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028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
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halbes Dutzend Männer um einen Tisch herum und spielten Karten. Vier Zellentüren waren intakt geblieben. Hinter ihnen standen die Druckpressen, die vom Morgen bis zum Abend französische, amerikanische und englische Scheine zutage förderten. Unter den Männern war keiner, der nicht schon längere Zeit wegen Fälschung gesessen hätte. Jeff hatte sie so sorgsam ausgesucht wie ein Zirkusdirektor seine Artisten. Es waren Männer ohne Heim, ohne Familie, ohne Hoffnung auf die Zukunft. An das Gefängnisleben waren sie ohnehin gewöhnt, und das jetzige hier war eine angenehme Abwechslung vom echten.
    Die Behörden nahmen an, Keytown Jail befinde sich im Besitz eines Konsortiums, das sich mit technischen Versuchen höchst komplizierter Art befasse. Zuleitung und Einrichtung von Kraftstromleitungen zu den ›Laboratorien‹ waren anstandslos bewilligt worden. Es war für Jeffrey das sicherste Asyl im ganzen Land gewesen, besser geschützt, als wenn er es selbst erbaut hätte.
    Seine Rede war kurz und sachlich.
    »Kinder, der Augenblick ist gekommen, uns aus dem Staube zu machen. Ihr habt alle genug Geld, um den Rest eures Lebens angenehm verbringen zu können. Ich rate euch, England so schnell wie möglich zu verlassen. Ihr habt Pässe, kennt den Weg - es ist der beste Moment.«
    »Meinst du, daß wir uns heute abend aufmachen müssen, Jeff?« fragte einer.
    »Ja, heute abend. Ein Auto bringt euch nach London. Aber euer Handwerkszeug müßt ihr hierlassen.«
    »Was willst du mit der Fabrik machen?«
    »Das ist meine Sache«, sagte Jeff.
    Der Entschluß fand nicht allgemeine Zustimmung, doch war der Respekt vor dem ›großen Drucker‹ zu groß, als daß ihm einer widersprechen wollte. Gegen zehn Uhr abends war das Gefängnis leer, bis auf Jeffrey und seinen Stellvertreter.
    »Ich habe Bill Holliss nicht fortgehen sehen«, sagte Jenkins. Aber Jeffrey war zu sehr mit seinen Plänen beschäftigt, um der Bemerkung auch nur einen Augenblick Beachtung zu schenken.
    »Vielleicht siehst du zu, daß du jetzt selbst wegkommst, Jenkins«, knurrte er. »Du kannst den Zweisitzer nehmen und fahren, wohin du willst!«
    »Ich möchte bis morgen früh hierbleiben.«
    »Du gehst heute abend. Was hätte es sonst für einen Zweck gehabt, die anderen wegzuschicken?«
    Er schloß das Tor hinter Jenkins Wagen. Jetzt war er allein mit seinen Gefangenen. Er konnte jetzt ruhiger nachdenken. Die große Wut war vorüber. Er suchte in einer alten Vorratskammer und fand bald, was er brauchte. Ein starkes Seil. Er warf es über den Arm, nahm eine Windlaterne in die Hand und ging in den Hof hinaus zu einem Schuppen, der an die Hauswand angebaut war. Er schloß das verrostete Anhängeschloß auf und zog die beiden Türflügel auseinander. Der Schuppen war leer, bis auf allerhand herumliegenden Plunder, den er mit dem Besen beiseite fegte. Darauf holte er eine Leiter, stieg zu einem Balkon unter dem Dach hinauf und band ein Seilende daran fest. Dann mühte er sich damit ab, eine Schlinge zu knüpfen.
    Es war die alte Richtstätte des Zuchthauses. Unter seinen Füßen befand sich die verhängnisvolle Falltür, die bei einem Ruck am rostigen Hebel herabklappen mußte. Er machte den Versuch, aber es kostete ihn viel Zeit, bis er die Falle wieder hochgezogen hatte. Sein Gesicht war schweißbedeckt. Ein Blitz erleuchtete sekundenlang die finsteren Winkel des Gefängnishofes, und von fernher folgte ein Donnergrollen, Jeffrey betrat die Halle und stieg die eiserne Treppe zur ersten Galerie hinauf. Vor Nummer vier, der Verurteiltenzelle, blieb er zögernd stehen. Geräuschlos steckte er den Schlüssel ins Schloß, öffnete, schlüpfte hinein. Mit angehaltenem Atem wartete er. Er wußte nicht, ob sie schlief oder wach war. Leise schlich er zum Bett. Er sah die Umrisse ihrer Gestalt.
    »Marney ...« Er tastete nach ihrem Gesicht.
    Da legten sich zwei Hände wie Klammern um seine Gurgel.
    Einen Augenblick war Legge vor Schreck gelähmt, dann wehrte er sich wild. Kämpfend stürzten sie vom Bett. Jeffrey stieß mit dem Knie nach Jonny, der aufschrie; die Umklammerung seiner Finger lockerte sich, Legge entschlüpfte dem Griff und flog zur Tür, warf sie zu. Keuchend stand er vor der Zelle. Von innen hörte er ein kratzendes, tastendes Geräusch am Schlüsselloch, begriff blitzschnell, daß Jonny ja einen Schlüssel besaß, den er hineinstecken wollte. Rasch steckte er von außen seinen eigenen Schlüssel ins Schloß und drehte ihn ein wenig herum, so daß er von
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