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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied
Autoren: Rolf Michael
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schäumender Bugwelle raste das Beiboot auf die sterbende »Sea-Falcon« zu, deren schwarze Piratenflagge im Topp lichterloh brannte.
    Mit voller Kraft rammte Sörens die Galeone an Steuerbord. Krachend zersplitterten die Planken, und der Bug drang tief in den Laderaum des Schiffes.
    Ohne auf ein Kommando zu warten, enterten die Matrosen der »Columbina« an Bord. Zischend kamen Schaumteppiche aus den Löschgeräten und überdeckte die Flammen. Doch die Deckplanken krachten verdächtig unter den Schritten der Männer. Splitternd zerbrachen Hölzer, die stärker vom Moder zerfressen und vom Feuer mitgenommen waren.
    Hinter den Seemännern kletterten Nicole und die beiden Mädchen über die morsche Reling der Galeone. Sie schnitten die Festgebundenen los. Professor Zamorra fiel keuchend in Nicoles Arme. Qualm war ihm in die Lunge gedrungen und ließ anstelle von Worten nur ein unartikuliertes Krächzen aus dem Mund kommen. Carsten Möbius war ohnmächtig und wurde von Dagmar Holler und einem Matrosen von Bord gehievt. Michael Ullich erwachte im gleichen Moment, wo ihn Sabine Janner losschnitt. Der Blutverlust der Wunde hatte ihn so geschwächt, daß er sich auf das Girl stützten mußte.
    »Das… das Schwert … das muß mit!« stieß er hervor und wies auf Gorgran, das von Flammen umlodert in den Planken steckte. Einer der Matrosen wollte es am Griff herausziehen. Doch er schrie auf, weil er glaubte, glühendes Eisen zu berühren.
    Mit einer Verwünschung machte sich Michael Ullich von Sabines Griff frei. Mit einem Ruck riß er sich das Hemd vom Körper und wickelte sich den Stoff um die Hände. Halb blind, weil der Qualm die Augen tränen ließ, taumelte er voran und ergriff, so geschützt, das Heft des Schwertes.
    Mit einem Ruck hatte er Gorgran herausgezogen.
    »Der Kapitän verläßt als letzter das Schiff!« murmelte er. »Ich war zwar nur Leutnant, aber dennoch…!« Hilfreiche Hände halfen ihm als letztem ins Boot.
    »Volle Kraft rückwärts!« befahl Björn Sörens. »Wir müssen hier weg, bevor uns das Wrack mit hinab zieht. Oder der Sog der versinkenden Insel!«
    Der Motor des Beibootes heulte auf. Immer stärker – immer schriller.
    In aberwitzigen Drehungen mahlte die Schraube im Wasser. Doch das Boot kam nicht aus dem Loch, das es in die Planken der Galeone gerammt hatte.
    »Verdammte Technik!« brüllte Sörens. »Wenn der Kahn jetzt absackt, dann trinken wir alle aus der großen Tasse…!«
    In diesem Moment wuchs Nicole Duval über sich selbst hinaus. Sie nahm das Schwert Gorgran aus Michael Ullichs Händen und sprang in den Bug. Immer wieder schlug sie gegen die Planken des brennenden Schiffes.
    Das Schwert, das durch Stein schneidet, zerschnitt das Holz wie Butter.
    »Rückwärts!« schrie Sörens als er sah, daß nach einem wild geführten Hieb Nicoles das verrottete Schiff fast auseinanderbrach. Ein schrilles Aufheulen des bis zum Äußersten strapazierten Motors, ein krachendes Bersten. Einige Matrosen brüllten, als sie rückwärts stürzten. Nicole Duval wurde gerade noch von Sabine Janner aufgefangen.
    Mit voller Leistung raste das Beiboot der »Columbina« rückwärts.
    Splitternd zerbarst das Piratenschiff des Schwarzen Garfield. Die Wasserfluten ließen die Flammen auf verkohlten Balken verzischen.
    Als das Boot den Bug der »Columbina« zuwandte, sah Nicole Duval, wie hinter ihnen die Meeresfluten über der sterbenden Insel zusammenrauschten…
    Sie beugte sich nieder und küßte Zamorra auf den Mund…
    ***
    Als die »Columbina« einige Stunden später im Hafen von Tahiti anlegte, war Professor Zamorra wieder wohlauf. Michael Ullich und Carsten Möbius waren vom Arzt des Schiffes gut versorgt worden.
    Den Flug nach Frankfurt würden sie problemlos durchstehen. Auch Dagmar Holler und Sabine Janner verabschiedeten sich vor dem Hotel, in dem Zamorra und Nicole gebucht hatten. Während Dagmar wieder ihren Platz in Carstens Vorzimmer einnehmen mußte, war Sabine Janner zu einem neuen Projekt beordert worden.
    Der Abschied unter Freunden war kurz, aber herzlich.
    »Die Welt ist einfach nicht groß genug für uns alle!« sagte Carsten Möbius zum Schluß. »Irgendwie kommen wir immer wieder zusammen. Meistens geht das mit dem Teufel zu…!«
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 316 »Krakenfluch«
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