Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Sie keinen Versuch, mich auszufragen, Sie bekommen doch keine Antwort.«
    Um zwei Uhr gab es wieder eine Mahlzeit. Sie wurde diesmal etwas netter serviert. Offenbar war extra ein neues Service besorgt worden. Marney machte den Versuch, etwas über ihren Vater zu erfahren, hatte aber keinen Erfolg damit.
    Langsam schlich der Tag dahin. Jede Minute kam ihr wie eine Stunde und jede Stunde unendlich lang vor. Es war schön fast dunkel, als noch ein Besucher kam - Jeffrey Legge persönlich.
    Bei seinem Anblick erschrak sie. Er war geisterhaft blaß, seine Augen flackerten, die Hände zitterten wie im Fieber.
    »Ich werde meinen Vater rächen -«, stieß er hervor.
    »Was soll das heißen?« fragte sie atemlos.
    »Kane, das Schwein, hat in der vergangenen Nacht meinen Vater ermordet.«
    »Du bist wahnsinnig! Mein Vater ist hier - du sagtest es selbst.«
    »Das war eine Lüge. Es kommt nicht darauf an, was ich dir sage. Kane ist auf dem Weg nach Keytown entwischt. Er kehrte in den Klub zurück und hat meinen Vater umgebracht.«
    Fassungslos starrte sie ihn an.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Nicht wahr?« Er war außer sich vor Haß und Wut. »Ich werde dir zeigen, ob es wahr ist oder nicht!«
    Fluchend und hysterisch schreiend stürzte er aus der Zelle und warf die Tür krachend ins Schloß.

25
    Jonny Gray war aus seiner Betäubung mit heftigen Kopfschmerzen und dem Gefühl erstickender Enge aufgewacht, was, wie er bald feststellte, darauf zurückzuführen war, daß sein Kragen allen rohen Zugriffen dieser Nacht widerstanden hatte und immer noch fest seinen Hals umschloß. Das hätte Parker ohne Zweifel sehr gefreut, was Jonny jedoch nicht daran hinderte, diesen beengenden Kragen entschlossen aufzureißen.
    Der Raum, in dem er sich befand, kam ihm recht vertraut vor. Es war eine Zelle und .
    Natürlich, Keytown Jail! Er dachte an Fenners Warnung. Fenner hatte es also gewußt! Keytown Jail, das die Regierung an - Jeffrey Legge verkauft hatte! Der Gedanke schien ungeheuerlich. Aber warum nicht? Ein Holzhändler hatte ein Gefängnis in Hereford gekauft, ein Restaurateur eines in Nordengland erstanden; in den Zellen wurde jetzt Fünfuhrtee serviert.
    Er verstand jetzt alles. Keytown war das Hauptquartier des ›großen Druckers‹. Wie sollte es sich die Polizei einfallen lassen, gerade diesen Ort zu durchsuchen?
    Er vernahm gedämpft Stimmengewirr. Unten fiel eine Tür ins Schloß. Dort unten mußte Peter sein. Auch er war in ihrer Gewalt. Er bückte sich und klopfte nach der Morsemethode auf den Fußboden. Wenn Peter unten war, würde er es verstehen. Er durchsuchte seine Taschen, fand ein Bleistiftende, aber kein Papier, nur ein paar Fünfpfundnoten, die seine Feinde unberührt gelassen hatten. Er schrieb seine Botschaft auf den Rand einer Banknote. Aus dem Aufschlag seines Fracks zog er geschickt einen langen Faden. Er wickelte den Geldschein um den Bleistift, befestigte daran den Faden und ließ ihn - auch bei ihm war die Fensterscheibe zerschlagen - außen an der Hauswand hinab, in der Hoffnung, daß sein Leidensgenosse unten dieses Manöver bemerken würde.
    Zu seiner Freude spürte er bald einen Zug am Faden, und als er ihn nach wenigen Minuten wieder heraufzog, fand er auf dem Geldschein neben seiner Mitteilung eine Antwort, die ihn sehr bestürzte.
    Marney hier - ein entsetzlicher Gedanke! Es war inzwischen viel zu hell geworden, um eine weitere Verständigung wagen zu können. Er nahm die Wasserkanne und kühlte seinen schmerzenden Kopf im Waschbecken. Als das Frühstück kam, fühlte er sich ein wenig besser.
    Der Mann, der das Teebrett hereinbrachte, war ihm völlig fremd, ebenso sein Begleiter, der mit einem Revolver in der Hand an der Tür Wache hielt.
    »Was soll das alles bedeuten?« fragte Jonny. Er saß auf dem Bett und ließ die Beine herabhängen. »Ich wußte gar nicht, daß Jeff Legge ein solches Verlangen nach dem Gefängnis hat, daß er sich einen eigenen Kasten kaufen mußte! Wäre es nicht billiger und zeitsparender gewesen, wenn er gleich ›über die Alpen‹ gegangen wäre?«
    »Halt den Mund, Jonny Gray - du wirst noch was erleben, bevor du hier herauskommst!«
    »Das glaub' ich gern. Was macht Peter?«
    »Du weißt ganz gut, daß Peter entwischt ist«, erwiderte der mit dem Revolver ohne zu überlegen, merkte aber sogleich, daß er zuviel gesagt hatte.
    »Entwischt!« rief Jonny. »Sprichst du im Ernst?«
    »Ganz gleich, ob im Scherz oder Ernst. Hauptsache, du hältst deine Zunge im Zaum, Gray,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher