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0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig
Autoren: Einer blieb übrig
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Schrieb gerade fertig geworden, klingelte das Telefon.
    »Ich verbinde«, sagte der Kollege an der Vermittlung. Ich meldete mich.
    »Hier spricht Senator Blackpoint«, tönte es durch den Draht.
    Der Name durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag. Es war kaum möglich, dass der Senator bereits von dem Leichenfund auf seinem Familiengrab, erfahren hatte, es sei denn, Louis Thrillbroker hatte ihn aufgesucht.
    »Cotton, was kann ich für Sie tun?«
    »Bitte kommen Sie sofort zur Atlantic Avenue 570, South Beach in Richmond.«
    »Worum handelt es sich, Senator?«, fragte ich.
    »Das kann ich Ihnen durch den Fernsprecher nicht sagen, aber es ist dringend.«
    »Ist das Ihre Wohnung?«, fragte ich.
    »Nein, die meiner Nichte. Sie hat mich vor einer Stunde angerufen, und ich bin hier gerade angekommen. Bitte fragen Sie nicht so viel und kommen Sie.«
    Ich hängte ein, holte den Jaguar aus der Garage und brauste los, durch den Hollandtunnel hinüber nach Jersey City und über Bayonne Bridge nach Staten Island, wo in den weitläufigen Vierteln von Richmond die reichsten Leute von New York ihre Villen und Landhäuser haben.
    Obwohl die Straßen um diese Zeit ziemlich leer waren, brauchte ich eine gute halbe Stunde, bis ich die zwanzig Meilen zurückgelegt hatte.
    Das Haus lag genau an der Ecke von der Atlantic Avenue und dem Seaside Boulevard.
    Es war ein nicht übermäßig großes Haus, aber der Reichtum des Besitzers war dennoch unverkennbar.
    Die Stufen zum Portal waren, wenn ich mich nicht sehr täuschte, aus italienischem Marmor und die Tür selbst aus schwerem, geschnitztem Eichenholz.
    Als ich auf den Klingelknopf drückte, dröhnte im Innern ein Gong. Dann wurde geöffnet. Der Diener machte den Eindruck, als sei jetzt gerade, mitten in der Nacht, Dinnerzeit. Seine Uniform war tadellos, die Goldknöpfe blitzten, Kragen und Hemd waren blendend weiß.
    Er blickte mich an, wie etwas, das die Katze hereingeschleppt hat und sagte steif: »Good morning, Sir. Sie wünschen?«
    »Mr. Blackpoint hat mich hierher gebeten«, antwortete ich kurz und wollte eintreten, aber er stand wie der Felsen von Gibraltar im Türrahmen.
    »Darf ich um Ihre Karte bitten, Sir?«
    »Stellen Sie sich nicht so an, der Senator erwartet mich.«
    Zuerst glaubte ich, er wolle mir die Tür vor der Nase zuschlagen, aber dann besann er sich eines Besseren.
    »Warten Sie bitte.«
    Ich wartete nicht. Ich folgte ihm und schlug den Türflügel hinter mir zu. Es dröhnte dumpf, und in diesem Augenblick sprang eine Tür zur Linken auf. Senator Blackpoint kam mit schnellen, kurzen Schritten durch die Halle.
    Er war ein kleiner, dicker Mann mit dem Kopf und dem Gesicht eines erfolgreichen Wall-Street-Bankiers, der er ja auch war.
    »Sind Sie Cotton?«, fragte er und kriegte mich am obersten Mantelknopf zu fassen.
    Ich hielt ihm meinen FBI-Ausweis unter die Nase.
    »Schon gut. Ich glaube es Ihnen. Kommen Sie.«
    Senator Blackpoint hatte es offenbar sehr eilig. Er fasste mich am Ärmel und zog mich in ein Empfangszimmer, dessen Beschreibung ich mir erspare. Es passte zwar weniger zu ihm als zu der bildschönen, jungen Frau, die, in einen grünseidenen, wattierten Schlafrock gehüllt, in einem Sessel saß. Sie war tizianrot und hatte sehr weiße Haut und ein feines Gesicht. Ihre Augen waren groß und dunkel. Sie hatte weder Makeup noch Lippenstift benutzt.
    »Dies ist Mr. Cotton vom FBI«, stellte der Senator mich vor. »Meine Nichte, Mrs. Scillo-Blackpoint.«
    Sie streckte mir eine schmale Hand hin, die kalt und schlaff war. »Ich danke Ihnen, dass sie so schnell gekommen sind, Mr. Cotton«, sagte sie leise.
    Der Senator warf einen kurzen Blick auf die Armbanduhr, als wolle er nachprüfen, ob ich wirklich so schnell erschienen war. Dann begann er.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Cotton. Ich habe Sie hierher gebeten, weil, Sophia sich keinen Rat mehr weiß, sie ist in heller Verzweiflung. Man hat ihr gedroht, ihren einzigen Jungen zu ermorden. Es ist jetzt zwei Stunden her, dass sie vom Klingeln des Telefons aus dem Schlaf gerissen wurde, Sie…«
    »Verzeihen Sie, Senator«, warf ich ein, »aber ich halte es für besser, wenn Mrs. Scillo das selbst berichtet.«
    »Scillo-Blackpoint«, verbesserte er, wobei er die Betonung auf den letzten Namen legte.
    Es schien, als sei die schöne Sophia mit einem Mann namens Scillo verheiratet, den der Senator nicht sonderlich schätzte. Die Frau erzählte: »Es war beinahe halb drei, als ich vom Klingeln des Fernsprechers erwachte.
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