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0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig
Autoren: Einer blieb übrig
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Lieutenant.
    Ich bat ihn, uns die Fotos so schnell wie möglich zu schicken und ordnete an, die Leiche in unser Laboratorium zu bringen.
    »Wo ist eigentlich der Nachtwächter?«, fragte ich dann.
    »In meinem Office. Der Mann ist vollkommen fertig.«
    »Merkwürdig«, brummte ich.
    Wir ließen zwei Tecks der Mordkommission Bronx an der Fundstelle zurück und fuhren zum Portal.
    Der Nachtwächter Nick Kossak war tatsächlich vollkommen aufgelöst.
    Stockend berichtete er, er pflege sich während des größten Teils der Nacht in einem Geräteschuppen aufzuhalten und nur zwei- bis dreimal eine Runde zu machen. So war zu erklären, dass man die Leiche irgendwie über die Mauer geschafft und niedergelegt hatte, ohne dass Nick Kossak aufmerksam geworden war.
    Wir wollten eben gehen, als der Friedhofsverwalter zu mir trat.
    »Jetzt, da Sie ja den Fall in Händen haben, werden Sie hoffentlich doch nicht vergessen, was ich Ihnen über die Formulierung der Zeitungsnotiz gesagt habe?«
    Ich sah mir das Männlein von oben bis unten an und sagte: »Die Leiche eines jungen, hübschen Mädchens wurde in einem Astembeet auf dem Familiengrab des Senators Blackpoint gefunden. Sie ist dort nach ihrem Tod niedergelegt worden. Der Dolch in der Wunde war nicht die Mordwaffe. Der Nachtwächter, Mr. Spencer, hat geschlafen oder einen Roman gelesen. Das ist eine tolle Geschichte, und Sie bilden sich ein, jemand könne verhindern, dass diese Story Schlagzeilen nicht nur in New York, sondern in den ganzen Staaten macht? Ich fürchte, Mr. Spencer, Ihre Bitte kommt ohnehin zu spät.«
    Draußen am Portal keuchte nämlich ein mir bekannter uralter Motor und wurde abgewürgt. Seine Hupe blökte, und dann erklangen laute Stimmen.
    Ein museumsreifer Ford hatte vor dem Portal des Friedhofs gestoppt. An seiner Windschutzscheibe klebte das gelbe Schild mit dem Aufdruck: »Presse« und darunter »Morning News«.
    Der Kriminalreporter dieser Zeitung, Louis Thrillbroker, war gerade dabei, seine langen Beine ins Freie zu schwingen. Sein strähniges Haar hing ihm in die Stirn, er grinste breit und fingerte an der griffbereit um den Hals hängenden Kamera.
    Louis Thrillbroker verschmähte einen Mantel. Er trug nur das uralte Tweedjackett mit den ausgefransten Ärmeln. Ein Jackett, das bestimmt genauso alt war wie der Ford, Jahrgang 1945.
    Mr. Spencer stand neben mir und hob entsetzt beide Hände.
    In diesem Augenblick blitzte es. Louis Thrillbroker drehte den Film ein Stück weiter und nickte. Ich wusste, dass spätestens in der Mittagsausgabe der News ein Bild erscheinen würde, das den Friedhofsverwalter gemeinsam mit dem G-man Jerry Cotton zeigte. Mr. Spencer würde zweifellos nicht ganz ohne Publicity auskommen.
    »Hallo, Jerry, was tut sich hier?«, fragte er.
    »Woher weißt du überhaupt, dass sich etwas tut?«, gab ich zurück.
    »Ich bin doch nicht von gestern. Wenn ein G-man die Mordkommission auf den Friedhof bestellt, dann bestimmt nicht, um eine Leiche auszugraben. Wen haben sie hier umgebracht?«
    »Das weiß ich selbst noch nicht, Louis.« Mit einem Seitenblick auf Mr. Spencer fuhr ich fort. »Fahre hin und sieh dir die Sache an. Ich wäre dir sogar dankbar, wenn du eine Großaufnahme der Toten bringst. Vielleicht meldet sich jemand, der sie kennt.«
    »Okay! Und vielen Dank!« Thrillbroker fiel wieder hinters Steuer, zog die langen Beine nach, und gleich darauf rumpelte die »Tin Lizzy«, den Weg hinunter.
    Mr. Spencer war nahe daran, in Tränen auszubrechen, aber ich konnte ihm nicht helfen.
    Vorläufig sollte der Friedhof verschlossen und bewacht bleiben, wenigstens so lange, bis unsere Leute ihre Untersuchung beendet hatten. Vor allem mussten wir rauskriegen, auf welchem Weg die Tote hereintransportiert worden war. Das konnte erst nach Tagesanbruch geschehen. Ich fuhr zurück zur 19. Straße.
    ***
    Vom Office aus alarmierten wir unseren Arzt Dr. Baker und ließen in der Kartothek des Erkennungsdienstes nachforschen, ob das Mädchen, dessen Fotos wir bereits erhalten hatten, registriert war. Das Ergebnis war gleich null.
    Inzwischen waren der Leichenwagen und der Arzt angekommen. Ich informierte den Doc über alles und händigte ihm den Dolch aus.
    Es war mittlerweile drei Uhr geworden.
    Ich hatte mir überlegt, ob ich meinen Freund Phil Decker aus dem Bett werfen sollte, aber der würde zurzeit genauso wenig tun können wie ich. Ich setzte das Protokoll über die Auffindung der Leiche auf.
    Um drei Uhr fünfunddreißig, ich war mit dem
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