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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
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ging ins Badezimmer und untersuchte die Tür. Er schob den Kopf durch eine zerbrochene Scheibe hindurch und erblickte einen hundert Quadratmeter großen Platz, auf dem einst die Sträflinge Turnübungen zu machen pflegten. Er versuchte seinen Schlüssel, und zu seiner Freude ließ er sich herumdrehen. Nun stand er in dem gepflasterten Hof.
    Ein hohes, enges Tor schien der einzige Ausgang zu sein. Dafür sprach auch, daß Bill jetzt vor diesem Tor, auf der anderen Seite also, patrouillierte. Gray konnte seine Schritte hören. Dieser Bill, bewaffnet und verängstigt, mußte als gefährlich gelten. Jonny zog die Schuhe aus, schlich sich ans Tor und sah durchs Schlüsselloch. Bill befand sich etwa sechs Schritte von ihm entfernt und kehrte ihm den Rücken zu. Gray steckte den Schlüssel ins Schloß, das Tor sprang auf. Als Bill herumfuhr, starrte er in einen Revolverlauf.
    »Laß keinen Laut hören«, flüsterte Jonny. »Gib die Pistole her, Unglückseliger!« Mit einem Griff riß er ihm die Waffe aus der Hand und beförderte ihn mit einem Stoß in den Übungshof.
    »Hier bleibst du!«
    Er schloß das Tor jetzt von außen ab. Zum zweitenmal war Bill gefangen.
    Jonny schlich sich an der Hausmauer entlang bis zum Haupteingang, der in die Halle führte. Die Pforte stand offen. Den Revolver in der Hand, den Finger am Abzug, sprang er hinein.
    »Hände hoch!« schrie er.
    Jeffrey Legge zuckte herum. Es krachte, eine Kugel pfiff dicht, an Jonnys Gesicht vorbei.
    Gray hatte zweimal gefeuert, aber Jeff rannte im Zickzack davon, und er kam nicht mehr zum Schuß. Legge verschwand durch eine Tür hinten in der Halle, warf sie zu, Jonny stürzte ihm nach, aber da er alle Türen, die ihm den Weg versperrten, erst wieder aufschließen mußte, konnte er ihn nicht einholen. Schließlich sah er Jeffrey die Pförtnerloge betreten, gleichzeitig wurde ein rasselndes Geräusch hörbar und ein schweres Gitter senkte sich vor Jonny zu Boden. Es versperrte ihm den Zugang zur Pförtnerloge, überhaupt jeden Weg nach draußen. Ein Fallgitter! Alle alten Gefängnisse in der Provinz hatten sie. Legge war entkommen.
    Jonny kehrte zu Marney zurück.
    »Halte dich versteckt - er ist entwischt«, warnte er sie.

28
    Das Fallgitter war unten. Jeffrey zog den Mantel an, den er beim Pförtner gelassen hatte, steckte seinen Revolver in die Tasche und öffnete das äußerste Tor in der Mauer, die das ganze Anstaltsgebäude umschloß.
    Mindestens zwölf Stunden Vorsprung, dachte er, als er ins Freie trat.
    »Bitte, nehmen Sie die Hand aus der Tasche, Mr. Jeffrey -«, hörte er eine klagende Stimme sagen. »Es würde mir furchtbar leid tun, auf einen Mitmenschen schießen zu müssen - es wäre meinen innersten Gefühlen zuwider.«
    Jeff hob seine Hände, so hoch er konnte, denn Mr. Reeder war nicht allein. Hinter ihm standen vier bewaffnete Beamte, und eine Anzahl berittener Polizisten, die einen Halbkreis bildeten, schnitten ihm jede Möglichkeit der Flucht ab. Am schlimmsten jedoch war der haßerfüllte Blick von Peter Kane, der finster und wortlos neben Reeder stand.
    Zum erstenmal in seinem Leben spürte Jeff Legge die kalte Berührung von Handschellen. Er wurde in die Pförtnerloge zurückgebracht. Zwei Polizisten mühten sich währenddem an der Winde ab, mit der das Fallgitter hochgezogen werden mußte.
    Zu Inspektor Craig, der den Überfalltrupp offiziell anführte, sagte Legge:
    »Ich will ein umfassendes Geständnis ablegen. Jonny Gray steckt in dem Geschäft drin. Seit Jahren fabriziert er meine Blüten. Sie finden die Druckpressen in der zweiten Halle. Alle übrigen Vögel sind ausgeflogen.«
    »Sie sind direkt ins Polizeigefängnis von Oxford hineingeflogen«, antwortete Craig: »Dort singen sie fröhlich ihre hübschen, kleinen Lieder. Die Oxforder Polizei hat gestern abend um elf einen ganzen Wagen voll festgenommen.«
    »Jedenfalls ist Jonny Gray in dem Geschäft, das sag' ich Ihnen!«
    »Wie können Sie nur so etwas behaupten?« fragte Mr. Reeder empört. »Ich bin ganz sicher, daß Mr. Gray vollkommen schuldlos ist.«
    Jeff sah ihn voll Verachtung an.
    »Sie sind ein recht drolliger Greif er! Craig hat Sie wohl hergebracht?«
    »Nein«, sagte Mr. Reeder, »ich habe mich selbst hergebracht.«
    »Das einzige, was man über Sie sagen kann«, stichelte Jeff gehässig, »ist, daß Sie schlauer sind als der alte Golden - doch das will nicht viel heißen!«
    »Nein, nicht sehr viel«, stimmte Reeder zu.
    »Aber Sie sind nicht schlau genug, um zu
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