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0335 - Zentaurenfluch

0335 - Zentaurenfluch

Titel: 0335 - Zentaurenfluch
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bis jetzt.
    Vielleicht würde sich das jetzt ändern…
    Sie öffnete die Tür zum Schlafzimmer. Darin sah alles unverändert aus. »Hast du mal einen Filzstift?« fragte sie.
    »Wozu?«
    Sie streckte fordernd die Hand aus. Wenn sie ihm lange erklärte, was sie beabsichtigte, würde er doch nur protestieren und ihr nicht glauben. Eigentlich, dachte sie, hatte sie sich den Verlauf dieser Nacht doch ein wenig anders vorgestellt. Eine Flasche Wein, verträumte Musik aus dem Cassettengerät, ein wenig küssen und streicheln und kuscheln… aber jetzt war ihr der Sinn nicht mehr nach ein wenig Liebe und Zärtlichkeit. Monica war verschwunden, und geblieben war nur Leere und Einsamkeit, die auch der ungläubige Thomas Tony Cramert nicht ausfüllen konnte.
    Er kam mit einem breiten Filzstift wieder. Uschi zog die Kappe ab und überlegte. Sie versuchte, sich die Schutzzeichen in Erinnerung zu rufen, die sie von Zamorra gelernt hatte. Sie durfte keine Fehler machen. Nur ein winziges Häkchen an der falschen Stelle, und der Schutzzauber war wirkungslos.
    Stark würde er ohnehin nicht sein. Was die beiden Telepathinnen gelernt hatten, waren nur die Grundbegriffe. Aber Zamorra hatte es für sinnvoll gehalten, wenn sie sich zumindest in gewissem Umfang selbst vor Mächten der Finsternis schützen konnten. Ein Irrwisch oder Hilfsgeist, auch ein Vampir ließ sich von diesen Zeichen abschrecken. Bei einem echten Dämon wurde es schon schwieriger.
    Aber zu stärkerer Magie gehörte mehr Wissen und Erfahrung, und die beiden Mädchen hatten einfach nicht genügend Gelegenheiten, sich intensiver damit zu befassen. Sie hätten sich für längere Zeit der lehrenden Obhut Zamorras oder auch des Druiden Gryf anvertrauen müssen. Aber das hörte sich einfacher an, als es war. Und Zauberbücher mit echter, wirklich wirksamer Magie, aus denen die beiden hätten selbständig lernen können, gab es weder in städtischen oder kirchlichen Bibliotheken, noch im Versandhandel. Die dort häufig angepriesenen Bücher waren in aller Regel das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden.
    Uschi holte mit dem Stift aus, um schwungsvoll das erste der notwendigen Bannzeichen neben die Fototapete an die frisch tapezierte Wand zu malen. Tony erkannte ihre Absicht und wollte dazwischengehen, um sie daran zu hindern. Er sah nur, daß die neue Tapete verschmiert werden sollte.
    Er griff nach Uschis Hand mit dem Stift.
    Aber er erreichte sie nicht mehr.
    Denn im gleichen Moment geschah es, wovor Raffael Bois am Telefon gewarnt und was Uschi daraufhin befürchtet hatte.
    Etwas anderes kam durch das Weltentor aus dem Wald, aus der Wand geschossen. Ein riesiger, krokodilartiger Schädel mit roten Schuppen und im aufgerissenen Maul mit einer Unmenge nadelspitzer Reißzähne versehen.
    Das klaffende Echsenmaul zuckte direkt auf Uschi Peters zu!
    ***
    Der Mann in der dunklen Kutte, dessen Gesicht von einer Silbermaske verdeckt wurde, war Magnus Friedensreich Eysenbeiß, Berater und linke Hand des Fürsten der Finsternis. Er hatte die Idee entwickelt und Leonardo deMontagne vorgelegt, und der Montagne hatte die ersten Fäden gezogen.
    Jetzt lag es an Eysenbeiß, den Plan weiterzuführen. Er war fein gesponnen, so fein, daß Zamorra wahrscheinlich erst zu spät durchschauen würde, worum es ging.
    Eysenbeiß machte sich dennoch keine Illusionen. Er rechnete trotz allem nur mit einer Erfolgsquote von dreißig Prozent. Trotzdem war es den Versuch wert. Zamorra mußte in Atem gehalten werden, damit er nicht bemerkte, was an anderen Stellen der Welt und der Hölle für Pläne gegen ihn geschmiedet wurden, die ihn schließlich irgendwann in den Strudel der Vernichtung reißen mußten.
    Diese Aktion, die Eysenbeiß jetzt übernahm, war im Grunde kaum mehr als ein Ablenkungsmanöver mit dem Sinn, der Zamorra-Crew so viel Schaden wie möglich zuzufügen. Eysenbeiß hatte da ein paar Tricks in der Hinterhand, von denen nicht einmal sein Herr und Meister etwas ahnte. Und es kam Eysenbeiß zugute, daß Leonardo deMontagne sich einmal wieder daran erinnert hatte, welche Macht er über Zamorras Amulett besaß. Immerhin hatte der jetzige Fürst der Finsternis es selbst lange genug besessen. Er konnte es aus der Ferne, aus Höllen-Tiefen heraus, manipulieren, wann immer er wollte. Und so hatte er es einfach wieder einmal stillgelegt. Zamorra würde es erst umständlich wieder zwingen müssen, aktiv zu werden.
    Das kostete Zeit und Kraft und schwächte den Meister des
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