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0311 - Am Todestag von Isabell

0311 - Am Todestag von Isabell

Titel: 0311 - Am Todestag von Isabell
Autoren: Am Todestag von Isabell
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eine Damenbekanntschaft machen werde. Aber verlo-46 ben, ohne etwas davon zu sagen… Nein, das hätte er niemals getan.«
    »Leider muss ich ihnen widersprechen, Miss Tarring«, erwiderte ich. »Ich weiß genau, dass Motley sich hier mit einer junge Dame verlobte und diese sicher war, dass er sie heiraten werde.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Nein. Ich hörte ja erst von ihm, als er tot war, aber die junge Frau versicherte mir, dass es so sei, und ihre Verwandten bestätigten das. Es besteht sogar der Verdacht, dass er von einem eifersüchtigen Nebenbuhler ermordet worden ist.«
    Wenn ich geglaubt hatte, Sue Tarring werde in Klagen oder Vorwürfe gegen den Toten ausbrechen, so hatte ich mich geirrt.
    Sie presste die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und sagte nur: »Das ist ausgeschlossen. Etwas Derartiges hätte Oliver niemals getan und außerdem… Außerdem liebten wir uns.«
    Jetzt weinte sie. Aber sie fasste sich schnell wieder, wischte die Tränen ab und sagte: »Entschuldigen Sie. Hier ist wohl nicht der Ort für Gefühlsausbrüche.«
    »Haben Sie Briefe von Mister Motley?«, fragte ich.
    »Nur ein paar Ansichtspostkarten. Als er nach New York fuhr, kamen wir überein, uns keine Liebesbriefe zu schreiben, sondern das, was wir uns zu sagen hatten, am Telefon zu erledigen. Briefe könnten sehr leicht in fremde Hände kommen, und es brauchte ja niemand zu wissen, was wir dachten und fühlten.«
    Das war die Erklärung, warum wir in Motleys Wohnung nichts dergleichen gefunden hatten.
    »Wann sprachen Sie Mister Motley zum letzten Mal?«, fragte Phil.
    »Vor genau zehn Tagen. Er war bester Laune und meinte, er werde in nächster Zeit eine Gehaltserhöhung und wahrscheinlich eine größere Belohnung für die Aufklärung eines Falles erhalten.«
    »Sagte er, was das für ein Fall ist?«
    »Nein. Er redete fast nie von seinen beruflichen Dingen, und wenn, dann nur so am Rande.«
    Das Mädchen fragte, ob es möglich sei, die Leiche nach Sullivan zu überführen, und Lieutenant Crosswing gab sofort sein Einverständnis.
    Nachdem Sue Tarring gegangen war, meinte Crosswing: »Entweder dieser Motley war ein ungeheurer Schuft, oder die Sache hat einen Haken.«
    »Die Frau jedenfalls war unbedingt glaubwürdig«, antwortete ich. »Motley dagegen wurde uns als ein Mann beschrieben, der es liebte, vorübergehende Bekanntschaften zu machen, ohne sich zu binden. Aber auch Trixy Hardman ist glaubwürdig. Ich kann mir nicht denken, dass sie gelogen hat.«
    Nachdem wir noch eine halbe Stunde diskutiert hatten, waren wir genauso klug wie vorher.
    Allerdings nahm ich mir vor, heute Abend anlässlich der Geisterbeschwörung in Hardmans Haus Trixy zu fragen, ob Motley ihr gegenüber eine Bemerkung gemacht habe, dass er eigentlich bereits verlobt sei.
    ***
    Wir hatten verabredet, uns bei Hardman nicht anzumelden. Er wäre imstande gewesen, und hätte sich Ausreden einfallen lassen. Aus demselben Grund beschlossen wir, erst kurz vor Mitternacht hinzugehen. Wie immer, wenn man ungeduldig auf etwas wartete, kroch die Zeit.
    Es wurde zehn, als wir im Star Lights vor Anker gingen. Das Star Lights ist eine kleine Bar in Sixth Avenue.
    Um 11 Uhr zogen wir weiter ins Dachgartenrestaurant des RCA Buildings, wo wir um 11 Uhr 35 auf brachen.
    Bei Gordon Hardman fanden wir eine ebenso bunte wie bemerkenswerte Gesellschaft vor.
    Es waren fünfzehn Personen, Männer und Frauen jeden Alters und aller Gesellschaftsklassen.
    Sie saßen im Wohnzimmer und hörten Gordon zu, der einen Vortrag über das Phänomen der Weißen Frau hielt.
    Auch Evelyn und Sam Delory waren anwesend. Sie waren also inzwischen von ihrem Ausflug zurückgekehrt.
    Wir wurden ohne große Begeisterung, aber höflich empfangen, wurden vorgestellt und erhielten gnädigst Erlaubnis, der Sitzung beizuwohnen.
    »Es wird Zeit, meine Schwestern und Brüder«, erklärte dann Gordon salbungsvoll, entzündete eine dicke Kerze und schritt, diese in der Hand, voraus.
    An der Tür zu Isabells Zimmer winkte er Delory, der sich mit einer Zange bewaffnet hatte und die Krampen, mit denen die Hängeschlösser befestigt waren, herausriss.
    Er schien sich gar nicht darüber zu wundem, dass das gar keine Mühe machte.
    »Bitte, kein elektrisches Licht«, bat Gordon, ging zum Tisch und ließ ein paar Tropfen Wachs darauf fallen, um die Kerze festzukleben.
    Die Okkultisten schoben ihre Stühle, die sie aus den anderen Räumen mitgebracht hatten, an den Tisch und setzten sich. Wir beide blieben im
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