Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
028 - Zimmer 13

028 - Zimmer 13

Titel: 028 - Zimmer 13
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
dann wirst du behandelt, wie sich's gehört. Andernfalls wird dir Dartmoor im Vergleich zu Keytown noch wie ein Paradies erscheinen.«
    Die Tür wurde zugeschlagen.
    Später kam der, der das Tablett gebracht hatte, diesmal allein, um es wieder zu holen.
    »Wie heißt du eigentlich, mein Junge?« fragte ihn Jonny. »Ich mag dich nicht mit ›Kerl‹ anreden - ich hasse pöbelhafte Ausdrücke.«
    »Bill ist mein Name. Aber du sollst mich auch nicht Bill nennen. Du kannst ›Sir‹ zu mir sagen.« »Oho!« meinte Jonny bewundernd. »Du sprichst ja wie ein richtiger Schinder.«
    Wieder fiel die Tür krachend ins Schloß.
    Jonny Gray hatte Zeit nachzudenken. Man hatte ihm die Uhr, sein goldenes Zigarettenetui und ein kleines Federmesser weggenommen, aber der Verlust dieser Gegenstände störte ihn nicht im geringsten. Vor allem lag ihm daran, das Keytowngefängnis näher kennenzulernen.
    Um vier Uhr nachmittags wurde ihm der Lunch gebracht, und er war hungrig genug, davon zu essen, wenn er auch einen gewissen Argwohn auf etwaige Zutaten nicht unterdrücken konnte.
    »Kein Gift drin, Bill?« fragte er, als ihm Brot und Käse hingestellt wurden.
    »Wozu Gift? Wir könnten dich ja verhungern lassen. Vielleicht kommt Jeff noch auf die Idee, wenn er zurück ist.«
    »Er ist fort, sagst du? Es ist ja auch viel netter im Gefängnis, wenn der Direktor nicht da ist, nicht wahr, Bill? Was meinst du zu ein paar hundert - echte Scheine natürlich?«
    »Wofür?« Bill blieb an der Tür stehen. »Wenn du glaubst, ich ließe dich dafür einen Ausflug machen, bist du ein Narr.«
    »Habt ihr eigentlich elektrisches Licht hier?« erkundigte sich Jonny harmlos. Den ganzen Tag hatte er ein eigentümlich schwirrendes Geräusch gehört, das aus einem entlegenen Teil des Gefängnisses zu kommen schien.
    »Ja«, sagte Bill. »Das hier ist ein Musterkasten.«
    »Sicher. Aber da könntet ihr doch heute abend mal meine Zelle illuminieren? Das wäre doch eine Abwechslung. Oder braucht ihr den ganzen Strom für die Druckerei?« Er sah, wie Bills Gesicht zuckte. »Natürlich fabriziert ihr hier euer Falschgeld - das weiß jeder. Hör auf meinen Rat, Bill - geh, solange es noch Zeit ist! Sonst werden dich die Greifer in den echtesten Kasten setzen, den du dir vorstellen kannst. Jeffrey bringt dich früher oder später ins Loch. Er ist ein geborener Verräter. Und er hat Geld, mit dem er sich aus dem Staub machen kann - Geld, Autos und Flugzeuge. Von alldem hast du nichts, du wirst auf deinen eigenen Füßen davonlaufen müssen, und die Greifer holen dich auf halbem Wege ein.«
    »Ach, halt den Mund!« sagte Bill unwillig. Es war ihm unbehaglich zumute. Das Gespräch endete wie am Morgen mit dem Zuschlagen der Tür.
    Wenig später öffnete sich das kleine Guckloch in der Zellentür.
    »Wie bist du draufgekommen, daß das eine Druckerei ist?« fragte Bills Stimme.
    »Ich bin nicht draufgekommen - ich weiß es. Wenn du heute abend zu mir kommen willst, sag' ich dir, wie jeder Arbeiter hier heißt, wo jede Druckpresse steht, und wie lange du im Zuchthaus sitzen wirst.«
    Das Guckloch schloß sich wieder.
    Ein Glück, daß Jeffrey fort war - hoffentlich blieb er die ganze Nacht weg. Jonny war um Marney besorgt und mußte sich zusammennehmen, um die Nerven nicht zu verlieren.
    Nach einer Stunde erschien Bill wieder.
    »Du machst Bluff, Jonny Gray! Wir haben hier einen Burschen, der mit dir im Kasten gesessen hat, und der sagt, du seist der ärgste Bluffer, den es je gegeben hat. Du weißt gar nichts.«
    »Ich weiß fast alles«, erklärte Jonny unbescheiden. »Ich weiß zum Beispiel, daß sich in der Zelle unter mir eine junge Dame befindet. Wie geht es ihr?«
    Bill war einen Augenblick fassungslos.
    »Wer hat dir das gesagt? Es ist doch kein anderer hiergewesen?«
    »Kein Mensch. Es gehört nur zu meiner allgemeinen Sachkenntnis. Nun hör mal zu, Bill: Wie behandelt ihr die Dame? Davon hängt dein Leben ab - vergiß das nicht!«
    »Es geht ihr gut«, berichtete Bill etwas unsicher. »Man hat ihr die Verurteiltenzelle gegeben, mit einem Badezimmer und allem Zubehör - ein besonderes Bett, nicht wie deines ... Aber du kannst mir nicht bange machen, Gray!«
    »Bring mir etwas Wasser.«
    Das Wasser kam lange nicht. Es war schon dunkel. Er horchte an der Tür, als er Schritte hörte. Bill war allein. Jonny zog das eine Hosenbein hoch, und der Sockenhalter, auf den Parker so stolz war, kam zum Vorschein. Es war auch kein gewöhnlicher Sockenhalter. An die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher