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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong
Autoren: Larry Brent
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ungünstig saß – das Gesicht vom einfallenden Licht abgewendet.
    Die Alte trug das dünne Haar zu einem armseligen Knoten
geflochten. Sie war mit einem dunkelblauen Gewand bekleidet, von dem man nicht
sagen konnte, ob es ein Kleid oder eine Schürze war.
    »Das ist er also. Der Mann, der unbedingt die Finsternis
versuchen will«, sagte sie krächzend, während sie Larry anblickte.
    Sie bot den beiden Ankömmlingen mit einer hastigen Geste
Platz an.
    »Ich habe von Ihnen erzählt, Larry«, bemerkte Su leise
auf einen fragenden Blick des PSA-Agenten. »Ich habe ihr versprochen, Sie
herzubringen. Sie wollte Sie unbedingt kennenlernen.«
    Die Alte fuhr fort, ohne Sus geflüsterte Worte gehört zu
haben.
    »Man setzt sein Leben nicht leichtsinnig aufs Spiel,
junger Mann. Vor allem nicht, wenn man noch so jung ist wie Sie. Sie kommen aus
der Stadt, haben eigene Lebensansichten. Lassen Sie sich aber von der alten Kon
sagen, dass die Dinge nicht immer so sind, wie wir sie sehen. Wir Chinesen sind
ein sehr eigenwilliges, ungewöhnliches Volk und haben unsere eigene Religion,
unsere eigene Mystik. Sie kommen aus einem fernen Land. Sie können nicht
wissen, was sich hier in finsterer Vorzeit abgespielt hat. Dazu gehört auch die
Sache mit den Puppen. Hüten Sie sich vor ihnen. Sie sind gefährlich. Wo sie
auftauchen, lassen sie den Tod zurück.«
    »Ich weiß«, antwortete Larry. Bis jetzt hatte er nichts
Neues erfahren.
    »Sie nehmen die Dinge zu leicht. Durch Su Hang weiß ich,
dass Sie unablässig die Geister beleidigen. Ich habe ihr vom Haus der Puppen erzählt. Dort hausen die
Geister der Verstorbenen, die im Jenseits keine Ruhe finden.«
    »Merkwürdige Geister, die in der Gestalt einer Puppe
erscheinen – um zu morden«, bemerkte Larry nur. Es widerstrebte ihm, die
Ausführungen der Alten einfach widerspruchslos hinzunehmen.
    »Für Sie mag das sonderbar erscheinen, für uns nicht. Wir
verstehen ihre Psyche nicht, das ist es. Die Puppen, die zunächst auftauchen,
mahnen uns, daran zu denken, dass wir diesen Geistern etwas schuldig sind. Sie
rächen sich mit der neuen Macht, die ihnen verliehen worden ist.«
    »Ich habe keinem dieser Geister etwas zugefügt. Ich bin
ein Fremder.«
    »Sie waren schon einmal in Hongkong.«
    Das stimmte. Die Alte kam auf einen Fall zu sprechen, der
erst kurze Zeit zurücklag. »Es gibt viele Augenzeugenberichte von den Puppen.
Man hat sie gesehen. Ein Bewohner dieses Dorfes stieß kürzlich mit ihnen
zusammen. Er suchte, vom Feld kommend, Schutz vor einem Unwetter. Zu spät
bemerkte er, dass er sich in dem Gehöft befand, das man das Haus der Puppen nennt. Einen Tag später
fand man ihn tot in seinem Bett auf. Neben ihm lag eine Puppe mit seinem
Gesicht. Und diese Puppe, in die seine Seele übergegangen war, verließ das Haus
– und verschwand im Haus der Puppen ...« Sie schwieg und starrte Larry an.
    Sie wusste noch manches zu berichten. Larry war überzeugt,
dass einiges der Wahrheit entsprach, aber vielen Dingen stand er doch skeptisch
gegenüber.
    Wenig später verließen Su und er das Haus der alten Kon.
    »Ich bin keineswegs so vermessen, unbedingt alles in
Bausch und Bogen abzulehnen. Deshalb brauche ich Gewissheit! Ich weiß nur zu
gut das Risiko einzuschätzen, das ich eingehe. Es gibt eine Reihe von Beweisen,
die das Ungewöhnliche bestätigen. Doch ich muss mehr wissen. Sie bleiben hier
zurück oder halten sich in Hongkong auf. Beschreiben Sie mir den Weg – es ist
nicht weit von hier, sagten Sie vorhin. Ich bitte Sie aber noch um folgendes:
Sollten Sie bis Mitternacht nichts von mir hören, rufen Sie bitte diese Nummer
an. Alles Weitere wird dann veranlasst.«
    Larry gab Su eine Telefonnummer und war froh, als er
endlich wieder hinter dem Steuer des Bentleys saß und weiter nach Südwesten
fuhr. Er musste sich eingestehen, dass er selten so ein Gefühl des Unbehagens
verspürt hatte wie zurzeit, denn er musste immer wieder an Iwan Kunaritschew
denken, der sich bis jetzt noch nicht gemeldet hatte.
    Mechanisch fuhr er den von Su Hang beschriebenen Weg.
Niemand begegnete ihm. In der Ferne erblickte er die dunklen Umrisse eines
alten, von einer Mauer umgebenen Gehöftes.
    Es lag in einer Senke, von zahlreichen Bäumen und verwildertem
Buschwerk umgeben.
    X-RAY-3 fuhr an den Wegrand, stieg aus und ging den Rest
des Weges zu Fuß. Die Sonne stand schräg über dem hügeligen Land, die Schatten
wurden länger. Eine unheimliche Stille gab ihm das Gefühl, mutterseelenallein
auf
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