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0317 - Der Seelenschmied

0317 - Der Seelenschmied

Titel: 0317 - Der Seelenschmied
Autoren: Rolf Michael
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Piraten. Der Chaifi konzentrierte sich. Das waren sie. Genau die Zahl der Seelen, die ihm entwendet wurden.
    »… ist immerhin ein Teufel…!« hörte der Chaifi die weiteren Worte. Für einen kurzen Augenblick zuckte der Seelenschmied zusammen. Doch die Menschen hatten für den Begriff »Teufel« viele Auslegungen.
    Chaifi konzentrierte sich auf den Nachhall der Stimme, die nur ein Wesen wie er vernehmen kann. Und dann ließ er sich einfach dorthin fallen.
    Das Wort, das er rief, hätte in der menschlichen Sprache: »Rache« bedeutet…
    ***
    Professor Zamorra hörte, wie der Schwarze Garfield mit überschnappender Stimme ein Wutgebrüll ausstieß. Während ihn vier Piraten an den Großmast banden, sah er, wie der Kapitän seinen Rudergänger mit einem Fausthieb niederstreckte und etwas aus dem Gürtel riß. Die neunschwänzige Katze – eine Peitsche mit neun Riemen. Das Klatschen des Leders auf dem nackten Oberkörper des Maates drang bis zu ihm hinüber.
    Die Matrosen, die Zamorra gefesselt hatten, wichen zurück. Die hatten einen Tampen mehrfach um seinen Leib geschlungen und um den mächtigen Pfahl des Mastbaumes gedreht. Der Mast war so stark, daß Zamorra nicht mit den Händen an die rückwärtige Stelle kam, wo ein kunstvoller Knoten geschlungen war.
    Seine Arme und Beine waren noch frei und trotzdem kam er nicht los vom Mast. Michael Ullich und Carsten Möbius waren mit gespreizten Armen und Beinen unterhalb der Kommandobrücke festgebunden worden. Der blonde Junge war ohnmächtig geworden.
    Carsten Möbius sah seinem Schicksal bleich, aber gefaßt entgegen.
    »Ich bringe sie um! Ich bringe sie alle um!« knirschte der Schwarze Garfield. Mit einem letzten Hieb warf er seinen Maat hinunter auf das Zwischendeck. Er riß den Entersäbel aus der Scheide und stürmte auf Professor Zamorra zu.
    »Ich bringe euch um!« heulte er. »Und selbst der Teufel soll mich davon nicht abhalten…!«
    Der Meister des Übersinnlichen konnte einen Schreckensruf nicht unterdrücken, als er den wutentbrannten Kapitän der Piratenbande auf sich zurasen sah…
    ***
    Irgend etwas war da. Der Schwarze Garfield spürte einen unsichtbaren Widerstand, der ihn zurückschleuderte. Etwas Undurchdringliches wie eine gigantische Mauer aus nachgiebiger Wolle.
    »Er gehört mir!« erscholl es aus dem Nichts. »Ihr habt sie in meinem Auftrag hierhergebracht. Dafür gab ich euch das Leben wieder. Fahrt zur Hölle und opfert sie vor meinem goldenen Standbild!«
    »Einen Dreck werde ich!« heulte der Schwarze Garfield. »Ich töte sie dort, wo es mir paßt… und zwar hier und auf der Stelle! Und wenn wir erst gerade an der Mündung des Flusses sind. Ich will, daß sie jetzt sterben!«
    »Du stellst dich mir in den Weg?« kam die Stimme aus dem Nichts.
    »Zeige dich mir in einer Gestalt und ich räume dich aus dem Weg!« knirschte der Schwarze Garfield. »Ich gebe dir Stahl zu schmecken, daß dir davon übel wird – und wenn du der Teufel selber wärst!«
    »Dann beweise, daß du den Mut dazu hast!« Hallend wie ein ganzer Chor mächtiger Posaunen erscholl diese Stimme.
    Und dann formte sich aus dem Nichts ein Gebilde, das man nur mit allergrößter Fantasie als menschenähnlich bezeichnen kann. Es glich den Kritzeleien des krankhaften Bewußtseins eines Irren.
    Der fast ovale, ungefähr zwei Meter hohe Körper glich einer gigantischen Meerschildkröte. Professor Zamorra, der das Rückenteil des Dämonen sah, erkannte das verschlungene Muster eines Dämonensiegels.
    Der Meister des Übersinnlichen entfaltete seine volle Konzentration und prägte sich das Höllensiegel mit allen Schlingen und Verzierungen ein. Er wußte genau, daß man mit dem Siegel einen Dämon beschwören, jedoch auch in besonderen Situationen bannen kann. Er hatte das Amulett nicht in seiner Nähe und war überdies gefesselt.
    Dazu wollte ihm der Piratenkapitän ans Leben. Und ein Dämon kam, um seine Seele zu fordern.
    Professor Zamorra mußte jede kleine Chance nutzen, wenn er aus dieser ausweglosen Situation herauskommen wollte.
    Inzwischen bebte der Schwarze Garfield von diesem Alptraumwesen zurück. Arme und Beine des Dämons waren spindeldürr und geformt wie bei einer Eidechse. Doch der Schädel glich einem Menschen der Südsee und war mit weißer und roter Farbsubstanz verunziert. Aus dem Mund kam die gespaltene Zunge einer Schlange hervor, und das Gebiß glich dem eines Tigers.
    »Weiche vor Nomuka, dem Dämon von Tahiti!« grollte das unheimliche
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