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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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hin zurückzog.
    Larry versuchte, seinen Aufprall federnd abzufangen, doch
er knickte mit dem Fuß weg. Brennender Schmerz raste durch sein Bein, er kippte
auf die Seite, zerkratzte sich das Gesicht und die Hände an der harten,
rissigen Schachtwand. Staub wirbelte auf, er griff in einen Berg Unrat, spürte
dichte, klebrige Spinnweben zwischen seinen brennenden Händen.
    Für den Bruchteil eines Augenblicks wurde es schwarz vor
seinen Augen. Doch die momentane Schwäche verging ebenso schnell wieder, wie
sie gekommen war, und er versuchte, auf die Beine zu kommen. Sein Fuß brannte,
er konnte kaum auftreten, und doch war er froh, dass alles so glimpflich
verlaufen war. Er war fast vier Meter in die Tiefe gestürzt und hätte sich das
Genick brechen können. Wie durch ein Wunder hatte er sich nur eine Zerrung
zugezogen.
    Das kreisrunde Loch weit oben mit dem kleinen Ausschnitt
des Himmels war unerreichbar für ihn. Er tastete nach seiner kleinen
Taschenlampe, deren Lichtkegel die dunkle Mauer aus der Finsternis riss. Hier
gab es keine Möglichkeit hinaufzuklettern. Selbst wenn es eine gegeben hätte,
wäre es fraglich gewesen, ob er mit seinem verletzten Bein die Strecke nach
oben geschafft hätte.
    Der Brunnenschacht musste schon seit langer Zeit trocken
liegen. Alles war verstaubt, sandig, mit Spinngewebe überwachsen. Larrys Blick
fiel auf den etwa mannsgroßen, tunnelähnlichen Eingang, der direkt in die
Brunnenwand mündete.
    Was hatte dieser Schacht zu bedeuten?
    Gab es eine Fluchtmöglichkeit?
    Vielleicht gab es von einem der Häuser aus einen geheimen
Tunnel, der herführte.
    Larry Brent zögerte nicht lange. Er ging auf die Knie –
das schmerzte fast unerträglich, doch er biss die Zähne zusammen. Mit beiden
Händen zerrte er die Grasbüschel heraus, teilte die Spinnweben und kroch etwa
einen halben Meter in den Tunnel hinein. Er leuchtete seine nähere Umgebung
aus. Die Schachtwand war glatt und feucht. Dunkle Kellerpilze wuchsen auf dem
rohen Gestein. In der Tiefe der Dunkelheit, die er mit dem Lichtstrahl der
Lampe nicht auszuloten vermochte, glaubte er ein fernes Rauschen wahrzunehmen.
Ein Bach oder ein Fluss?
    Eine gewisse Erregung hatte ihn gepackt. Er musste sich
beeilen, ehe der geheimnisvolle Gegner, in dessen Händen Iwan zu einem
Spielball geworden war, auf die Idee kam, den Brunnenboden absuchen zu lassen.
    Larry beeilte sich. Die Taschenlampe zwischen den Zähnen,
kroch er auf allen vieren über den steinigen Boden. Mit einem Mal berührte er
etwas Weiches.
    Ein Körper!
    Er hielt den Atem an.
    Der Körper bewegte sich.
    Im Schein der Lampe sah Larry einem jungen Chinesen
direkt ins Gesicht, das fahl und eingefallen war. Der schwarze Stoppelbart
verstärkte sein elendes Aussehen noch. Um die schmalen Lippen des Fremden
zuckte es. Er richtete sich langsam auf.
    »Wer bist du?«, wollte Larry Brent wissen.
    Der Mann keuchte. Seine dunklen Augen glänzten fiebrig.
Es war etwas in ihnen, das X-RAY-3 erschreckte – ein Ausdruck des blanken
Wahnsinns.
    »Nenn mir deinen Namen«, sagte Larry freundlich.
    »Ich ... ich ...« Der Chinese war klein und reichte Larry
bis an die Brust. Er war Mitte zwanzig, obwohl er durch sein ungepflegtes
Aussehen um mehr als zehn Jahre älter wirkte.
    »Wie kommst du hierher?« Larry Brent sprach langsam und
überlegt. Er wollte durch ein zu lautes oder unbedachtes Wort sein Gegenüber
nicht erschrecken.
    »Weiß nicht«, sagte der Mann, stand leicht nach vorn
geneigt und presste die Hände unterhalb der rechten Brust gegen seinen Körper.
    »Wer bist du?« Die Worte klangen wie ein Hauch, waren
kaum zu verstehen. »Freund ... oder ... Feind ...?«
    Larry musste genau hinhören und sagte beruhigend: »Ich
bin ein Freund. Hast du etwas mit den Puppen zu tun?«
    »Puppen ... wovon sprichst du?« Der Bedauernswerte schien
keine Ahnung davon zu haben, was hier gespielt wurde.
    »Dann weißt du möglicherweise etwas über die Menschen,
aus denen man Puppen gemacht hat?« Larry sprach wie zu einem Kind und beugte
sich zu ihm herab.
    »Wie heißt du?«, fragte der Mann plötzlich, als er Larrys
Gesicht so nahe vor sich sah.
    »Larry.«
    »Lee ...« Der Chinese schien einen Augenblick völlig klar
zu sein.
    So nah über dem Kranken sah Larry, dass Lee unterhalb
seiner rechten Brust eine merkliche Verdickung hatte.
    Eine Geschwulst?
    »Wie kommst du hierher, Lee?«
    »Ich bin ... schon lange hier ...«
    »Du wohnst hier drin?« Eifriges Kopfnicken war die
Antwort.
    Diese
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