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0328 - Die Bestie aus dem Todestal

0328 - Die Bestie aus dem Todestal

Titel: 0328 - Die Bestie aus dem Todestal
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in dieser Treue einen Vorteil für sich sah. Er würde bei keinem Kampf seinen Herrn an einen Gegner verraten. Aber er war auch ehrgeizig. Ehe die Horden des Temudschin, den man später Dschinghis Khan nannte, über seine Stadt und Ländereien herfielen, war er ein mongolischer Fürst und Herrscher gewesen. Er wollte sich nicht mit Wenigem zufrieden geben – nicht auf lange Sicht.
    Wang hatte die Macht der Hölle kennen und schätzen gelernt. Er wollte Leonardo überflügeln. Eines Tages würde er, Wang Lee, auf dem Thron des Fürsten der Finsternis sitzen. Nichts konnte ihn aufhalten. Ein Versager wie Eysenbeiß erst recht nicht, der jede Gelegenheit nutzte, sich zum Clown zu machen.
    Eines Tages würde sein Kopf rollen. Dafür wollte schon Wang Lee Chan sorgen.
    Eysenbeiß mußte fallen, um Wangs Position zu festigen.
    ***
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß dachte da durchaus ähnlich, aber mit anderen Vorzeichen.
    Längst sah er sich nicht mehr in Leonardos Schuld, der einst Kontakt mit ihm aufgenommen und ihn gefördert hatte. Eysenbeiß dachte weiter. Er sah sich jetzt an der Quelle der Macht, und er lernte mehr und mehr, auf diesem Instrument höchst virtuos zu spielen.
    Und zwar so, daß die anderen es gar nicht so recht merkten. Sicher, im direkten persönlichen Kampf gegen die Gegner der Hölle hatte er Niederlagen zu verzeichnen, aber das berührte ihn nicht, solange er diese Niederlagen überlebte. Selbst Leonardo war es trotz seines langen Kampfes nicht gelungen, Zamorra zu besiegen. Deshalb sah sich Eysenbeiß hier nicht unbedingt unter Erfolgszwang gesetzt.
    Sein Leistungsdruck kam aus einer anderen selbstgewählten Richtung.
    Er stapelte tief. Er hatte ein gewagtes Spiel begonnen und war darum bemüht, daß jeder ihn unterschätzte. Selbst Leonardo, sein Herr.
    Bewußt nahm Eysenbeiß es hin, von Wang wie ein lästiger Hund getreten zu werden. Aber niemand kam auf den Gedanken, daß dieser Hund irgendwann zurückbeißen könnte.
    Sie unterschätzten ihn alle, und Eysenbeiß tat alles, diesen Eindruck zu vertiefen. Dabei hatte er ehrgeizige Ziele.
    Er wußte inzwischen, daß Leonardo sich ebenfalls nicht mit dem Thron des Fürsten der Finsternis zufriedengeben wollte, selbst wenn Leonardo sich hütete, das öffentlich zu verkünden. Aber Eysenbeiß kannte seinen Herrn, und mit seiner Para-Gabe hatte er einmal in die Zukunft greifen und dabei erkennen können, daß es zu einem bestimmten Punkt in dieser Zukunft Satans Ministerpräsidenten Lucifuge Rofocale nicht mehr in dieser Position gab!
    Daß Leonardo nach Lucifuge Rofocales Thron griff, war für Eysenbeiß klar!
    Wir werden sehen , dachte Eysenbeiß und konnte nur nicht sagen, wann genau dieser Zeitpunkt gekommen war, an dem Lucifuge Rofocale gestürzt und durch einen anderen Dämon ersetzt wurde.
    Durch wen?
    Hieß Satans neuer Ministerpräsident Leonardo?
    Wir werden sehen.
    ***
    Die Höllenkreatur stieß sich von den Felsen ab. Mit einem wilden Satz schwang sie sich in die Luft empor, beschrieb einen Bogen, um dann von oben her auf den offenen Geländewagen niederzustoßen.
    Die beiden Insassen, die sich während der schnellen Fahrt durch Sand und Felsen angeregt unterhalten hatten und vorn kühlenden Fahrtwind befächeln ließen, bemerkten es zu spät.
    Der Beifahrer schrie auf, griff zur Kamera und versuchte sie auszulösen. Da war es schon zu spät. Mit verheerender Wucht knallte das Ungeheuer in den Wagen, der kaum größer war als die Bestie.
    Riesige Arme mit gewaltigen Klauenhänden packten zu, rissen den Fahrer von seinem Sitz und schleuderten ihn Dutzende von Metern weit durch die Luft. Sein Schreien erstarb jäh. Der Geländewagen kippte, der Beifahrer, der ebenfalls herausgeschleudert wurde, konnte sich gerade noch unter dem berstenden Stahl hervor retten.
    Jetzt hatte er den Fotoapparat schußbereit.
    Mit einer bemerkenswerten Kaltblütigkeit löste er aus. Im nächsten Moment war das Ungeheuer über ihm. Der dreieckige Schädel mit dem riesigen Maul packte zu. Der Mann sah lange, spitze Zähne und dann nichts mehr.
    Der Motor des Geländewagens erstarb blubbernd. Stille trat ein.
    Staub wehte auf, als sich das Ungeheuer später wieder in die Luft erhob und davonstrich, zurück in sein Versteck zwischen den heißen Felsen.
    Der Tod blieb zurück.
    ***
    »Diese Kreatur«, sagte Eysenbeiß im Selbstgespräch, »kann fallen. Niemand weiß, wie sie dorthin gekommen ist – sie muß ausgebrochen sein. Nun, dort, wo sie steckt, hat sie
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