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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied
Autoren: Rolf Michael
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erscheint er in der Gestalt eines schändlichen, gefallenen Engels, der auf einer Kreatur reitet, die einem Drachen ähnlich ist. Gifthauch dringt aus seinem Rachen, und in der Hand trägt er statt des Zepters eine giftige Viper.
    Hier im Höllenreich jedoch benutzte er die Erscheinung, die das menschliche Auge nicht ertragen kann. Eine Wesenheit, für das es in der Sprache der Menschen keine Beschreibung gibt. Auch Uromis hatte seine Höllengestalt gewählt, obwohl es jedem Dämon freisteht, sich eine Körperform auszusuchen und diese zu wechseln, wenn es beliebt.
    In der falschen Hierarchie der Hölle gehörte Astaroth zu dem Machtdämonen. Doch andere, die ihm dienten, schielten bereits nach seinem Thron und hofften, daß Astaroth einmal in den Augen des Kaisers LUZIFER in Ungnade fallen würde. Denn alle Dämonen hofften, in den höllischen Rängen aufzusteigen, wenn einer der Oberen durch einen Dämonenjäger vernichtet und in den Abyssos geschleudert wurde. Der Abyssos ist das gestaltlose Nichts, vor dem die Dämonen zurückschaudern. Für sie ist es das endgültige Ende –Tod und Hölle zugleich.
    Und weil dieses Konkurrenzdenken und dieser Rangstreit in allen Kreisen und Stufen der Hölle ständig um sich greift, wußte Astaroth auch nicht genau, wer Professor Zamorra war und wie gefährlich er den Höllendienern werden konnte.
    »Wer ist nun dieser Mann, dem wir das Ende unseres Gefolgsmannes Manona zu verdanken haben?« fragte Astaroth. »Der Name ›Professor Zamorra‹ sagt mir nicht viel. Mit Asmodis hatte ich nicht das beste Verhältnis und mit diesem Emporkömmling Leonardo de Montagne möchte ich nichts zu tun haben. Der Titel ›Professor‹ erinnert mich an einen Stubengelehrten, der viele Bücher schreibt, noch mehr davon liest und den wahren Kern der Sache niemals begreifen wird.«
    »Man nennt Professor Zamorra den ›Meister des Übersinnlichen‹!« sagte Uromis. »Er soll ein Dämonenjäger sein wie John Sinclair oder Tony Ballard, deren Namen sicher ebenfalls deine Aufmerksamkeit erregt haben!«
    »Ich habe von ihnen so viel gehört wie von Zamorra!« sagte Astaroth. »Doch unser hoher Kaiser setzte andere Wesen unserer Art gegen sie – Schwächlinge, die verlieren – immer wieder!«
    »Warum trittst du nicht vor Lucifuge Rofocale und verlangst diese Männer als Gegner?« fragte Uromis. »Unabsehbarer Ruhm würde dir winken!«
    »Und vielleicht der Untergang!« dachte Uromis in seinem Inneren.
    »Als Erzkanzler des Astaroth wäre ich der erste Anwärter auf den verwaisten Thron, wenn Astaroth in den Abyssos geschleudert würde!«
    Doch der Höllenherzog schien diese Heimtücke nicht zu bemerken.
    »Niemand übernimmt freiwillig eine Arbeit. Wer sich aufdrängt, dessen Werk wird hingenommen, ohne gewürdigt zu werden. Je mehr von unserer Art vernichtet werden, um so größerer Ruhm ist es, vom Kaiser gerufen zu werden. Irgendwann wird sich LUZIFER erinnern, daß er in mir einen starken Herzog und gnadenlosen Kriegsherrn besitzt. Und dann werde ich kommen und die Feinde zerschmettern und als Schemel unter die Hufe des Höllengebieters legen!«
    »Ich weiß genau, daß sich Professor Zamorra noch in unserem Machtbereich befindet!« dienerte Uromis. »Wenn du ihn jetzt mit aller Entschiedenheit bekämpfen willst…!«
    »Ich will ihn sehen, um zu wissen, wer die Verwegenheit hatte, meinen Vasallen zu bekämpfen!« grollte Astaroth. »Ich will sein Angesicht schauen. Schaffen wir Vassagos Spiegel!«
    Uromis machte mit dem, was in seiner jetzigen Gestalt die Hand darstellte, eine herrische Bewegung. Aus dem Nichts entstand ein Dreifuß, der eine silberfarbige Schüssel trug. In dieser Schüssel befand sich klares Wasser.
    Vassagos Spiegel. Er zeigt Dinge, die sein werden – oder die gerade im Augenblick ablaufen. Astaroth erhob sich von seinem Thron und ging zum Dreifuß, um in das Wasser zu blicken. Uromis näherte sich von der anderen Seite.
    Einige gebieterische Worte des Astaroth, und das fast dreieckig zu nennende Gesicht des Vassago erschien. Dieser Vassago ist der dritte Geist, den die Goethia nennt. Er ist ein mächtiger Prinz der falschen Hierarchie, der Macht über die Zeit hat und dem die Weissagung zu eigen ist. Ob man eine durchscheinende Kristallkugel besitzt oder ob man in eine Schüssel mit klarem Wasser sieht – wem er geneigt ist, dem zeigt er die Dinge, die der Suchende erschauen möchte.
    Vassago beherrscht 26 Legionen unreiner Geister. Doch sagen die Grimorien aus, der er
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