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0329 - Astaroths Höllenbote

0329 - Astaroths Höllenbote

Titel: 0329 - Astaroths Höllenbote
Autoren: Rolf Michael
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betonten letzten Worte ließen die Menschen im Studio schlagartig ruhig werden. Der Höllensohn hatte von seinen Fähigkeiten Gebrauch gemacht und mit dem Klang seiner Worte eine Massensuggestion vorgenommen. Denn im Moment des Entsetzens über die Erscheinung, die sie niemals für möglich gehalten hätten, war das Unterbewußtsein der Menschen im Studio für befehlende Einflüsterungen dieser Art offen. Chandras, der Dämon, hatte Kräfte, die jedes menschliche Maß überstiegen. Was bei einem ausgebildeten Hypnotiseur Ungeheuere Konzentration erforderte, das schaffte der Höllensohn problemlos innerhalb eines Augenblicks.
    Daß die Menschen im Studio jetzt ruhig wieder ihrer Arbeit nachgingen, als seien sie an den Anblick von Höllenwesen gewöhnt, nahmen Michael Ullich und Carsten Möbius nicht wahr. Da sie den Anblick echter Dämonen und Höllenwesen kannten, hatte sich ihr Innerstes beim Anblick der Erscheinung gespannt wie die Muskeln und Sehnen eines Leoparden vor dem Sprung. Deshalb waren die befehlenden Worte des Chandras an ihnen abgeprallt, ohne daß es jemand merkte.
    Carsten sah, wie Michael Ullich in einem Reflex die unauffällige, schwarze Lederhülle aufriß und der fast schmucklose Griff des Schwertes Gorgran im hellen Licht der Scheinwerfer glitzerte.
    Langsam, mit weit ausgebreiteten Flügeln, senkte sich der geflügelte Dämon zu den beiden Menschen herab.
    Doch das Höllenwesen schien überhaupt keine Lust zu haben, das Spiel mitzumachen. Statt Dave Connors zu packen, senkte er sich über Corinna Bowers. Ein Hieb ließ Connors eine Rolle rückwärts machen und aufheulend gegen die Kulissen prallen, die so etwas wie eine Burgmauer darstellen sollten.
    »Hey, das stand aber nicht im Drehbuch!« keuchte er. Dann erstarb seine Stimme.
    Denn daß die Bestie ihre Arme um die entsetzt aufkreischende Corinna schlang, war ebenfalls nicht im Drehbuch verzeichnet.
    ***
    »Aus!« brüllte Carlos Mondega. »Alle Kameras Stop. Dieser Idiot hat die ganze Szene geschmissen!« Damit wies er auf das Flügelwesen, das mit der sich heftig sträubenden Corinna ungefähr zwei Meter über dem Boden schwebte. Die Fledermausflügel waren in rastloser Bewegung, und das lederne Klatschen der Hautlappen, mit denen die Flügel bespannt waren, klang wie ein rasender Trommelwirbel.
    »Danke für das Opfer!« grunzte es aus der Pavianfratze mit den Schweinehauern.
    »Was heißt hier ›Opfer‹?« schrie Mondega. »Die Szene sieht vor, daß sich ein geflügelter Dämon auf Dave Connors stürzen soll und…!«
    »Mir gefällt die Beute, die ich jetzt habe, aber viel besser!« keckerte der Dämon. »Das Mädchen wehrt sich wenigstens, und das mag ich. Der Mann dort zerfließt doch vor Angst!«
    »Das ist nicht das Wesen, das ich gerufen habe!« zischte Chandras.
    »Es untersteht nicht dem Befehl des Astaroth. Über ihn habe ich keine Macht!«
    »Ganz richtig!« gluckste der Dämon. »Bei der Zeichnung des Höllensiegels warst du etwas unaufmerksam, du Sklave des Astaroth. Und weil ich mich zufällig in der Nähe herumtrieb und von Natur aus neugierig bin, habe ich mal nachgesehen, ob man hier nicht eine Seele einkassieren kann oder sonst eine Bosheit aushecken sollte. Dein Befehl lautete nur ›Nimm weg‹. Und das habe ich getan. Ich werde in meinem Refugium in der Hölle viel Spaß haben. Vielleicht schenke ich sie auch dem Herrn meines höllischen Heerbanns, um mich in seiner Gnade zu sonnen. Unser hoher Fürst im Reich der Schwefelklüfte liebt die Mädchen der Menschen, wenn sie schön gewachsen sind und eine Wildheit wie diese kleine Katze ausstrahlen!«
    »Wer bist du und wessen Banner folgst du, Diener LUZIFERS?« fragte Chandras mit erhobener Stimme, während sich der Dämon langsam wieder herabließ und auf dem Boden landete. Verzweifelt versuchte Corinna, sich seinem Griff zu entwinden. Ihr flehender Blick ging zu Dave Connors, der jedoch mit leichenblassem Gesicht vor der Kulisse lag und sich nicht zu rühren wagte.
    »Was geht dich das an, du Hund, dem Astaroth alte Brocken vorwirft!« gab der geflügelte Dämon großspurig zurück. »Du hast einen von uns gerufen – und ich bin erschienen. Ob gebeten oder nicht gebeten – ich bin hier und nehme, was ich haben will!«
    »Zwinge ihn! Er soll das Mädchen freigeben!« keuchte Carlos Mondega dazwischen. »Sie spielt die Hauptrolle. Wir können nicht auf sie verzichten!«
    »Das werdet ihr wohl müssen!« kicherte der Flügeldämon. »Denn was ein Gefolgsmann des
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