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032

Titel: 032
Autoren: Die Seiltänzerin
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wir auf welche stoßen sollten, werden uns schließlich kein Leid antun. Falls sie uns jedoch im Lager behalten sollten, damit wir sie belustigen, kommen wir ganz bestimmt zu spät." Er zuckte mit den Schultern und lachte. „Nun ja. Wenn wir nicht rechtzeitig in Combe sind, dann reiten wir nach Norden. Ich komme mir langsam wie ein Kaufmann vor, der immer dieselbe Straße bereist und dauernd an derselben Stelle Rast einlegt. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir eine neue Gegend kennen lernen."
    Deri stand auf und schüttelte die Bedrückung ab. „Ich gehe besser unseren Lohn holen. Je länger ich damit warte, desto weniger bekommen wir."
    Geistesabwesend nickte Telor. In Gedanken weilte er noch bei den Unruhen, in die sie hineingeraten konnten. Indes war das, was er zu Deri gesagt hatte, richtig gewesen. Spielmänner und Jongleure wurden im Allgemeinen als Unbeteiligte betrachtet, denen es gleich war, wer bei einem Konflikt gewann oder verlor. Man misstraute jedoch auch ihnen, und Männer, die noch im Blutrausch aus einem Gefecht kamen, konnten ohne jeden ersichtlichen Grund töten. Telor hatte beabsichtigt, die alte Römerstraße bis Bath zu nehmen und dann den Fosse Way nach Norden, doch selbst wenn die Gefechte aufgehört hatten, würden die Truppen zu aller Wahrscheinlichkeit am Straßenrand lagern. Wenn Deri und er nachts reisten und auf abgelegeneren Wegen, dann konnten sie es vermeiden, überhaupt bemerkt zu werden. Die einzige Straße, die er kannte, führte an der Veste vorbei, die Sir Roberts Nachbarn entrissen worden war. Die Tore würden jedoch nach Anbruch der Dunkelheit geschlossen sein und nicht mehr geöffnet werden, selbst wenn die Wachen zwei Reisende bemerkten.

2. KAPITEL
    Carys empfand Schmerzen. Sie versuchte, sie zu verdrängen und in der angenehmen Dunkelheit zu bleiben. Viele Male zuvor war das ihre einzige Schutzmaßnahme gewesen, doch dieses Mal versagte sie. Der kühle Nachtwind fuhr ihr unter die Röcke. Halb benommen fing sie an, nach der verschlissenen, geflickten Decke zu greifen, von der sie annahm, sie sei verrutscht. Durch einen scharfen Stich in ihrer verletzten Hand und die plötzliche Erkenntnis, dass sie seltsam verrenkt auf der kahlen Erde lag, erinnerte sie sich jäh an die Ereignisse. Sie hatte sich vom Wehrgang fallen lassen, beim Sturz den Schrei einer Frau gehört und das Gebrüll von Männern.
    Sie entsann sich jedoch nicht des Aufpralls auf der Erde.
    Sie machte eine leichte Bewegung und stöhnte leise auf. Mehr dieser Laut als der Schmerz ließ sie sogleich wieder reglos erstarren. Sie bekam jedoch rasch einen klaren Kopf und begriff, dass sie von Dunkelheit, aber nicht von Stille umgeben war.
    Verschwommene Geräusche drangen zu ihr herunter, die sie jetzt als Stimmen identifizierte. Sie wurden durch die Wand über ihr und die Entfernung gedämpft und verzerrt. Die Männer suchten sie immer noch. Wie lange würde es noch dauern, bis sie merkten, dass sie sich nicht mehr innerhalb der Palisade befand? Wie lange würden die Wachen brauchen, bis sie sich von dem Tumult im Hof abwandten, wieder auf den Wehrgang stiegen und nach Feinden Ausschau hielten? Carys war klar, dass sie fortmusste. Hoffentlich hatte sie sich nichts gebrochen.
    Tränen des Schmerzes rannen ihr über das Gesicht, doch grimmig entschlossen, begann sie schweigend, sich zu bewegen. Alles tat ihr weh, und sie spürte ein Rinnsal warmen Bluts. Sie brachte es jedoch fertig, sich umzudrehen und auf Händen und Knien aufzurichten. Sie zitterte, kaum fähig, sich aufrecht zu halten. Vor Erschöpfung ließ sie den
    Kopf hängen. Dann streckte sie eine Hand aus und zog ein Knie nach. Die Bewegungen taten so furchtbar weh, dass die Schmerzen sie benommen machten.
    Langsam, aber unaufhörlich kroch sie an der äußeren Seite des Wehrgrabens hoch.
    Sie glaubte nicht, dass sie tatsächlich entkommen würde, bis sie den Rand und den ebenen Grund zwischen dem Wehrgraben und der Straße erreicht hatte. Mit blutenden Händen und Knien kroch sie höher und merkte, dass die Erde, über die sie sich so schmerzvoll bewegte, flach war. Die Hoffnung trieb sie an, dämpfte ihre Schmerzen und verlieh ihr neue Kraft. Sie war sich kaum bewusst, dass sie auf die Füße geschnellt war und zu rennen begonnen hatte, bis sie die Straße hinter sich hatte und beinahe in das Gebüsch gestürzt wäre, das am Rain wuchs. Rasch wandte sie sich ab, rannte in westlicher Richtung weiter, zurück nach Chippasham, wo die Truppe zum
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