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0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig
Autoren: Einer blieb übrig
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angeklebt, so ein kesses Schnurrbärtchen. Er saß dort mit einem Mädchen, und es sah so aus, als gebe er ein Fest.«
    »Bist du sicher? Haben dir nicht der Scotch und deine Phantasie einen Streich gespielt?«
    »Erstens trank ich keinen Scotch, sondern Bourbon, und zweitens habe ich keine Phantasie, sondern halte mich als seriöser Reporter an Tatsachen.«
    »Nehmen wir an, es stimmt. Wo ist Bowman jetzt?«
    »Das kann ich dir nicht genau sagen. Ich bin ihm nachgefahren durch ganz Queens bis jenseits des International Airport. In der Gegend der Causeway Avenue habe ich ihn dann verloren. Ich bin aber sicher, dass er weiter in Richtung Nassau gefahren ist, wo die Landhäuser und Farmen stehen.«
    »Kannst du sofort zu mir kommen?«
    »Wozu? Ich möchte ins Bett.«
    »Und du willst ein pflichtbewusster Reporter sein? Ich brauche dich, um den Aufenthaltsort des Kerls aufzustöbern. Wenn wir Glück haben und ihn finden, so finden wir vielleicht auch das entführte Kind. Willst du dir diese Bombensache entgehen lassen?«
    »In zwanzig Minuten bin ich da.«
    Ich hörte, wie er den Hörer auf die Gabel warf.
    ***
    Um sechs Uhr kam Thrillbroker an. Wir wollten unter allen Umständen herausbekommen, wo Pit Bowman sich aufhielt. Der Umstand, dass er sich ein Schnurrbärtchen angeklebt hatte, klärte vieles.
    Immer wieder war der Mann mit dem Schnurrbart in Erscheinung getreten, ohne dass wir eine Ahnung hatten, wer er sein könne. Jetzt glaubten wir es zu wissen.
    Pit Bowman war der, den Anette Clark als rechte Hand vom Boss bezeichnet hatte.
    Wenn wir schon Alfiori, den ich für den Boss der neuen Serpents-Gang hielt, nicht zu packen bekamen, dann wenigstens seine rechte Hand. Eines jedoch machte mir zu schaffen, aber auch dafür gab es einen Ausweg.
    »Höre, Louis. Du musst mir einen Gefallen tun, aber dazu muss ich dir etwas anvertrauen, was unter allen Umständen geheim zu bleiben hat. Setz dich sofort mit der Anzeigenabteilung des ›News‹ in Verbindung und stelle fest, ob in der heutigen Ausgabe ein Inserat mit folgendem Text erscheint.«
    Ich gab ihm den Wortlaut, den der Kidnapper Sophia Scillo telefonisch durchgegeben hatte.
    Louis runzelte die Stirn. Dann grinste er.
    »Du brauchst gar kein so großes Geheimnis daraus zu machen. Ich weiß, was das bedeutet.«
    »Um so besser, aber halte den Mund. Du weißt, was davon abhängt.«
    Thrillbroker fragte in seinem Verlag an und konnte uns wenige Minuten danach die Versicherung geben, dass dieses Inserat heute nicht erscheinen werde.
    »Im Übrigen seid ihr lahme Enten«, sagte er. »Ich werde den Leuten in der Inseratenannahme Instruktionen geben, sich die Person, die eine solche Annonce aufgibt, genau anzusehen und möglichst schnell euch anzurufen. Ich kann auch vorschlagen, dass der Inserent festgehalten und einem Cop übergeben wird.«
    »Auf gar keinen Fall. Der Kidnapper wird nicht selbst kommen, sondern jemanden schicken, und zwar sicherlich jemanden, der gar nicht weiß, worum es geht. Seine Festnahme könnte alles verderben.«
    »Da kannst du recht haben. Es geht doch nichts über einen erfahrenen G-man.«
    »Dass du das auch schon merkst«, lachte ich.
    Dann machten wir uns auf die Suche.
    Wir brausten durch Manhattan und den Queens-Tunnel, hinüber zum Stadtteil Queens, bis zum International Airport, an diesem vorüber, bis wir über die Causeway Avenue nach Südosten schwenkten.
    Wir kamen an das Gebäude des Golfclubs, dann sagte Louis: »Stopp. Hier habe ich ihn verloren.«
    Vor uns breitete sich eine von wenigen Straßen durchzogene Ebene, in der halbrechts ein kleines Dorf und im Übrigen vielleicht zehn oder zwölf Landhäuser lagen.
    Es dämmerte, sodass man die Häuser durch den dünnen Nebelschleier, der von der See herüberwehte, noch erkennen konnte. Wenn wir hier irgendwo etwas erfahren konnten, so nur in dem Dörfchen. Ich glaubte mit Bestimmtheit, dass die Kidnapper diesen Schlupfwinkel erst in jüngster Zeit gemietet hatten. Allerdings mussten wir behutsam zu Werke gehen. Bowman, wenn er es wirklich war, durfte nichts merken. Jetzt, da der Jagdeifer einer ruhigen Überlegung zu weichen begann, kam mir zu Bewusstsein, dass wir den Kerl, selbst wenn wir ihn fanden, heute noch in Ruhe lassen mussten.
    Wir konnten nicht hundertprozentig sicher sein, dass er das Kind hier verwahrte und dass wir es finden würden.
    Wenn wir ihn erwischten, ohne gleichzeitig den kleinen Bill befreien zu können, so musste der eigentliche Drahtzieher, der Boss, für
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