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0333 - Einer blieb übrig

0333 - Einer blieb übrig

Titel: 0333 - Einer blieb übrig
Autoren: Einer blieb übrig
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zu verraten.
    Diese unangenehmen Zeitgenossen, die aus dem-Unglück eines Mitmenschen Geld schlagen wollten, überließen wir der Stadtpolizei.
    Wie wir richtig vorausgesehen hatten, wusste keiner von ihnen etwas.
    Der Nachmittag verging.
    Als es endlich sechs Uhr geworden war und der Modesalon »Fiorina«, seine Pforten geschlossen hatte, machten wir uns auf, der Dame Cortez einen neuerlichen Besuch abzustatten.
    ***
    Wir hatten so lange damit gewartet, um ihr die Ausrede, die sie gestern mir gegenüber gebraucht hatte, zu nehmen.
    Das Kammerkätzchen von neulich öffnete uns.
    Mrs. Cortez hatte es sich bequem gemacht.
    Sie trug einen reizenden Hausanzug, wie man es von der Besitzerin eines erstklassigen Modesalons ja auch erwarten konnte.
    Heute war sie weder die zu vertraulichen Geständnissen neigende Frau noch die energische Chefin des Salons, sondern eine liebenswürdige Dame, die uns zum Sitzen einlud und einen Drink anbot.
    »Es sieht so aus, als ob ich Sie nicht so leicht loswerde«, lächelte sie. »Meine kleine Affäre mit Tonio Alfiori scheint mich ewig zu verfolgen. Trotzdem, ich stehe zu Ihren Diensten. Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können uns die Wahrheit sagen, Mrs. Cortez«, erwiderte ich. »Sie können ruhig eingestehen, dass Sie auch heute noch mit Tonio Alfiori Zusammenkommen, ja sogar, dass er Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden besucht hat.«
    »Wie kommen Sie auf diese absurde Idee? Ich sagte Ihnen ja schon, dass Tonio heute für mich nichts anderes mehr ist als eine Erinnerung.«
    An Stelle einer Antwort ging ich hinüber zu dem geöffneten Barschrank und entnahm ihm eine zur Hälfte geleerte Likörflasche.
    Sie trug ein Etikett mit dem Aufdruck; Millefiori.
    Im Innern dieser Flasche befand sich die Nachbildung eines Bäumchens, von dem Zuckerkristalle als Früchte herabhingen.
    »Ich habe mir heute die Mühe gemacht, Alfioris Akte genau zu studieren«, sagte ich. »In dieser Akte ist unter anderem vermerkt, dass sein Lieblingslikör Millefiori heißt. Und darin ist auch beschrieben, wie die Flasche nebst Inhalt aussieht. Dieser Likör ist in den Staaten kaum erhältlich. Alfiori hat ihn sich regelmäßig aus Italien kommen lassen. Die Tatsache, dass eine noch dazu angebrochene Flasche dieser Marke hier steht, beweist mir, dass er hier war. Oder wollen Sie vielleicht behaupten, Sie hätten das Zeug in liebevoller Erinnerung an Ihren einstigen Schwarm genossen?«
    Mrs. Cortez’Liebenswürdigkeit wich einem Ausdruck höchster Bestürzung.
    Sie krampfte die Hände ineinander.
    Sie presste die Zähne in die Unterlippe, und dann schloss sie die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken.
    »Wollen Sie nun endlich die Wahrheit sagen, Mrs. Cortez?«, fragte ich.
    Sie blickte uns mit gequältem Ausdruck an.
    »Ja«, nickte sie. »Ich muss wohl.Tonio hat mich im Laufe der letzten Monate dreimal auf gesucht. Zuerst glaubte ich, er habe sich geändert. Aber als er zum letzten Mal kam, wusste ich, dass ich mich geirrt hatte. Er sagte plötzlich, 52 er brauche mich. Und als ich wissen wollte warum, da verlangte er mein Wort, dass ich den Mund darüber halte, dass ich nichts frage und nicht über seinen Wunsch nachdenke.«
    Sie schwieg.
    Ihr Gesicht war totenbleich.
    Wir lauschten gespannt. Und als sie zu sprechen aufhörte, starrte ich ihr in die Augen, als könnte ich sie mit Blicken zwingen, weiterzureden.
    »Ich weigerte mich«, sagte sie leise. »Plötzlich war der Bann, der mich immer noch an ihn fesselte, gebrochen. Ich sagte ihm, ich wolle von irgendwelchen Verbrechen nichts wissen. Da drohte er mir, er werde mich bloßstellen. Er werde einen Reporter finden und ihm von meinem, wie er sagte, Vorleben, berichten. Und er erinnerte mich an die Schlange auf meiner Schulter. Ich blieb hartnäckig bei meiner Weigerung und ging am nächsten Tag zu einem Arzt, der das Zeichen und damit die letzte Erinnerung an Tonio entfernte.«
    »Wie kommt es überhaupt, dass Sie das Zeichen der Serpents-Gang trugen?«, fragte ich.
    »Es war eine Kinderei. Ich hatte gesehen, dass Tonio die Tätowierung der Schlange hatte, und ich bat ihn, sie als Zeichen unserer Zusammengehörigkeit auch bei mir anbringen zu lassen. Das tat er. Sonst war nichts.«
    »Und wer hat damals diese Tätowierung ausgeführt?«, fragte ich.
    »Es war ein alter Mann, vor dem ich mich fürchtete. Er wohnte im Eastend, in der Nähe des East Broadway. Ich weiß weder seinen Namen noch seine Adresse. Ich würde das Haus auch nicht mehr
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