Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
des Amuletts etwas herauszufinden. Aber er war nicht sicher, ob er damit nicht eine Katastrophe auslöste. Wenn das, wonach er magisch greifen wollte, zurückschlug, geriet vielleicht das Flugzeug mit seinen Insassen in Gefahr. Und Zamorra war nicht daran interessiert, einen Absturz zu erleben.
    Er beschloß, abzuwarten. Vielleicht zeigte sich das Phänomen zu einem güstigeren Zeitpunkt noch einmal.
    Oder war es der Hinweis auf eine Gefahr, die das Flugzeug bedrohte? Die Unruhe in Zamorra wuchs. Er befürchtete, mit seiner Passivität einen Fehler zu machen.
    Aber was sollte er tun?
    ***
    »Hör zu, irgend etwas stimmt mit dieser Wohnung nicht«, sagte das blonde Mädchen. »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden.«
    »Beobachtet? Du bist verrückt, Moni.«
    »Vielleicht«, gestand Monica Peters ruhig. »Vielleicht auch nicht. Aber… hinter dieser Wand ist etwas.«
    »Ja - die Küche«, sagte Tony Cramert trocken. »Aber ich bezweifle, daß deine Schwester durch geschlossene Wände schauen kann. Paß auf, die Tapete muß langsam mal an die Wand, sonst weicht sie zu sehr auf.«
    Schulterzuckend faßte Monica mit an und half Tony Cramert, die eingeleimte Papierbahn an die Wand zu bekommen. Dabei wurde sie das merkwürdige Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
    Aber fremde Gedanken konnte sie seltsamerweise nicht wahrnehmen!
    Monica und Uschi Peters waren Gedankenleserinnen. Aber ihre Gabe, Gedanken anderer Menschen zu empfangen oder ihnen eigene Gedanken zuzusenden, funktionierte nur, wenn sie beide in einer bestimmten Nähe zueinander waren. Waren sie durch eine größere Entfernung getrennt, erlosch die Telepathie.
    Es gab nur wenige Menschen, die von dieser besonderen Fähigkeit der beiden eineiigen Zwillingsmädchen wußten. Denn die meisten hatten Angst davor, daß ihre intimsten Gedanken ausspioniert werden könnten. Da halfen auch Beteuerungen nichts, daß es eher ein Fluch war und daß beide Mädchen liebend gern darauf verzichteten, in anderer Leute Bewußtseinsinhalt zu wühlen. Wer mochte schon die Ängste und Sorgen, den Kummer und die versteckte Verzweiflung anderer mitfühlen? Da hatten die beiden mit sich selbst genug zu tun…
    Irgendwie gehörten sie zur Zamorra-Crew. Der Parapsychologe, die Druiden… sie hatten oft genug den übersinnlichen Angriffen dämonischer Wesenheiten getrotzt. Aber dennoch hatten sie beide lieber ihre Ruhe.
    Nur tauchte die Gefahr immer wieder überraschend auf. Deshalb waren die Zwillinge auch nie eine feste Bindung eingegangen. Das hinderte sie zwar nicht daran, immer wieder mit jungen Männern zusammenzusein, aber etwas Festes konnte niemals entstehen. Denn wer wollte schon eines Tages feststellen, es mit einer Gedankenleserin zu tun zu haben, oder sich unversehens einer dämonischen Bedrohung gegenübersehen? Abgesehen davon hatten Monica und Uschi nicht nur dasselbe Aussehen, sondern auch den selben Geschmack, was das andere Geschlecht anging. Es würde also höchstens ebenfalls ein Zwillingspaar in Frage kommen.
    Tony Cramert war kein Zwilling. Sie hatten ihn an der Universität kennengelernt, und jetzt halfen sie ihm beim Einrichten der kleinen Wohnung, die er gemietet hatte, weil er die nächsten drei, vier Semester in dieser Stadt bleiben wollte. Ein Teil der Möbel stand schon, aber die Tapeten wurden jetzt erst angebracht. Vorher war keine Zeit dazu gewesen.
    Der schwarzhaarige Student war froh, Hilfe bekommen zu haben. Er war noch nicht lange genug hier, um Freunde gewonnen zu haben, und sah die Bekanntschaft der Zwillingsmädchen als glückliche Fügung an. Ziemlich schnell stellte er fest, daß zumindest Monica äußerst praktisch veranlagt war, und sie langte auch kräftig mit zu. Uschi dagegen kümmerte sich mehr um Handreichungen und ums Zubereiten des Essens.
    Tony stand oben auf der kleinen Leiter, Monica unten daneben, und beide bemühten sich, die Tapete glattzustreichen und Luftblasen zu entfernen. Schließlich kletterte Tony Cramert wieder nach unten.
    »Okay«, sagte er. »Den Rest wird die Fototapete machen.«
    Moni wischte die Hände an einem Lappen ab und half Tony, die vier Teile der Fototapete auszubreiten und auf dem Fußboden des fast leergeräumten Zimmers auszubreiten. Das Bett war in eine Ecke geschoben worden, der Schrank war draußen im Korridor, es gab also genug Platz.
    »Hübsch«, stellte Monica fest.
    Das Bild zeigte eine Waldlandschaft. Im Vordergrund begann eine Steintreppe, die sich weiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher