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0311 - Am Todestag von Isabell

0311 - Am Todestag von Isabell

Titel: 0311 - Am Todestag von Isabell
Autoren: Am Todestag von Isabell
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kippte«, meinte ich.
    »Da ist sehr leicht zu erklären«, antwortete der Arzt. »Man muss sie unmittelbar nach dem Mord, wahrscheinlich in sitzender Stellung, hineingepackt haben. Mit der Zeit kippte sie nach vorn und drückte gegen die Tür.«
    »Seit wann war die Tür geöffnet?«, wendete sich Crosswing an Gordon Hardman, und als dieser sich nicht darum kümmerte, packte der Lieutenant ihn an den Schultern und schüttelte ihn.
    »Reißen Sie sich zusammen. Begreifen Sie denn nicht, was Sie mit Ihrem Humbug angerichtet haben? Sie haben zwei Menschenleben auf dem Gewissen.«
    Gordon schrie, schimpfte und war absolut nicht mehr vornehm. Nach einigen Minuten wurde er friedlich. Trotzdem bedurfte es wiederholter Fragen, bis er sich bequemte, zu antworten.
    »Alle Mitglieder der Séance, einschließlich der beiden G-men, haben gesehen, dass die Tür erst vor einer halben Stunde geöffnet wurde.«
    »Von wem?«, fragte der Lieutenant.
    »Von Mister Delory, den ich damit beauftragte.«
    »Sie wussten nicht, dass die Tür schon vorher geöffnet worden war?«
    »Sie war noch mit den Hängeschlössern versehen, als wir vorhin vor das Zimmer kamen«, erklärte er.
    »Kommen Sie doch einmal her, Mister Delory.« Ich winkte ihm mit dem gekrümmten Zeigefinger, und er folgte mit wütendem Gesicht.
    »Hören Sie einmal, Mister Delory, ist Ihnen nichts Besonderes aufgefallen, als Sie die Krampen herauszogen? Erinnern Sie sich einmal an unser Gespräch von neulich.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, G-man«, erwiderte er.
    »Ich sagte Ihnen neulich, jemand habe so sehr Sehnsucht nach dem Geist der Isabell gehabt, dass er die Krampen herauszog, um in das Zimmer zu gelangen. Beim Verlassen hat er diese Krampen zwar wieder angebracht, aber sie zeigten die Spuren einer Zange und saßen nicht mehr fest.«
    »Es ist möglich, dass Sie einmal etwas Derartiges gesagt haben, aber ich erinnere mich nicht daran. Ich kann mir ja schließlich nicht alles merken.«
    »Und heute? Wie war das heute?«
    »Gewiss, die Krampen saßen nicht sehr fest, aber ich achtete nicht darauf.«
    »Das kann nur Trixy gewesen sein«, mischte sich Evelyn ein. »Trixy wollte ja auch nicht daran glauben, dass die Weiße Frau Motley geholt hat. Sie redete immer von Mord. Die wird sich Zutritt zu dem Zimmer verschafft haben, und dann geschah, was geschehen musste.«
    »Und was musste geschehen?«
    »Isabell hat sie erwürgt, genauso wie sie Motley getötet hat. Isabell duldet nicht, wenn ungläubige Sterbliche in ihr Zimmer eindringen.«
    »Bis jetzt wurde mir immer erzählt, dass gelte nur für den Zeitpunkt ihres Todes«, sagte ich. »Sie frisieren 50 das Isabell-Märchen so, wie es Ihnen gerade in den Kram passt.«
    »Ich sage nur, was wahr ist«, brummte sie verstockt, und ich gab mich nicht weiter mit ihr ab.
    Trotz allem, die Theorie, dass Trixy die Krampen gelöst hatte und wahrscheinlich zu wiederholten Malen im Zimmer gewesen war, hatte etwas Bestechendes an sich. Trixy glaubte nicht an den Geist. Sie hatte Motley geliebt und vielleicht geglaubt, sie könne in dem von der Polizei bereits gründlich durchsuchten Zimmer doch noch einen Hinweis auf den Mörder finden.
    Vielleicht, man konnte das nie so genau wissen, hatte sie doch an den Geist der Isabella geglaubt und sich in den Kopf gesetzt, sich an diesem zu rächen. Niemand konnte wissen, was in ihrem Hirn vorgegangen war.
    Die genauen Untersuchungen des Zimmers der Toten und des Stricks, mit dem sie erwürgt worden war, ergaben absolut nichts. Eine neuerliche Anfrage bei der Firma, die diese ausgefallene Sorte von Tauen verkaufte, wurde dahingehend beantwortet, dass seit dem Mord an Motley viele Leute gekommen waren, um den »Henkerstrick« wie es allgemein hieß - zu erstehen.
    Es waren so viele Käufer da gewesen, dass man bereits eine größere Menge bei der Fabrik nachbestellte.
    »Ich glaube, wir werden in allernächster Zeit eine Epidemie von Morden ä la Weiße Frau erleben«, meinte Phil.
    ***
    Gordon Hardman saß mit der Brandyflasche in seinem Wohnzimmer. Es war, als kümmere er sich um überhaupt nichts mehr.
    »Was meinst du, Evelyn, wollen wir auch nach Hause gehen?«, fragte Sam Delory das Mädchen.
    Er musste wohl mein Gesicht gesehen haben, denn er sagte: »Ach so, Sie können ja noch nicht wissen, dass wir seit gestern verheiratet sind.«
    »Da gratuliere ich. Was sagt denn Mister Hardman dazu?«
    »Was soll er schon sagen? Er kann ja nun nichts mehr daran ändern.«
    Ich dachte an das
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