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0335 - Die goldenen Skelette

0335 - Die goldenen Skelette

Titel: 0335 - Die goldenen Skelette
Autoren: Jason Dark
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Handbewegung stoppte seine Frage. »Fällt dir nichts auf?«
    »Ja, der Würfel…«
    »Das meine ich nicht. Konzentriere dich mal auf den Flug, dann wirst du es merken.«
    Jetzt, wo ich es gesagt hatte und Suko den Kopf hob, merkte er es auch. »Das gibt es doch nicht. Der Pilot hat den Kurs geändert.«
    »Richtig. Wahrscheinlich fliegen wir wieder zurück.«
    Suko blickte dorthin, wo ein Vorhang die Luxuskabine von der Kanzel trennte. Er wollte in das Cockpit. Das war nicht mehr nötig.
    Der Pilot erschien. Sein Gesicht sah aus, als hätte man kalte Fettklumpen gegen die Haut geworfen. Der Krawattenknoten saß auch nicht mehr korrekt, die Jacke hatte er ausgezogen. Selbst sein Oberlippenbart zitterte.
    »Was ist los?« fragte ich ihn. »Aus welch einem Grund haben Sie den Kurs geändert?«
    Daniel Ricon hob die Schultern. Er schaute uns an wie jemand, der nicht wußte, ob er lachen oder weinen sollte. »Ich verstehe das alles nicht«, flüsterte er. »Ich habe keinen Kurs gewechselt.«
    »Aber wir fliegen einen Bogen!« hielt Suko dagegen.
    Ricon nickte heftig. »Das ist richtig. Nur nicht durch mein Zutun. Die Maschine hat sich selbständig gemacht.«
    Suko und ich warfen uns einen Blick zu. »Und das stimmt wirklich?« fragte ich.
    »Natürlich.«
    Ich holte tief Luft. Es war unglaublich, vielleicht sogar unmöglich, doch beide Begriffe sollten wir eigentlich streichen. Dazu hatten wir zuviel erlebt.
    »Dürfen wir in die Kanzel?« fragte ich.
    Ricon deutete nach links. »Der Weg steht Ihnen offen. Ich bin mit meinem Latein am Ende.«
    Suko und ich gingen. Wir betraten die enge Pilotenkanzel. Ricon hatte die Automatik eingestellt. Der kleine Düsenjet flog auch ohne seine Hilfe, und er behielt einen Kurs, den wir eigentlich nicht fliegen wollten. An den Instrumenten konnten wir ablesen, daß es nach Südosten ging.
    Ich schüttelte den Kopf. Das merkte auch Daniel Ricon, der hinter uns erschienen war. »Daß Sie keine Erklärung haben, kann ich mir vorstellen. Mir erging es ebenso.«
    »Und sonst funktionieren die Instrumente?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Wie steht es mit der Funkverbindung?«
    »Das wollte ich noch nachprüfen.«
    »Tun Sie das.« Suko und ich machten uns schmal, damit der andere vorbeigehen und seinen angestammten Platz einnehmen konnte.
    Er stülpte sich einen Kopfhörer über und versuchte, Verbindung zum nächstliegenden Flughafen aufzunehmen.
    Dreimal startete er, und auch beim dritten Mal fand er keinen Kontakt.
    »Nichts«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. »Verdammt, da ist einfach nichts.«
    »Also kein Kontakt.«
    Er drehte sich um und war noch blasser geworden. »Nein.«
    Ich überlegte und faßte gedanklich zusammen. Wir hatten also keine Verbindung mit der Bodenstelle mehr. Dennoch flogen wir. In gewisser Hinsicht konnte man unsere Maschine als Geisterflugzeug bezeichnen, denn andere Kräfte hatten die Kontrolle über den Vogel aus Metall übernommen.
    Hingen diese Kräfte vielleicht mit den gesehenen Gesichtern auf dem Würfel zusammen?
    Daniel Ricon regte sich auf. Er fuchtelte mit beiden Händen durch die Luft, als wollte er irgend etwas greifen. »Das ist doch nicht möglich«, beschwerte er sich. »Das kann es nicht geben. Wir müssen auf dem Radarschirm zu sehen sein.« Er schaute uns dabei an, als könnten wir ihm eine genaue Antwort geben oder seine Vermutung bestätigen.
    »Und?« fragte Suko.
    Ricon lachte. »Es geht nicht, daß wir den Kurs wechseln. Das verstößt gegen internationale Vorschriften. Die einzelnen Luftkorridore sind genau ausgewiesen. Wenn wir uns nicht daran halten, wird man Jäger hochschicken, die uns abfangen.«
    Das war richtig. Dennoch wollte ich nicht so recht daran glauben.
    Ich schaute durch die gewölbte Scheibe des Jets. Wolkenfetzen rasten vorbei. Sie sahen aus wie Watteschleier, die einfach zerrissen.
    Waren wir zu sehen? Oder flogen wir tatsächlich als Geisterflugzeug durch die Luft?
    »Was meinen Sie denn?« fragte mich der Pilot. Er umfaßte meinen Arm in Höhe des Ellenbogens und war außer sich.
    Ich hob die Schultern. »Genaues kann ich Ihnen natürlich nicht sagen, aber ich bin davon überzeugt, nicht auf normalem Kurs und als Geisterflugzeug durch die Luft zu düsen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach, Monsieur. Wir sind nicht mehr zu sehen. Weder mit bloßem Auge noch auf dem Schirm. Wir sind verschwunden, aufgesaugt oder was weiß ich. Für die übrige Welt verschollen. Das ist die Erklärung.«
    Daniel Ricon schaute
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