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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinzugekommen.«
    »Das Amulett hat nicht reagiert, nicht wahr?«
    Zamorra erhob sich. »Es ist, als sei es einfach blockiert. Vielleicht braucht es ein wenig Ruhe. Immerhin ist es in letzter Zeit ziemlich stark beansprucht worden.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, daß es Sinn hat, wenn ich den Versuch jetzt wiederhole. Belassen wir es dabei. Vielleicht sollten wir mal bei den Mädchen in Deutschland anrufen.«
    Sie verließen Zamorras Zweckraum.
    Raffael erwartete sie bereits. »Monsieur le professeur, da war ein Anruf aus Deutschland für Sie. Aus Münster in Westfalen. Uschi Peters war am Apparat…«
    »Oh«, machte Nicole.
    »Erzählen Sie, Raffael«, bat Zamorra und lauschte. Der Diener wiederholte wortgetreu alles, was Uschi ihm erzählt hatte.
    »Fast 800 Kilometer«, flüsterte Nicole. »Und das jetzt, bei Nacht.«
    Zamorra achtete nicht darauf. »Ein Weltentor«, überlegte er. »Ein Tor in einer Zimmerwand, das sich öffnet und schließt… das ist in dieser Form neu. Spiegeltore haben wir schon gehabt, Höhleneingänge und massive Felsen, auch Tore unter freiem Himmel wie das unten in Bayern in der Nähe des Chiemsees, das jetzt nicht mehr existiert. Aber in einer Hauswand, in Etagenhöhe…?«
    »Den Zwillingen fällt auch nichts mehr ein«, lästerte Nicole. »Immer verschwindet die eine irgendwo, und die andere braucht unsere Hilfe, um sie zurückzuholen.«
    Erst vor kurzen war das der Fall gewesen. Aber da hatte es sich um etwas gehandelt, das ein künstlich geöffnetes Tor nicht nur von einer Welt in die andere, sondern auch durch den Abgrund der Zeit führte. Sie waren tief in der Vergangenheit jener Welt gelandet, die Straße der Götter genannt wurde.
    Jetzt waren die beiden Mädchen also wieder in Deutschland. Sie besaßen eine kleine Wohnung irgendwo im Stadtkern von Münster nahe der Universität, wo sie Sozialpädagogik studiert hatten. In letzter Zeit waren sie aber beide eher zu Weltenbummlerinnen geworden und hatten einen etliche Monate dauernden USA-Trip hinter sich gebracht.
    Und immer wieder kreuzten sich ihre Wege…
    Zamorra seufzte.
    »In Ordnung«, sagte er. »Fahren wir hin.«
    »Schaffst du das überhaupt?« fragte Nicole. »Ich weiß nicht… noch bin ich fit, aber ich weiß, daß ich im Laufe der nächsten drei, vier Stunden erheblich abbauen werde.«
    »Gut«, sagte Zamorra. »Dann fährst du zuerst, und ich klappe die Augen zu. Wenn’s so früh nicht mehr geht, löse ich dich ab. Am besten fahren wir über Mühlhausen und so früh wie möglich über die Grenze. Deutsche Autobahnen sind schneller als unsere…«
    »Und voller Baustellen«, ergänzte Nicole spöttisch. »Gut, Raffael darf unsere Koffer neu packen, ich stelle mich derweil unter die Dusche. Du kannst das Päckchen mit dem Traubenzucker einpacken, cherie.«
    Zamorra küßte sie auf die Wange. »Mach schnell. Uschi hat es bestimmt nicht ohne Grund so dringend gemacht. Und ein Weltentor, das anscheinend ferngesteuert ist, kann eine heimtückische Angelegenheit sein.«
    Nicole nickte. »Ich bin schon weg - dauert fünf Minuten…«
    Zamorra betrachtete nachdenklich das Amulett, das sich auch jetzt nicht aktivieren ließ. Es war wie ein toter, silbern schimmernder Gegenstand ohne jegliche besonderen Kräfte. Er fragte sich, was das Gesicht von Monica -sie mußte es seiner Vermutung nach sein — in der Vision zu suchen hatte. Wie hing das alles miteinander zusammen? Zamorras Vision im Flugzeug, Ted Ewigks Dhyarra-Vision, das Verschwinden der Telepathin… wie paßten diese Teile des Puzzles zusammen?
    Und wer oder was steckte hinter dem Weltentor? Der Zentaur erinnerte Zamorra an die griechische Mythologie. Erinnerungen erwachten. Odysseus… Zeus, der damals der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN war, ehe er vor Jahrtausenden in die Straße der Götter überwechselte…
    Eine verrückte Idee durchzuckte Zamorra. Sollten die Ewigen der Dynastie wieder ihre Hände im Spiel haben? Hatte Ted Ewigk deshalb etwas mitbekommen?
    Auszuschließen war es nicht…
    ***
    Monica Peters war irritiert stehengeblieben. Verblüfft sah sie sich um. Gerade noch war sie doch in Tonys Schlafzimmer gewesen, hatte vor der Tapete gestanden. Und jetzt war sie im Wald… auf einer Steintreppe…?
    Hier stimmte etwas nicht!
    Das war kein Foto. Das konnte auch kein Traum sein, dafür war es zu realistisch. Zweige bewegten sich im Wind, hier und da sank ein gelbes oder braunes Blatt zu Boden. Tierstimmen erklangen in weiter Ferne.
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