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0331 - Heroin in zarten Händen

0331 - Heroin in zarten Händen

Titel: 0331 - Heroin in zarten Händen
Autoren: Heroin in zarten Händen
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gähnte er. »Gehen Sie nur hier durch und in den Hof!«
    Ich ging also durch den schmutzigen Hausflur, in dem sich eine einzige Glühlampe in einer zerbrochenen Glaskugel mit dem erwachenden Tageslicht stritt. Die Morgenluft war schaurig frisch und ich fröstelte.
    Auf einem weitläufigen Hinterhof standen ein paar uniformierte Männer um den toten Cobb herum. Ich beugte mich zu dem alten Mann hinunter. Er lag auf dem Sand, die eine Hand in den Boden gekrallt, die andere umfasste noch 16 den Hals einer zerbrochenen Milchflasche. Zwischen den Schulterblättern ragte der Griff eines Wurfmessers hervor. Der Körper war noch warm. Cobb konnte noch nicht lange tot sein.
    Ich richtete mich auf.
    Juan Celeste stammte aus Puerto Rico und verstand sicherlich mit Wurfmessem umzugehen.
    »Wie haben Sie ihn entdeckt?«, fragte ich.
    Der Führer der Streife gab Auskunft. »Wir wurden von einer Hausbewohnerin angerufen. Wollen Sie die Frau sprechen?«
    »Später«, gab ich zurück und begrüßte Phil, der soeben ankam.
    »Komm, wir werden uns mal Miss Hale anschauen.«
    Auf dem Gang standen eine Menge Leute herum, die die Sirene des Streifenwagens aus dem Schlaf gerissen hatte. Dolly Hale war nicht unter ihnen.
    Wir klopften an ihre Tür. Es dauerte einige Minuten, ehe sie uns öffnete. Sie trug einen Morgenrock und sah uns ungnädig an. Im Mundwinkel hielt sie die unvermeidliche Zigarette.
    »Schlaft ihr Bullen denn überhaupt nicht?«
    »Das macht Ihnen wohl Sorgen?«, konterte Phil. »Wir möchte Ihre Wohnung sehen!«
    »Tun Sie, was sie nicht lassen können. Sie sollen nicht sagen, dass ich das Gesetz nicht unterstütze. Was erwarten Sie denn eigentlich zu finden? Einen Mörder unter meinem Bett?«
    »Vielleicht«, knurrte Phil und sah sich im Zimmer um. Es war unwahrscheinlich, dass sie von dem Mord noch nichts wissen sollte, wo das ganze Haus auf den Beinen war. Aber sie sah mich fragend an
    »Der alte Dolley ist ermordet worden«, gab ich Auskunft.
    Nun verlor sie doch ein bisschen Farbe, aber sie hatte sich rasch wieder gefasst. Ihre Antwort klang nicht mehr ganz so schnippisch, aber immer noch frech genug. »Und was soll ich damit zu tun haben?«
    »Deswegen sind wir ja hier«, meinte Phil bedächtig.
    »Sie glauben doch nicht etwa, ich hätte ihn umgebracht? Sie machen sich die Sache etwas zu leicht, fürchte ich. Immer kommen Sie zu mir, wenn Sie eine Leiche entdecken.«
    »Haben Sie dem FBI einen Hinweis auf den Aufenthaltsort Celestes gegeben, Miss Hale?«, fragte ich sie.
    »Ich war’s bestimmt nicht«, erklärte sie, fast beleidigt über das Ansinnen, sie eines Verrats zu bezichtigen.
    »Miss Hale«, warnte ich. »Sie sollten aus den Vorfällen eine Lehre ziehen. Gestern starb Millicent Tool, sicher weil sie zu viel wusste. Heute Morgen wurde Dolley aufgespießt, wahrscheinlich aus dem gleichen Grund. Haben Sie keine Angst, dass Sie zu viel wissen?«
    Sie schwieg und sah Phil zu, der den Inhalt des Kleiderschrankes einer Musterung unterzog. Ich ließ ihr Zeit aber der erwartete Effekt blieb aus. Sie entschied sich fürs Mund halten.
    »Die Tatsache, dass ich mit Toni Perelli befreundet war, berechtigt Sie nicht, mich zu behandeln wie eine Landstreicherin«, trumpfte sie auf.
    »Sie haben selbst zu entscheiden, ob Sie weiterleben oder in einem Straßengraben sterben wollen«, gab ich ihr zu bedenken. »Sie kennen die Praktiken Ihrer Freunde selbst gut genug, um zu wissen, was Ihnen blüht, wenn Ihre Mitwisserschaft lästig zu werden beginnt.«
    Dolly schenkte mir ihr freundlichsfes Lächeln. »In diesem Fäll werde ich mich an die Polizei wenden. Und was das Angsthaben betrifft, ich werde schon auf mich aufpassen. Wer sollte schon einem unschuldigen Mädchen etwas antun wollen?«
    »Warten wir’s ab«, brummte Phil, während Dolly wütend die Tür hinter uns zuwarf.
    Wir knöpften uns die Frau vor, die den Toten entdeckt hatte. Sie hatte nicht viel zu erzählen. Als sie morgens das Fenster öffnete, hatte sie Dolley liegen sehen und sofort die Polizei angerufen.
    Im Hof war inzwischen die Mordkommission an der Arbeit. Spurensicherer kämmten buchstäblich jeden Zoll zwischen dem Garagengebäude und dem Wohnhaus ab, die Fotografen schossen ihre Aufnahmen aus allen nur möglichen Blickwinkeln, ein Zeichner fertigte eine Lageskizze an.
    Es war die übliche Routinearbeit. Phil und mich dagegen interessierten nur die Ergebnisse dieses mühseligen Puzzlespiels. Aber oft führte diese Kleinarbeit im Kampf gegen das
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