Kraft empor und gab ihr dabei einen Schwung, der Monica schon halb auf den Pferderücken schleuderte. Sie faßte mit der anderen Hand nach, hielt sich krampfhaft fest und zog sich dann endgültig auf den Pferderücken. Kaum saß sie, als die Zentaurin herumwirbelte und aus dem Stand mit weiten Galoppsprüngen das Weite suchte.
    Da, wo sie gerade noch gestanden hatte, prallte der Körper der Riesenechse auf. Monica sah Klauen und Zähne und Hornschuppen. Die Echse fauchte und setzte erneut zum Sprung an. Sie war riesig.
    Aber die Zentaurin war schnell. Sie jagte durch eine schmale Schneise im Wald, zwischen mächtigen Baumriesen hindurch, die so eng standen, daß die Drachenechse Schwierigkeiten bekam, zu folgen. Sie blieb schon bald
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