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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied
Autoren: Rolf Michael
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davon war Scharlatanerie, und der Professor für Parapsychologie hatte das schnell erkannt.
    Aber einige Sprüche davon hatten, in verschiedenen Notsituationen gebraucht, ihren Zweck nicht verfehlt. Worte aus den Tagen des Mittelalters, die heute nur noch der Kundige richtig zu gebrauchen weiß. Doch gibt es auch allgemeine Bannsprüche und Flüche, um Dämonen damit zu beladen und hinab in die Höllentiefen zu stürzen, die allgemein bekannt sind.
    Professor Zamorra kannte den Wortlaut der »Goethia« ziemlich gut. Und er wußte, daß ihre Sprüche, wenn sie richtig abgewandelt wurden, große Macht besaßen.
    »Nur drei Dinge habe ich dir zum Geschenk versprochen. Die hältst du in deiner Hand!« vernahm Professor Zamorra die Stimme aus dem Nichts. »Das Schwert kann ich dir daher nicht geben…!«
    Damit verwehte der Klang. Der Meister des Übersinnlichen wußte nicht, daß sich der Chaifi mit den Seelen der Piraten zurückgezogen hatte. Er, ahnte nur die Zusammenhänge, daß ein Machtwesen sich das »Unsterbliche« der Piraten zurückholte. Zwar hatte er in seinem Archiv auf Château Montagne die Legende vom Chaifi gespeichert, doch er brachte den Seelenschmied, der sich jetzt zurückgezogen hatte, nicht mit den Ereignissen in Verbindung.
    In seiner Hand spürte er einen leichten Druck.
    Tatsächlich. Papier, ein Stift zum Schreiben und ein kleines Kästchen aus schwarzem Ebenholz waren darin.
    Mit fliegenden Fingern begann er etwas auf das Papier zu kritzeln…
    ***
    »Nun, dann werde ich selbst euch den Tod geben!« krächzte der Dämon von Tahiti. »Da dieser blonde Jüngling noch nicht erwacht ist, mache ich bei dir den Anfang!« Trotz des obskuren Leibes schritt er fast grazil auf Carsten Möbius zu. Die Krallen aus den dürren Armstummeln erinnerten an gekrümmte Dolche.
    »Zamorra! Hilfe!« stieß Carsten Möbius hervor. Mehr nicht. Mit schreckgeweiteten Augen beobachtete er den Dämon von Tahiti, der seine Krallen langsam in Höhe seiner Brust hob.
    »Warte nur, mein Junge!« hechelte er aus dem Rachen mit der gespaltenen Zunge. »Gleich wirst du büßen für alles, was du der Schwarzen Familie angetan hast. Alles, was du jetzt erleidest, ist ein Vorgeschmack auf die Pein, die in der Hölle auf dich wartet und…!«
    » Nomuka! « gellte Professor Zamorras Stimme hinter ihm.
    Der Dämon wirbelte herum. Dann sah er, daß ihm Professor Zamorra ein Papier entgegen hielt. Nomuka sah, daß darauf sein Name geschrieben stand und sein Siegel gemalt war. Er erfaßte sofort, daß das Siegel korrekt gezeichnet war und auf jeden Fall anerkannt werden mußte.
    »Damit wirst du mich nicht beschwören!« krächzte er. »Denn du willst mich doch mit meinem Namen und meinem Siegel beschwö- ren, du armseliger Mensch. Einige Dinge haben sich ja viele von euch Menschen angelesen!«
    »Ich kenne die Worte, die dich zwingen!« sagte Professor Zamorra ruhig.
    »Aber du wirst nicht die Zeit haben, die alle herzusagen… weil du vorher tot bist!« heulte Nomuka. »Die Höllenlitanei der großen Beschwörung dauert mehr als eine Stunde. Dieses Schiff hier brennt höchstens eine halbe Stunde!«
    Im selben Moment spie der Dämon Feuer. Ein Flammenstrahl raste aus dem Rachen der Höllenbestie hervor und traf genau kreisförmig die Reling.
    »Verbrennt, ihr Narren!« gröhlte Nomuka. »Verbrennt zum Ruhme des Astaroth, dem ich eure Todesqualen weihe und…!«
    Er schwieg. Denn Zamorras Blick schien ihn vollständig zu durchdringen. Dann sah Nomuka, wie der Meister des übersinnlichen das Papier mit seinem Namen und seinem Siegel langsam in das Ebenholzkästchen tat und das schwarze Kästchen sorgfältig verschloß.
    Nomuka heulte auf, als er spürte, daß er sich dem » Höllenfluch der Goethia « nicht mehr entziehen konnte. Ein Fluch, mit dem ein Kundiger einen Dämon in die Schlünde des Abyssos schleudern kann.
    Der Ort, der für Dämonen so etwas wie Tod oder Hölle darstellt.
    »Ich verfluche dich im Namen und bei der Macht und Würde ADONAYS!« rief der Meister des Übersinnlichen mit hallender Stimme und hob das geschlossene Kästchen hoch empor. »In seinem Namen vertreibe ich dich aus deinem Amt, den Freuden und dem Platz und binde dich in die Tiefe des bodenlosen Abyssos, damit du dort bis zum Tage des Gerichts bleibst. Sei hinabgestürzt in das Meer aus Feuer und Schwefel, daß für alle, die ADONAY Ungehorsam schworen, bereitet ist. So soll dich der Himmel verfluchen, sollen Sonne, Mond und alle Sterne dich verfluchen
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